Demnächst wird der „Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen“ (Economic and Social Council, ECOSOC) über eine Angelegenheit beraten, die seit Monaten viele Familienverbände in den Vereinigten Staaten, Kroatien und einigen weiteren Ländern in Wallung bringt: Das „Kinsey Institute“ in Bloomington/Indiana soll einen speziellen Beraterstatus in diesem Organ der Vereinten Nationen erhalten.
Das wäre eine wichtige Auszeichnung für das Institut. Zudem würde sich ihm der Weg ebnen, verstärkt international zu wirken. Bislang war das Institut vor allem in den Vereinigten Staaten tätig.
Das „Kinsey Institute“ ist wegen seiner ultraliberalen Auffassung von Sexualität, aber vor allem wegen seines Gründers, Alfred Kinsey, sehr umstritten. Dieser prägte die Idee, der Mensch sei von Geburt an ein „sexuelles Wesen“.
Nicht-repräsentative Studien zur Zersetzung der Sexualmoral
Alfred Kinsey gründete seine Einrichtung, um seine empirischen Studien über das Sexualleben der US-amerikanischen Bevölkerung durchzuführen. Er und sein Team führten lange Gespräche mit zehntausenden von Personen auf der Basis eines Katalogs mit 300 bis 500 Fragen. Die Befragten stellten keine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung dar. Besonders viele Prostituierte, Homosexuelle und Gefangene wurden befragt.
Die mangelhafte Qualität interessierte Kinsey nicht. Er wollte auf der Basis irgendwelcher empirischer Daten behaupten können, das tatsächliche Sexualverhalten der Menschen hätte nichts mit den herrschenden ethischen Normen zu tun.
Die gesammelten Informationen wurden in zwei Büchern der Öffentlichkeit vorgestellt. 1948 erschien „Das sexuelle Verhalten des Mannes“ und 1953 „Das sexuelle Verhalten der Frau“. Die dicken Wälzer schrieb Kinsey in einer trockenen Sprache, um dem Ganzen einen wissenschaftlichen Anstrich zu verleihen.
„Tabelle 34“ offenbart sexuellen Mißbrauch von Säuglingen
Weder die haarsträubenden Erhebungsmethoden, noch die Proteste, die sofort nach dem Erscheinen einsetzten, hinderten die Klatschpresse daran, exzessiv und mit vielen Zitaten über den „Kinsey-Report“ zu berichten.
Kinseys Bücher waren im Grunde nichts anderes als ein Vorwand, eine weltweite Medienkampagne zu starten. Ob sie die Realität wiedergaben oder nicht, war für die Medien unerheblich. Damals wurden die Schranken der Berichterstattung über Sexualität gehoben. Das intime Leben wurde vor der Öffentlichkeit enthüllt. Erotik wurde zu einem Standartthema in Illustrierten und sonstigen Klatschblättern.
Die Kritik an Kinsey und seinen beiden Bücher fokussiert sich heute vor allem auf die sogenannte „Tabelle 34“ in „Das sexuelle Verhalten des Mannes“. Dort wurde das Sexualleben von fünf Monate alten Säuglingen und Kindern bis 14 Jahre statistisch erfaßt. Konkret: Zu wievielen Orgasmen in welchem Zeitraum seien diese Säuglinge und Kinder fähig gewesen. Solche „Erkenntnisse“ konnten man nur durch den Mißbrauch von Kindern durch Erwachsene erhalten.
„You’re teaching my child what?“
Schärfste lebende Kritikerin Kinseys ist Judith Reismann. In ihrem Buch „Crimes and Consequences“ schreibt sie: „Kinsey hielt Pädophile in den USA und im Ausland dazu an, Kinder zu mißbrauchen. Er forderte sie dazu auf, Säuglinge und Kinder sexuell zu mißbrauchen, weil er dadurch zu seinen Daten über angeblich normale ‘Kindersexualität’ kommen konnte. Insgesamt handelte es sich dabei um zwischen 317 und 2035 Kinder und Säuglinge.“ (Übersetzung: „Deutsches Institut für Jugend und Familie“)
Im Jahr 2013 unterstütze Judith Reismann eine groß angelegte und erfolgreiche Kampagne in Kroatien gegen die Einführung eines äußerst liberalen Sexualkundeprogramms, das vom Kinsey-Institute-Absolventen Aleksandar Stulhofer entworfen wurde. Entsprechend den Vorstellungen Alfred Kinseys sah das Programm die sexuelle Unterweisung von Kindern ab dem ersten Schuljahr vor. Die Proteste zwangen die linke Regierung, das Programm zu streichen.
Die US-amerikanische Psychiaterin Miriam Grossmann beschreibt in ihrem Buch „You’re teaching my child what?“ Alfred Kinsey als einen Mann mit starken Persönlichkeitsstörungen und sexuellen Obsessionen. Diese hätten maßgeblich seine Studien geprägt.
Neue Dimension der Frühsexualisierung mit wissenschaftlichem Anstrich
Applaus erntete Kinsey stets von Persönlichkeiten und Organisationen, die sich öffentlich für eine emanzipatorische bzw. revolutionäre Auffassung von Sexualität à la 1968er-Revolte einsetzten. Insbesondere die heutigen Bemühungen, vielerorts schon im Kindergarten oder in der Grundschule Kinder mit sexuellen Inhalten zu konfrontieren – wie es beispielsweise im baden-württembergischen „Bildungsplan 2015“ vorgesehen ist – gehen auf ihn zurück.
Diese Tatsache ist der Hauptgrund für die Empörung über die mögliche Anerkennung des Kinsey-Instituts als Berater von ECOSOC. Das Institut wurde nicht nur von Kinsey gegründet, es bekennt sich ausdrücklich zu seinem Werk.
Sollte das „Kinsey-Institut“ Berater mit besonderem Status am ECOSOC werden, kann man sich vorstellen, welche Prägung die ohnehin schon liberalen Sexualkunde- und Familienplanungsprogramme der Vereinten Nationen erhalten würden: Die Sexualisierung der Kindheit – wissenschaftlich verbrämt – würde eine neue Dimension erreichen. Aus diesem Grund ist zu hoffen, daß Familien- und Kinderschützer die ECOSOC-Akkreditierung verhindern können.