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Internationaler Kindertag

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Man glaubt es nicht, aber auch nach 13 Jahren in Deutschland lerne ich immer wieder etwas Neues dazu – vor allem seit dem wir vor ein paar Jahren in den Osten Berlins gezogen sind. Eines Tages standen beispielsweise die Nachbarn vor der Tür: „Alles Gute zum Internationalen Frauentag!“, sagten sie und überreichten mir eine Topfblume. Die liebe Geste wußte ich natürlich zu schätzen, obwohl ich glaubte, dieser Tag wäre mit dem Eisernen Vorhang verschwunden. 

Später waren die gleichen Nachbarn ein bißchen verdutzt, als mir unser Großer Blumen zum Muttertag brachte. Dafür war ich wiederum überrascht, als sie unseren Kindern zum Internationalen Kindertag vor einigen Wochen Süßigkeiten schenkten. 

Mich fragten sie, ob ich denn mit den Kindern nichts an diesem besonderen Tag vor hätte. Hier sei es Tradition etwas schönes an diesem Tag zu machen. Und sie hätten da einen Vorschlag. Und da wir viel mit diesen Nachbarn unternehmen, die so etwas wie Ersatzgroßeltern für die Kinder geworden sind, lag es nahe, ihr Angebot anzunehmen und mit ihnen ins Freizeit- und Erholungszentrum Wuhlheide – dem einstigen Pionierpark Ernst Thälmann – zu fahren. 

Ich hatte ehrlich gesagt nicht viel erwartet, muß aber zugeben, daß ich erstmal positiv überrascht war. Für einen Moment sah es nämlich so aus, als ob es hier um ein Kinderparadies handelt: Ruderboote, Luftballons, Kinderschminken, ein Clown auf einer Bühne, ein Villa Kunterbunt, ein Zirkuszelt, Basteln und vieles mehr. Unvermittelt dachte ich, daß vielleicht doch nicht alle kommunistischen Festtage schlecht waren. 

Bundesrepublikanischer Alltag 

Doch auch die letzten guten Relikte kann die Bundesrepublik kaputt machen: Denn während ich noch für einen Moment glaubte auf einem schönen deutschen Volksfest zu sein, erinnerte mich die neben dem Schminkstand aufgebaute „Multi-Kulti-Bühne“, die „ethnische Vielfalt“ der Gäste und das „Kinderdorf: Kinder der Welt“ (wo man Länder wie Ghana oder Ecuador bestaunen durfte), daß die Wörter Volksfest und deutsch heutzutage nicht zwangsläufig mehr zusammen gehören müssen. 

Auch die etwa zehn Stände, die das „Türkische Leben in Berlin“ mit Henna-Tattoos und Döner repräsentieren sollten, machten dieses Fest im Enddefekt zu nichts anderem als zum bundesrepublikanischen Alltag. Wo ist hier also die Erholung? Und was soll daran schön für die Kinder sein? 

Meine Nachbarn waren von dem Ganzen genauso wenig angetan, wie ich: Sie schauten zu, wie zwei jungen Männer mit „Migrationshintergrund“ auf der Bühne rappten. „Was hat denn das alles noch mit dem Internationalen Kindertag zu tun?“, fragten sie entsetzt. So würden sie ihr Fest nicht kennen. Das hätte es früher hier nicht gegeben. Damals sei der Kindertag wirklich noch was für Kinder gewesen. „Nun, zumindest ist es jetzt international“, versuche ich es mit einem mittelmäßigen Witz. Doch irgendwie fanden sie das nicht lustig.

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