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Gefangene bei Stalin und Hitler

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Margarete Buber-Neumanns Erinnerungen aus dem sowjetkommunistischen Gulag in Kasachstan, aus dem nationalsozialistischen Frauenkonzentrationslager Ravensbrück und ihre Dokumentation über die stalinistischen Prager Prozesse erschienen unter dem Titel „Als Gefangene bei Stalin und Hitler“ zuerst in Schweden, 1949 dann auch in Deutschland. Die Autorin, Ehefrau des KPD-Reichstagsabgeordneten, Rote Fahne-Chefredakteurs, Politbüro- und Komintern-Mitglieds Heinz Neumann, der im April 1937 fälschlich als Trotzkist und „imperialistischer Agent“ im Moskauer Exil zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, war von der sowjetischen Geheimpolizei GPU an die Gestapo ausgeliefert worden und hatte das KZ überlebt. Es gibt wohl wenige Bücher, die die Unmenschlichkeit und Verkommenheit des kommunistischen Systems mit solcher Klarsicht und Schärfe brandmarken. Buber-Neumann gehörte zu den ersten, die das Entsetzliche des Kommunismus und dessen große Ähnlichkeit mit dem Nationalsozialismus erkannt hatten. Die eklatanten Wahrnehmungsschwierigkeiten der linken europäischen Intelligenz beim Blick nach Osten, die Gefühllosigkeit für die zahllosen Opfer des verbrecherischen Systems, waren der Hauptgrund für den Bruch Buber-Neumanns mit der Linken Ende der vierziger Jahre. In den sechziger Jahren vertiefte sich dieser Bruch mit der Linken weiter, als die rebellierenden Studenten sich in unschuldiger Parteilichkeit ertaubt und erblindet für die Opfer des Kommunismus, die Alexander Solschenyzin auf siebzig Millionen beziffert, zeigten. Buber-Neumanns Sympathie für die CSU und den „Bund freies Deutschland“, den sie mitbegründete, taten ein übriges, um diese völlige Entfremdung voranzutreiben. Kurz vor dem Fall der Berliner Mauer starb sie am 6. November 1989 in Frankfurt am Main. Dort geht jetzt am Sonntag eine Ausstellung in der Deutschen Bibliothek zu Ende, die von der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück/Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten zu ihrem 100. Geburtstag im vergangenen Jahr gestaltet wurde. Die Exponate, Bücher, Bilder, Zeichnungen, Fotos, Plakate und Briefe stammen zum größten Teil aus dem Frankfurter Exil-Archiv. Unvergessen bleiben dem Besucher der rote Häftlingswinkel Milenas und ein erst kürzlich von der Gauck-Behörde gefundenes Dokument des MfS zur operativen Bearbeitung der Trotzkistin und Agentin Margarete Buber-Neumann, das „die Liquidation dieser gefährlichen Agentin“ vorschlägt.

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Marc Jongen, ESN Fraktion
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