Im sechsten Jahr erscheint nun bereits die Zeitschrift Anno Domini im umtriebigen „Verlag König Communication“, der mehrere Blätter für spirituelle und parapsychologische Phänomene wie „Magie & Mythos“ oder „Para“ vertreibt. Anno Domini hat sich auf die mittelalterliche Kulturgeschichte und historisches Brauchtum konzentriert, erweist sich allerdings weniger als trockenes populärgeschichtliches Leseperiodikum, denn als unterhaltsamer Pool für diverse Gegenwartsphänomene. Das reich und bunt bebilderte Blatt richtet sich in erster Linie an Liebhaber und Freaks, die vorzugsweise Mittelaltermärkte und „Estampie“-Konzerte bevölkern, Schnabelschuhe tragen, Met trinken, den Urlaub mit der Besichtigung diverser heimischer Burgen verbringen und die Wände des eigenen Hauses mit einer Schwertersammlung geziert haben. Anno Domini ist das Organ jener ungewöhnlichen Spezies, die seit Anfang der 1990er Jahre beständig im Wachsen scheint und sich der Kultur ihrer Region auf ganz eigene Weise annähert. In der Zeitschrift erscheinen leicht lesbare populärgeschichtliche Aufsätze, beispielsweise zum Alltagsleben im 13. Jahrhundert, zum Bogenschießen oder der Entwicklung von Worms, an zentraler Stelle. Dabei ist man nicht dogmatisch auf das Mittelalter beschränkt, sondern beschäftigt sich durchaus gelegentlich auch mit Phänomenen anderer Epochen, wie der Hohenzollern-Dynastie oder der Schlacht von Auerstedt. Der Schwerpunkt des Heftes allerdings liegt weniger in der historischen Erläuterung, denn in der heutigen Praxis. Es wird auf kulturgeschichtliche Events und stimmungsreiche Festivitäten hingewiesen, besondere Veranstaltungen, wie die Wiener Ausstellung „Das Heilige Römische Reich und Österreich“ oder der Hexenmarkt auf Burg Satzvey, werden eingehend bebildert beschrieben. Zudem kann man sich über kulturelle Initiativen fernab des gängigen mainstreams informieren. Da erscheint zum Beispiel ein Interview mit der bekannten „Dark Wave“-Gruppe „Subway to Sally“, da werden Gruppierungen wie der „Vogtländische Ritterverein“ vorgestellt oder das Pamina-Filmprojekt „Die Hexe“. Neben Buch- und Musiktips bieten vor allem die Anzeigen von professionellen Gauklern und Künstlern, diversen Szene-Zeitschriften, Möbel- und Spielzeugherstellern, Mittelaltermärkten und Heimatfesten einen interessanten Zugang zu einer weitreichenden Subkultur, die sich der spielerischen Liebe zu historischen Bräuchen und einer neuen Mittelalterromantik verschrieben hat. „Anno Domini“. Zeitschrift für mittelalterliche Kulturgeschichte & historisches Brauchtum. Zweimonatlich bei Gerd Elmar König, Weisser Stein 11, 07973 Greiz.