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St. Petersburg und Europa

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Der Kulturhistorische Verein der Mecklenburgischen Kirchgemeinde Gadebusch lädt in diesen Tagen zur Gedenkfeier ( https://www.schwedenschlacht.de/images/dvd2_img1.jpg ) ein. Der Grund: Vor dreihundert Jahren, im Dezember 1712, fand vor Ort die „Schwedenschlacht“ statt, in der ein schwedisches Heer gegen dänisch-sächsische Truppen síegreich blieb.

Das sollte der letzte größere Erfolg schwedischer Truppen südlich der Ostsee bleiben, und es klingt nun wirklich nach ganz alten und überholten Frontstellungen. Von schwedischer Großmacht, die zu besten Zeiten eine Hegemonialstellung im Ostseeraum besessen hat, eingeschlossen die direkte Kontrolle über große Teile der norddeutschen Küste, hat man lange nichts mehr gehört. Daran konnten die Teilerfolge nichts ändern, die Schweden in den letzten Phasen des zwischen 1700 und 1721 tobenden „Großen Nordischen Krieges“ unter anderem in Gadebusch erzielte.

Schon die Bezeichnung „Groß“ für diesen Krieg deutet die wirklichen Ursachen an. Mit diesem Krieg, den das zaristische Rußland als Hauptinitiator zusammen mit Dänemark-Norwegen und den gerade einmal wieder in Personalunion verbundenen Staaten Sachsen und Polen im Jahr 1700 gegen Schweden eröffnet hatte, änderten sich für die Ostsee und ganz Europa die politischen Verhältnisse.

Westkurs des Zaren

Der russische Zar hatte sich endgültig zu einem Westkurs entschlossen, der ganz Rußland nicht nur kulturell, sondern auch territorial nach Westen verlagern und zur dominanten Kraft in Europa werden lassen sollte. Unter anderem wollte er zu diesem Zweck symbolisch eine neue Hauptstadt bauen. Eine Zeitlang hatte Peter der Große erwogen, sie am Schwarzen Meer zu etablieren. Letztlich sollte die neue Residenz aber an der Ostsee liegen, auf einem Territorium, das man allerdings zusammen mit allerhand umliegenden Ländereien dem schwedischen König erst noch wegnehmen mußte. Erste Erfolge legten die Basis. Drei Jahre nach Kriegsbeginn konnte 1703 mit dem Bau von St. Petersburg begonnen werden.

Damit war ein Mechanismus in Gang gesetzt, der sich in späteren Auseinandersetzungen wiederholen sollte. So etwas wie „europäische Solidarität“ gab es nicht, wenn eine konstante und durch die pure Masse fast unangreifbare Größe wie Rußland einen Expansionskurs betrieb, der zudem keine eigenen Opfer scheute. Obwohl Schwedens Karl XII. den Krieg jahrelang erfolgreich führte und sogar zum Gegenangriff bis tief nach Rußland vorging, brachten ihn die russischen Weiten, die ungeheure Brutalität, mit der in Rußland gegen jeden „Schwedenkollaborateur“ vorgegangen wurde und die immer neuen Bündnisse, die in seinem Rücken gegen ihn geknüpft wurden, (begünstigt durch etliche Gründe, die Schwedenherrschaft zu hassen) schließlich zu Fall.

Das Jahr 1712 sah daher den schwedischen Sieg in Gadebusch, einen Abgesang. Es sah aber auch den Teilvollzug eines Expansionsplans: 1712 wurde St. Petersburg zur russischen Hauptstadt erklärt – und das sollte ein Auftakt sein.

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