Verehrte Kaiserliche Hoheit! Lieber Dr. Otto von Habsburg! Zu Ihrem neunzigsten Geburtstag übersende ich Ihnen herzliche Glückwünsche, auch im Namen meiner Familie. Mögen die neunziger Lebensjahre Ihnen weiterhin die Kraft geben, dem europäischen Gedanken und unserem deutschen Vaterland den Weg zu weisen. Ihre Familie hat über viele Jahrhunderte die Kaiserwürde des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wahrgenommen. Aus dieser Tradition und Verantwortung leiten Sie Ihr geschichtliches und politisches Bewußtsein ab. Als Sie vor einigen Jahren im Bismarck-Mausoleum zu uns sprachen, haben Ihre Zuhörer erkannt, daß Sie das deutsche Vaterland lieben, daß Ihre Perspektive aber ganz Europa umfaßt. Hierbei haben Sie sich nicht als Monarchist eingeordnet. Vielmehr haben Sie den langen, aufreibenden Weg eines gewählten Volksvertreters eingeschlagen. Damit haben Sie die demokratische und parlamentarische Staatsform als Ausgangsbasis für Ihr Denken und Handeln gefunden. Sie haben Ihre Arme geöffnet für die Aufnahme jener östlichen Staaten, die Jahrzehnte von kommunistischer Herrschaft unterdrückt waren. So haben Sie Teil daran, daß Ost- und Westeuropa wieder zusammengeführt werden. Meinen Urgroßvater haben Sie stets in Ehren gehalten, zu einer Zeit, als die öffentlichen Meinungsträger in Deutschland ihn als persona non grata eingeordnet haben. So haben Sie mit Zivilcourage und Sinn für historische Gerechtigkeit auch eine Lanze gebrochen für die gewaltige Leistung Otto von Bismarcks, für die von ihm geschaffene deutsche Vereinigung und für seine friedensstiftende Politik. Wir brauchen historische Vorbilder. Dazu gehören auch Sie, verehrter Dr. von Habsburg! Alles Gute für die Zukunft! Ihr ergebener Ferdinand Fürst von Bismarck Ferdinand Fürst von Bismarck, Rechtsanwalt und Verwalter von Forstgut Friedrichsruh, ist der Urenkel des Reichsgründers Otto von Bismarck.