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Und der Pöbel lacht

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Und der Pöbel lacht

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Cato, Palmer, Exklusiv

Abgesehen von den offiziellen Veranstaltungen der Deutschen Burschenschaft (DB), vor allem einem Fortbildungstreffen in Heidelberg, war in der vergangenen Woche eine verblüffende Fülle antikorporativer Agitation zu beobachten.

In Heidelberg kamen Angehörige verschiedener DB-Bünde zu einem vom Verband organisierten Fortbildungstreffen zusammen. Hiergegen machte eines der üblichen Bündnisse aus etablierter, linker Parteienlandschaft, Gewerkschaften und Antifa mobil; der Aufmarsch einer Hundertschaft besorgter Bestmenschen focht die versammelten Burschenschafter jedoch nicht an, und angenehmerweise kam es diesmal offenbar nicht zu den sonst allzu üblichen Fällen von Vandalismus und Randale. Ohne Schmähungen und dumpfe Parolen kam der lokale Aufstand der Anständigen jedoch – wenig überraschend – nicht aus; der Kollege und Referent Michael Paulwitz sagte gegenüber der SWR-Landesschau das Notwendige über das allfällige Zusammengehen selbsternannter Musterdemokraten von Grünen, Piratenpartei und SPD (die den Aufruf zur Demonstration unter das Säuberungsmotto „Macht Heidelberg wirklich nazifrei!“ gestellt hatte) mit autonomen Kräften und zweifelhaften Initiativen. Daß der ebenfalls korporierte Heidelberger Oberbürgermeister sich von dem marktschreierischen Gehabe vor sich hertreiben ließ, ist zwar bedauerlich, fällt mittlerweile jedoch keineswegs mehr aus dem Rahmen.

Demgegenüber sahen sich zumindest die Gewerkschaften an anderer Stelle scheinbar zu einer Selbstreinigung, ganz nach sozialistischem Vorbild, veranlaßt. Mußte doch der Österreichische Gewerkschaftsbund aufgrund von „intensiver Recherchearbeit“ (heißt: Denunziation) einen Angehörigen einer akademischen Sängerschaft in seinen oberen Rängen feststellen – der nun, oh weh, nicht einmal gesinnungsgefällig eilig geschaßt werden kann! Sicherlich keineswegs übertrieben, daß hier nun von „Unterwanderung“ und einer „Rattenlinie der Rechten“ geschrieben und Zeter und Mordio geschrieen wird; immerhin steht zweifelsfrei die nächste Machtergreifung unmittelbar vor der Tür. Wir kennen das ja. Hoffentlich wird bald mehr staatliche Unterstützung für Tintenritter und Googlefetischisten vom (Ver)Schlage eines quovadisbuxe-Becker frei.

Zivilgesellschaftliche Zersetzungsarbeit

Den unwürdigen Abschluß dieser Parade zwischenmenschlicher Häßlichkeiten bildete dann, wie könnte es auch anders sein, der akademische Betrieb. Diesmal in Berlin, an der Technischen Universität. Hier fand eine Probevorlesung Professor Dr. Reinhard Kienbergers statt, der sich auf eine Professur für experimentelle Physik bewarb; da er außerdem Alter Herr einer österreichischen Burschenschaft ist, stellte der AStA der TU schnell und unmißverständlich klar, daß der Akademiker „an unserer Uni nichts verloren [hat], und auch nirgends sonst!“ Eine klarere Sprache kann man sich kaum wünschen. Es wurden „Studierende und eigentlich auch sonst alle“ aufgerufen, die Veranstaltung zu besuchen und „kritische Fragen“ zu stellen.

Nach Berichten eines Augenzeugen mir gegenüber ließ sich Kienberger dann aber von diesen, als „kritische Fragen“ verbrämten, Anfeindungen nicht aus der Ruhe bringen, woraufhin die versammelte Empörungsmeute dazu überging, nur noch dazwischenzupöbeln, während des Vortrags Bier zu trinken und die Veranstaltung durch ständiges Türenschlagen zu stören – gängige Darreichungsformen heutiger Zivilcourage, die gerade an der TU Berlin mit ihrem vom AStA sogenannten „Leitbild […] als offene Universität“ und ihren weithin bekannten, reißerischen und mit viel Studentengeld hochwertig produzierten „Burschi-Readern“ einen trefflichen Nährboden gefunden zu haben scheinen. Wie idyllisch muten dagegen die Aktionsformen der Katholischen bzw. später Konservativen Front Ende der fünfziger Jahre an, die sich die linke Studentenbewegung später zu eigen machte – da bemühte man sich wenigstens noch um eine tatsächliche, argumentative Auseinandersetzung, anstatt auf Saalschlachtmethoden der Weimarer Republik zurückzugreifen.

Diese gehäuften Beispiele der letzten Tage kann man beruhigt so stehenlassen. Befeuert durch den „Skandal“ um die Deutsche Burschenschaft in den letzten zwei Jahren erhebt das akademische wie auch gesellschaftliche Lumpenproletariat nun mehr denn je den zottigen Kopf – und Ziel ist keinesfalls der Diskurs, sondern die komplette Herausdrängung Korporierter aus dem öffentlichen und vor allem beruflichen Leben. Gerne wird hierbei die leider schon zur Gewohnheit gewordene, soziale Hinrichtung in Kauf genommen oder gar angestrebt. Man darf abwarten, bis die eigentlich naheliegende Containerlösung auch hierzulande ihre Fürsprecher findet.

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