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Wochenschau

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Samstag, 28. März 2015

„Salzgitter II“: In der Wochendausgabe der Berliner Zeitung versucht Redakteur Markus Decker den CDU-Politiker Arnold Vaatz wegen dessen gescheiterten Gesprächsversuch mit Pegida als störrischen Einzelgänger darzustellen, bezeichnend dafür die Überschrift: „Immer gegen den Strom“ – und das ausgerechnet in einem Blatt, das aufgrund seiner DDR-Vergangenheit ein Paradebeispiel für Opportunismus ist.

Sonntag, 29. März 2015

„Scheitert das Recht – dann scheitert Europa wirklich.“ – Mit dieser Botschaft kommentiert der ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank Thomas Mayer in seiner FAS-Kolumne die jüngst von Merkel wiederholte Drohung, daß mit dem Euro auch Europa scheitern werde. Mayers Fazit: „Dieser Satz hat es in sich. Denn daraus folgt: Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro muss unter allen Umständen verhindert werden, sonst scheitert der Euro und mit ihm Europa. Macht man sich diesen Standpunkt zu eigen, ist man sehr nahe dran, mit der Ausrufung eines übergesetzlichen Notstands den für das Zusammenleben in der Europäischen Währungsunion und Europäischen Union geschaffenen Rechtsrahmen über Bord zu werfen. Ohne die Respektierung von Recht und Regeln ist die Europäische Union aber wirklich zum Scheitern verurteilt.“ – Erinnere mich an den ZEW-Präsidenten und Eurorettungs-Advokaten der Bundesregierung Clemens Fuest, der auf einem Symposium der Hanns Martin Schleyer-Stiftung mit einem höhnischen Ton, der mich unwillkürlich an den Volksgerichtshof erinnerte, den Kritikern der Euro-Rettung in schneidender Weise zynisch entgegenhielt: „Läßt man denn auch im Namen des Rechts die Welt untergehen?“

Mittwoch, 01. April 2015

Die Meldung, daß der Pöbel-Publizist Deniz Yücel, Träger des Kurt-Tucholsky-Preises 2011, künftig als Korrespondent der Welt aus der Türkei berichtet, ist offenbar kein Aprilscherz – dabei dachte ich zunächst tatsächlich, daß hier politisch-inkorrekt mit dem Thema Abschiebung gespielt werde. Yücel, der dem einstigen Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin einen Schlaganfall gewünscht hatte, der „sein Werk gründlicher verrichten [möge]“, hat damit – mit Blick auf die Lage seines alten Arbeitgebers der taz – im wörtlichsten Sinn die Seiten gewechselt. Mir fällt dazu wirklich nichts mehr ein. Nur die Rubrik „Salzgitter II“ – für die Welt-Chefredaktion und den Axel-Springer-Konzern.

Donnerstag, 02. April 2015

Allmählich fließt die Vorstellung des „Grexit“ in den medialen „Mainstream“. In der Berliner Zeitung schreibt der Wirtschaftsredakteur Stephan Kaufmann unter der Zeile „Der Milliardär und der Grexit“ über Warren Buffetts Plädoyer für den Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone und konzediert: „Eine Pleite und ein Euro-Austritt würde für sich Europas Bankensystem nicht mehr [de]stabilisieren.“ – Kurios ist dabei meine Notiz: Tatsächlich hatte ich bei der Abschrift des Zitats die Vorsilbe des Infinitivs [de] gar nicht geschrieben. Wahrscheinlich Vorsehung – am Ende kommt es auf dasselbe raus.

