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Das System der Projektion

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Das System der Projektion

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Das Streben nach Erkenntnis ist so eine Sache. Wer erkennen will, was die Welt in ihrem innersten zusammenhält, ist in Deutschland noch immer hoch geachtet. Was erstaunlich ist, denn alles Deutsche gilt für gewöhnlich als unser Unglück. Es gibt nun aber nichts, was noch eigentümlicher deutsch wäre, als eben dieser Drang. Wer mit aller Macht nach Erkenntnis strebt, der kann auch sagen, daß er deutsch ist. Es ist ein und dasselbe.

Dennoch steht es hierzulande um das Erkenntnisstreben schlecht. Das hängt damit zusammen, daß die Deutschen ihre Bequemlichkeit noch höher als die Erkenntnis schätzen. Ein wenig Erkenntnis ab und an, das wäre schon nicht schlecht. Aber bitte nur in bekömmlichen Maßen. Anstrengung, Mühsal, Verwirrung, das muß doch nun wirklich nicht sein. Erkenntnis ist uns herzlich willkommen – aber nur, wenn sie still in die Ecke sitzt.

Die wirkliche Erkenntnis, die wie eine wilde Horde durch unser schönes Land rast und Fackeln in jedes Haus wirft, die wollen wir nicht. Wir wollen nur unsere bequeme, gemütliche Erkenntnis. Also die Erkenntnis von dem, was bereits bekannt ist. Alles andere nennen wir „umstritten“ oder „unwissenschaftlich“. Und wenn das Totschweigen nicht hilft, nennen wir es „gefährlich“ oder „rechtsextrem“ und verbieten es.

Das Streben nach Erkenntnis wird zum intellektuellen Spiel

Wie sind diese beiden Widersprüche zusammen zu bringen? Auf der einen Seite den naturgemäßen Drang nach Erkenntnis, auf der anderen Seite die Furcht vor den Folgen eben dieser Erkenntnis? Niemand wird der Transzendentalphilosophie Immanuel Kants eine ungeheure Wirkung auf das deutsche Geistesleben absprechen wollen. Doch nur wenigen ist bewußt, wie gewaltig diese tatsächlich ist – bis heute.

Denn seit dieser Zeit, als Kant zu wirken begann, frönen die Deutschen immer mehr einem Spiel, das man als das System der Projektion bezeichnen kann. Eine Erkenntnis der Dinge in ihrem wahren Sein ist unserer Vernunft verborgen, heißt es hier. Was uns als Wirklichkeit erscheint, ist nicht das wahre Sein, sondern dasjenige, was sie uns nur zur Verfügung stellen kann. Damit können wir vernunftgemäß umgehen.

Dadurch sind wir in unserem Streben nach Erkenntnis aber der Verpflichtung enthoben, die Anschauung noch irgendwie zu achten. Eine Hybris des Intellekts ist die Folge, mit der Theorie nach Theorie ersonnen wird. Und wenn die Tatsachen nicht der Theorie entsprechen – „umso schlimmer für die Tatsachen!“ In dem Hegel zugeschriebenen Ausspruch drückt sich diese ganze entfesselte Eitelkeit des Narziß‘ aus.

Der Hegel-Schüler Karl Marx weiß nichts vom Proletariat, was auch nicht verwunderlich ist. Er kennt ja keine Arbeiter, noch will er sie kennenlernen. Aber in seiner Theorie weiß er ganz genau, was das Proletariat zu sein hat. Er projiziert einfach seine Vorstellungen und Wünsche in die Arbeiterschaft hinein. Und wenn die Tatsachen nicht der Theorie entsprechen – „umso schlimmer für die Tatsachen!“

Die Fleischtöpfe des faschistischen Klassenfeindes

Und wie der real existierende Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik ist, wußten die ganzen revolutionären Klassenkämpfer im Rest Deutschlands ganz genau. Wie gerne hätten sie an diesem verwirklichten Arbeiter- und Bauernparadies mitgewirkt, doch voller edlem Selbstverzicht mästeten sie sich lieber an den Fleischtöpfen des faschistischen Klassenfeindes, wohl um diesen von innen heraus zu korrumpieren.

Und als die Tatsachen nicht so wollten wie die Theorie, und die Bürger der DDR den westdeutschen Intellektuellen ihre schöne Leinwand kaputt machten, war ihnen deren Todfeindschaft sicher. Die Neonazi-Horden, die seitdem in die neuen Bundesländer projiziert werden, ist die intellektuelle Rache dafür. Die Tatsachen, sie ändern nichts an der Theorie. Die DDR-Bürger waren einfach zu doof für den Sozialismus.

Überhaupt wissen diese ganzen Heerscharen von selbsternannten Intellektuellen, die das einstige Volk der Dichter und Denker nun hervorbringt, immer ganz genau, wo es langgeht. Und sie wissen es umso besser, je weniger sie dabei denken. Wunschvorstellungen projizieren sie einfach so in den Raum, Gefühle, Leidenschaften, irgendetwas. Hauptsache, es schmeichelt ihrer Eitelkeit, irgendetwas und kein Nichts zu sein.

Wie andere Organismen Kot ausscheiden, so sondert der deutsche Intellektuelle seine Theorien ab. Multikulti, Gender, Islamophobie – eine Dümmlichkeit folgt der nächsten, eine Dümmlichkeit übertrifft die nächste, aber alle gratulieren sich zu der Intelligenzleistung, mit der sie stolz ihr Häuflein abgesetzt haben. Ihr Fluten des Alpheios und Peneios, kommt herbei. Ersäuft alles, was in diesem Kot sitzen bleiben mag.

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