Ein Wort wie ein Peitschenhieb: „Heimtückisch.“ So verlief laut ZDF-Nachrichten der Überfall Deutschlands auf Polen vor 75 Jahren. Nun sitzen Klein-Erna, der Kevin oder die Mandy vorm Fernsehen und schämen sich. Schämen sich dafür, in einem Land zu leben, das so mir nichts, dir nichts in eines seiner friedliebenden Nachbarländer einmarschiert, die MPi 38 im Anschlag und „heimtückisch“ die schlafende Zivilbevölkerung aus den Betten reißt und brutal dahinmetzelt. Barbaren eben.
„Heimtücke ist die bewußte Ausnutzung der auf Arglosigkeit beruhenden Wehrlosigkeit des Opfers durch den Täter, so daß es die Tat weder erwarten, noch vorhersehen kann“, sagt das Lexikon dazu. Nun streiten Historiker seit Jahrzehnten um den Auslöser des Einmarsches der Deutschen Wehrmacht in Polen am 1. September 1939. Heimtücke ist ein Wort, das in diesem Streit, aus gutem Grunde, schon lange nicht mehr verwendet wird. Außer eben beim ZDF. Denn geschichtsblind, doof oder – was viel schlimmer wäre – ganz bewußt wird hier das deutsche Volk noch immer in Haftung genommen, um beispielsweise Proteste gegen den Euro-Verschuldungswahn mit der Schuldkeule auch weiterhin plattknüppeln zu können.
Weitreichende Planungen des Posener Westinstituts
Natürlich erzählt im ZDF niemand, zumindest nicht in den Nachrichten, daß Polen seit 1918 rücksichtlos in jedes seiner Nachbarländer einmarschierte, um fremde Gebiet zu annektieren. Natürlich sagt im ZDF auch niemand, daß Tausende Deutsche aus polnisch-nationalistischen Gründen erschlagen und erschossen wurden (Bromberg). Und natürlich sagt auch niemand, daß Polen gewaltsam bis Lübeck erweitert werden sollte (Planungen des einflußreichen Posener Westinstituts, JF 37/08), weil dort irgendwann – gefühlt in der Bronzezeit –slawisches Siedlungsgebiet war.
Von einer Generalmobilmachung Polens gegen Deutschland hat man im ZDF offenbar auch nichts gehört. Genauso wenig davon, daß Polen die eigene Fahne auf dem deutschen Reichstag hissen wollte, nachdem Berlin von der polnischen Kavallerie genommen wurde. Blöd nur, daß man das alles nachlesen kann. Mit ordentlichen Quellen. Nachprüfbar für Mandy und Kevin, aber anscheinend nicht für ZDF-Nachrichtenredakteure.
Bußgang zu den Resten eines illegalen polnischen Armeestützpunkts
Wie schmerzhaft es sein kann, die Wahrheit auszusprechen, erfuhr Vertriebenen-Politikerin Erika Steinbach. Auf einer CDU-Vorstandssitzung im September 2009 verwies sie auf eben diese Mobilmachung Polens gegen Deutschland. Statt mit historischen Gegenfakten (die es in diesem Falle nicht gibt), wurde sie mit der beliebten und bewährten Rechts-Keule kujoniert: „Relativierung der Nazi-Verbrechen!“ lautete das Totschlagargument.
Mit so einem Vorwurf an den Kopf, noch dazu öffentlich, wäre auch jeder der beiden Klitschkos zu Boden gegangen. Nicht physisch, aber psychisch. Ein gesellschaftliches Brandmal für unverbesserliche, unbelehrbare, ewiggestrige Leugner deutscher Alleinkriegsschuld. Wer so etwas laut sagt, darf nie wieder Lehrer oder Polizist werden. Geschweige denn Bundespräsident Joachim Gauck auf den Bußgang zur Westerplatte begleiten, wo Polen einst völkerrechtswidrig einen Armeestützpunkt gegen Danzig errichtete. Man kann aber auch Heimtücke gegen den innenpolitischen Gegner dazu sagen. Und das nach 75 Jahren immer noch wirkungsvoll mit garantiertem k.o.-Erfolg. Dank ZDF & Co.