Es ist jetzt ein Fall für Depeche Mode: „It’s just a question of time / And it’s running out for you / It won’t be long / Until you do / Exactly what they want you to“. Der Dichter Orlandis Vopoulos, hinter dem sich der renommierte Volkwirtschaftler Roland Vaubel verbirgt, hat sich in seinem „Griechischen Bubenstück“ auf treffliche Weise mit der aktuellen Entwicklung auseinandergesetzt: „Ach, was muss man oft von bösen / Griechen hören oder lesen! / Wie zum Beispiel hier von diesen, / welche Vaks und Tsipras hießen. (…) / Bald schon nach gewonn’ner Wahl / wurden Brüssel sie zur Qual. / Seht, da ist der Lehrer Schäubel, / grimmig wünscht er sie zum Deubel. /Seines Lebens schönster Traum / ist der große Euroraum.“

Karfreitag, 03. April 2015

Der WDR-Newsletter sendet gleich eine Handvoll „DeutschlandTrends“ ins Haus, als gelte es, das „verlorene Vertrauen“ zurückzuerobern. Hat Egon Krenz hier inzwischen einen Beratervertrag? Mich würde nichts mehr wundern.

40 Jahre Microsoft – das ist jetzt so alt wie die DDR, die zu diesem Zeitpunkt ihren Betrieb wegen fehlender Software einstellen mußte. Noch einen Stock höher in der Stock Exchange? Big Apple Babylon? Überholen ohne einzuholen? Garantierte Verteibung aus dem Paradies – mehr Agonie als Analogie.

Karsamstag, 04. April 2015

Arbeite mit, plane mit, regiere mit – wieso kommt mir plötzlich die einstige Propanda-Losung der DDR in den Sinn?

Kein Osterfeuer, nirgends. – Die „Tagesschau“ berichtet vom ausgebrannten Dachstuhl der geplanten Flüchtlingsunterkunft in Tröglitz. Wie Phoenix aus der Asche steigt dagegen das Gespann vom Führer und seinem Architekten. Unter der Überschrift „Antike Verkleidung für Hitlers Bunker“ berichtet die Berliner Zeitung über die neue Ausstellung im Verein Berliner Unterwelten am Bahnhof Gesundbrunnen. Gezeigt werden im Jahr 1941 angefertigte Relieffplatten und Gipsformen. Monumental seien der Adler aus Stein und der geschwungene Eichenlaubkranz sowie die aus Steinblöcken herausgearbeiteten Schwerter. – Der Gedanke der Auferstehung scheint derzeit offenbar nur als Perversion denkbar.

Ostersonntag, 05. April 2015

Die FAS berichtet über das in der vergangenen Woche in der Zeit-Beilage „Christ und Welt“ veröffentlichte Geständnis einer Tochter, die mit ihrem Vater ihre krebskranke Mutter im Hospiz getötet hat. Die Redakteurin Christiane Florin soll zu der Frage „Warum drucken wir das?“ erklärt haben, daß dies ein Beitrag zur aktuellen Debatte um Sterbehilfe sei. Zudem seien Journalisten „Anwälte der Wirklichkeit“. – Heilige Einfalt! Ich frage mich: Warum ließ man mit dem Rheinischen Merkus nicht auch „Christ und Welt“ sterben?

Realityrest: „Noch so´n Dings / German Wings.“

Ostermontag, 06. April 2015

Nicht Christ ist in die Welt gekommen, sondern der Wechsel. Denn es geht immer um „Mehr!“ So erklärt der Philosoph Christoph Türcke in der Morgendsendung des Deutschlandfunks: „Geld kam in die Welt – um sich selbst abzuschaffen.“ Sofort denke ich weiter an die Abschaffung Deutschlands – und wie verhängnisvoll es ist, „alternativlosen“ Politikern, die ihr Geschäft mit der Geste der Raute oder anderen propagandistischen Platitüden segnen, zu ihren Geburtstagen viel Schaffenskraft zu wünschen.

„Denk ich an Deutschland“, kommt auch Regisseur Oliver Hirschbügel zu Wort, dessen Spielfilm über den Hitler-Attentäter Georg Elser gerade in die Kinos kommt. In der betreffenden Rubrik des Deutschlandfunks reflektiert der „deutsche Weltbürger“ Hirschbiegel über die schöpferische Radikalität der Deutschen, daß sie schon immer liberaler, toleranter und neugieriger gewesen seien als andere Völker. Bach sei dabei für ihn der größte Held: Ein deutscher Gott, der universal funktioniere.

 

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