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Aus der Distanz

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Kaum ein anderer zeitgenössischer Schriftsteller entzieht sich so konsequent dem Kultur- und Medienbetrieb wie Botho Strauß. Öffentliche Auftritte bei Lesungen und Preisverleihungen, in Literatursendungen und Talkshows meidet er, Fotografen geht er aus dem Weg. Die wenigen bekannten Bilder, zumeist Porträtaufnahmen, zeigen ihn mit einem verschlossenen und nachdenklichen Gesichtsausdruck. Strauß läßt weder Nähe noch Vertraulichkeit zu, geschweige denn Intimität, stets wahrt der scheue Einzelgänger Distanz. Exemplarisch dafür steht eine frühe Aufnahme in seiner Berliner Altbauwohnung. Strauß präsentiert sich der Fotografin Barbara Klemm in einem fast leeren Zimmer, das Mobiliar besteht lediglich aus einem Sekretär und einem Sessel sowie einem einzelnen Stuhl auf der gegenüberliegenden Seite. Die Wände sind kahl, Gardinen fehlen, durch die beiden hohen Doppelfenster fällt gleißendes Licht auf den Parkettboden. Strauß, im Sessel sitzend, die Hände über dem Bauch ineinander verschränkt, ein Bein über das andere geschlagen, blickt ernst in Richtung Kamera. Die ganze Atmosphäre wirkt nüchtern-sachlich, unterkühlt, fast abweisend. In diesem Raum ist kein Platz für Persönliches, Emotionen, Narreteien. Hier bleibt das Leben ausgesperrt. Das 1980 aufgenommene Foto gehört zu einer Reihe von Künstlerporträts der renommierten Fotografin Barbara Klemm, die bis zum 26. Oktober im Neusser Kulturforum Alte Post ausgestellt sind. Die 1939 in Münster geborene und in Karlsruhe aufgewachsene Fotografin ist seit 1959 für die Frankfurter Allgemeine Zeitung tätig, seit 1970 als Redaktionsfotografin mit dem Schwerpunkt Feuilleton und Politik. Ihre aktuelle Ausstellung zeigt Fotos von Schriftstellern wie Friedrich Dürrenmatt, Imre Kertész, Ingeborg Bachmann, Simone de Beauvoir, Peter Handke und Heiner Müller, von bildenden Künstlern wie Gerhard Richter, Joseph Beuys und Andy Warhol, Musikern und Komponisten wie Hans Werner Henze und Wladimr Horowitz, Schauspielern wie Bruno Ganz, Eva Matthes und Helene Weigel sowie von Philosophen wie Hans-Georg Gadamer. Die insgesamt 80 Aufnahmen, allesamt in Schwarz-Weiß, stammen aus den Jahren von 1968 bis 2001. „Ich porträtiere gerne Personen mit ihrem Umfeld“, sagt Barbara Klemm über ihre Arbeit. „Das zeigt ein Stück ihres Lebens, was mit ihnen zu tun hat und wie sie sind. Dazu ist die richtige Distanz wie bei einem Gespräch nötig.“ Daß Menschen, die fotografiert werden, sich immer in eine Pose werfen, habe mit ihrem eigenen Spiegelbild zu tun, erklärt sie, damit, wie man sich selbst sehen möchte. So wie B. Strauß, der Unnahbare. Botho Strauß (1980): In diesem Raum ist kein Platz für Persönliches, Emotionen, Narreteien , Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Oktober im Kulturforum Alte Post, Neustr. 28, in Neuss zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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