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Du darfst nicht dengeln

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Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

Die Blondine zerrt mit beiden Händen den Kopf eines Mannes zu sich und drückt dem Opfer die Zunge in den Mund. „Greif einfach zu“, befiehlt eine Frauenstimme und ruft als Parole hinterher: „Fuck the Diet – Du darfst!“. So endete ein aggressiver neuer Werbefilm des britisch-niederländischen Konzerns Unilever. Nach zahllosen Beschwerden verzichtet „Du darfst“ jetzt auf die amerikanische Gossensprache. Seit heute läuft der Film mit einem deutschen Text im Werbefernsehen: „Diät – ohne mich!“, heißt es nun.

Was ging dieser Geschichte voraus? Daß Männer in unserer verweiblichten Welt gerade in der Werbung häufig als unfähige Trottel und sexuelle Opfer dargestellt werden, darüber regt sich kaum noch jemand auf. Doch die auffällig rohe Sprache sorgte für breite Empörung. Übersetzt bedeutet „Fuck the Diet!“ in etwa „Scheiß auf die Ernährung!“.

Die Sprache vergewaltigt

Nach „For You. Vor Ort“ ist dies nun das zweite Mal binnen kurzer Zeit, daß ein Unternehmen mit einem mißlungenen denglischen Spruch seinem eigenen Ruf schadet. Ein Sprachschützer schrieb bissig an Unilever: „Nicht nachvollziehbar ist die praktische Umsetzung Ihrer Aufforderung. Können Sie dafür eine Anleitung geben?“

Anfangs versuchte „Du darfst“ noch, die Beschwerden abzuwehren. Besonders unglaubwürdig wirkte dabei die Begründung für die Vergewaltigung der Sprache: „Gerne möchten wir Ihnen erklären, was hinter ‚Fuck the Diet‘ steckt: Mit dieser Aktion möchte Du darfst Frauen in Deutschland wachrütteln und bewusst machen, wie sehr das Leben durch Kalorienzählen und Diäten beherrscht wird. … Du darfst hat sich also ganz bewusst für den Claim ‚Fuck the Diet‘ entschieden, da dieser auf markante Weise Frauen zu mehr Gelassenheit in Sachen Ernährung motiviert.“ Eine ehrliche Antwort sieht anders aus.

Die Sprachschützer siegten

An anderer Stelle bewies das Unternehmen, daß ihre Marktforschung völlig versagt hat: „Natürlich haben wir im Vorfeld mit ganz vielen Frauen jeden Alters über das Thema gesprochen und ihnen auch unseren Werbespot gezeigt – und viel Zustimmung erhalten. Das hat uns darin bestärkt, diesen mutigen Weg zu gehen und auch Kritik einzustecken.“ Doch nach dieser Stellungnahme vom 4. April in Facebook hat „Du darfst“ unter dem Eindruck der zahlreichen Beschwerden dann doch der Mut verlassen. Am 13. April erklärte das Unternehmen ebendort: „Natürlich haben wir in den letzten Tagen aber auch gesehen, dass sich viele von euch durch den Namen, den wir unserer Kampagne gegeben haben, verärgert oder irritiert fühlen. Dies ist zu keinem Zeitpunkt unsere Absicht gewesen. Wir nehmen eure Meinung sehr ernst und haben uns daher entschieden, mit euch gemeinsam einen neuen Slogan für die Kampagne zu finden.“

Die Sprachschützer, die frühzeitig den Widerstand organisierten, haben gesiegt. Damit bekommt das Unternehmen gerade noch die Kurve. „Du darfst“ ließ sogar über den neuen Spruch abstimmen. „Diät – ohne mich!“ gewann dabei vor „Pfeif auf Diäten!“, „Schluss mit Diätwahn!“ und „Vergiss Diäten!“. Ein (d)englischer Spruch wurde nicht mehr in Erwägung gezogen …

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