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Des Volkes neue Kleider

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Liebe Kinder, es war einmal ein Land, das hatte keinen Kaiser mehr. Statt dessen wählten die Untertanen Volksvertreter, auf die sie sich verließen. Doch diese gaben die Macht weiter, die ihnen anvertraut ward. Wichtige Entscheidungen traf nun ein Rat mächtiger Männer und Frauen. Dieser Rat kam in einem anderen Land zusammen, denn er herrschte auch über viele andere Länder. So berieten sich die Mitglieder des Rates in einer fremden Sprache, auch um nicht etwa von allen Untertanen verstanden zu werden.

Während ihrer Sitzungen dachten die Räte sich absonderliche Dinge aus, um besser über die Untertanen herrschen zu können. Eines Tages beschlossen sie, daß alle Menschen gleich sein sollten. Das gelte auch für Männer und Frauen, selbst wenn deren Natur noch nicht so weit sei. Denn gleiche Menschen könnten gleich gut beherrscht werden. Ihre Lehre, an die fortan alle glauben sollten, nannten die Räte geheimnisvoll „Gender Mainstreaming“. Alle Untertanen sollten sich die neuen Gender-Kleider anziehen, um so zu den neuen, gleichen Menschen zu werden.

Uniformierung gegen „Geschlechterstereotypen“

Um die Untertanen einzukleiden und in der neuen Lehre zu unterweisen – sie nannten es liebevoll „Sensibilisierung der Unionsbürger“ –, errichteten die Räte eine Schneiderei, das sogenannte Europäische Institut für Gleichstellungsfragen. Dieses sei notwendig, verkündeten die Herolde der Räte, „da es wichtig ist, klischeehafte Vorstellungen der Geschlechterrollen in allen Bereichen der europäischen Gesellschaft zu überwinden und Frauen und Männern eine Orientierung an positiven Beispielen zu ermöglichen.“

Die Untertanen müßten erkennen, daß sie sich eine „Geschlechterrolle“ angelernt hatten, hieß es. Von Natur aus gebe es nämlich keine männlichen und weiblichen Verhaltensweisen. Statt dessen litten viele Untertanen an einer Krankheit, die „Geschlechterstereotypen“ heiße. Diese gelte es zu überwinden, indem allen die gleichen Kleider zu schneidern seien.

Schneiderschule „Gender Loops“

Da die Erwachsenen oft nur schwer von dieser Krankheit zu heilen seien, sei bereits in den Kindergärten anzusetzen. So würden die jungen Untertanen von Anfang an auf die neuen Kleider, welche die Räte erfunden hatten, eingestimmt. Zur Unterweisung der Schneider, welche die Räte ausgesandt hatten, um die Erzieherinnen fortzubilden, errichteten die Räte eine Schneiderschule mit dem lustigen Namen „Gender Loops“. Die Schneider lernten dort, wie man „geschlechtliche Identitätsvorstellungen von Kindern, Erzieher/innen, Eltern, Studierenden und Lehrer/innen bzw. Dozent/innen von Erzieher/innen erweitert“, wie es in der eigens neugeschneiderten Sprache hieß.

Die neue Kleidermode fand ihre Jünger und Verkünder. Einer davon hieß Horst. Schneider Horst legte den Untertanen die neuen Schnitte vor und erklärte: „Gender löst so die allgemein sichtbare Geschlechtszuordnung (hier stark vereinfacht zum Beispiel: Penis = Junge / Vagina = Mädchen) zu Gunsten einer individuell-qualitativen Zuordnung ab, die das Individuum selber bestimmt. Diese Geschlechtszuordnung ist natürlich im Laufe eines Lebens einem mehr oderweniger breiten Wandel unterworfen. Das bedeutet für die Umsetzung, daß es die plakativ-typisierenden Jungen und Mädchen nicht mehr gibt. Vielmehr sind die unterschiedlichen Anteile im Kind von den Erziehern zu erkennen und zu akzeptieren, denn nur so können Kinder umfassend in ihrer Rollenfindung gestärkt werden.“ Die Untertanen standen da mit offenem Mund und staunten.

Familien stören die neue Kleiderordnung

Die Schneider waren mit der Arbeit der Kindergärten meist zufrieden. „Da scheint viel Sensibilität für Gleichbehandlung im Geschlechterverhältnis da zu sein“, lobte etwa Schneiderin Susanne von der Universität Bamberg, die eine Untersuchung über „Gender im Kindergarten“ geschrieben hatte. Bei der Durchsetzung der neuen Kleiderordnung störten allerdings die Familien: „Geschlechterrollen werden eher in den Familien und im Freundeskreis geprägt als in den ersten Bildungseinrichtungen“, empörte sich Susanne. Darüber machten sich auch die Räte Gedanken und rieten dazu, Kinder möglichst früh und möglichst ganztags in Krippen und Kindergärten zu geben.

Manche Kinderbildungsgärten waren schon weiter als andere. In Wien gab es einen Vorzeigekindergarten mit dem Namen „Fun & Care“. Dort gab es keine Bauecke und keine Puppenecke mehr, damit die Krankheit der „Geschlechterstereotypen“ nicht ausbrechen konnte. Die Schneider berichteten stolz: „Durch Puppenwickelkurse sind die Buben nun später sicher in der Lage, ihre eigenen Kinder perfekt zu wickeln.“

Und wenn ich Euch jetzt sage, daß diese Geschichte kein Märchen ist, dann werdet Ihr mir vielleicht nicht glauben. Doch eines Tages wird einer von Euch kommen und zu den Erwachsenen sagen: „Aber ihr seid ja alle nackt!“

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