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Al Dschasira in Peking

Al Dschasira in Peking

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Al Dschasira in Peking

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Wenn man so will, sind die immer enger werdenden wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und China, über die der französische Journalist Alain Gresh in der aktuellen deutschsprachigen Druckausgabe von Le Monde diplomatique berichtet (Januar 2011), ein Anknüpfen an lange zurückliegende Kontakte.

Im frühen 15. Jahrhundert steuerte nämlich der muslimische chinesische Admiral Zheng He mit der Flotte des Kaisers bereits in der Straße von Hormus, im Roten Meer und an der ostafrikanischen Küste. Nach jahrhundertelanger Abstinenz haben sich die Chinesen in Saudi-Arabien zurückgemeldet, und dies mit atemberaubender Vehemenz.

Washingtons Stern sink in Riad

Mit Beginn der 1980er Jahre wurden die Beziehungen – mit Unterbrechungen – wieder enger, um seit der Jahrtausendwende deutlich an Fahrt zu gewinnen. 2009 überrundete China die USA als größten Abnehmer von Erdöl und verkaufte überdies mehr Autos an die Saudis. Daß Washingtons Stern in Riad sinkt, versuchen die Saudis, folgt man dem Bericht von Gresh, in Abrede zu stellen.

Die Beziehungen zu den Chinesen werden als rein wirtschaftlich eingestuft. Diese Zurückhaltung hat einen klaren Grund: Die Vereinigten Staaten werden als Schutzmacht noch gebraucht; nicht zuletzt wegen des Iran, von dem man überzeugt ist, daß er nach Atomwaffen strebt. China könne noch keine Sicherheitsgarantien bieten; ein Grund, warum Riad am Bündnis mit den – in vielen saudischen Kreisen alles andere als beliebten – Amerikanern festhält.

Chinas Metro in Mekka

Chinesen bauen mittlerweile, so berichtet Gresh, Trassen für Hochgeschwindigkeitszüge, Trinkwasserentsalzungsanlagen, Zement- und Aluminiumfabriken. Und sie bauten in Mekka eine 18 km lange Hochbahn, die die heiligen Stätten miteinander verbindet. Auch wenn diese Projekte nicht immer reibungslos abgewickelt werden: Dem Heer der chinesischen Billigarbeiter ist kaum ein Konkurrent gewachsen.

Um hier ein Eindruck davon zu geben, in welchem Maße das Handelsvolumen beider Staaten gewachsen ist: Lag das Handelsvolumen 2004 noch bei 37 Milliarden Dollar, war es 2009 bereits auf 110 Milliarden Dollar angestiegen. Da ist es nur zwangsläufig, daß die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua mittlerweile in den meisten arabischen Hauptstädten vertreten ist und der arabische Nachrichtensender Al Dschasira in Peking ein Studio eingerichtet hat.

Chinesische Indifferenz gegenüber Iran

Aus westlicher Sicht mag all dies Staunen auslösen: Pflegen die Chinesischen denn nicht auch intensive Kontakte mit dem Iran, dem nach Saudi-Arabien und Angola drittgrößten Öllieferanten Chinas? Hier profitiert China offensichtlich von seiner Politik der weitgehenden Nichteinmischung in die Angelegenheiten anderer Staaten. Zwar stimmte Peking der Resolution 1929 des UN-Sicherheitsrates zu, mit der Sanktionen gegen den Iran verhängt wurden. Es bedurfte seitens der Amerikaner aber, so berichtet Gresh, der Aufbietung aller diplomatischen Register, um die Chinesen auf Kurs zu bringen.

Diese haben bisher wenig Neigung gezeigt, sich in die Konflikte des Nahen oder Mittleren Osten hineinziehen zu lassen. Das kann bis hin zu dem gehen, was ein von Gresh zitierter chinesischer Journalist als „gespaltene Wahrnehmung“ bezeichnet: Es gebe in China im Hinblick auf die Konflikte des Nahen Ostens zwei Sichtweisen: „die proisraelische und proarabische“. Zur Erläuterung: Bis Washington Anfang des Jahres 2000 intervenierte, bestand eine enge israelisch-chinesische Rüstungskooperation.

Interessenpolitik à la chinoise

China kann sich mit seiner Form von Interessenpolitik zunehmend bestätigt sehen. Das zeigte sich unter anderem bei der Auseinandersetzung mit den Uiguren in China im Sommer 2009, bei der es rund 150 Tote gab.

Riad verurteilte weder das Vorgehen der chinesischen Sicherheitskräfte, noch gab es nennenswerte Kritik in den saudischen Medien. Die chinesische Schaukelpolitik, nämlich einmal das eigene Renommee bei Muslimen ständig zu verbessern, zum anderen aber radikale Muslime zu bekämpfen, zeigte hier Früchte.

Fragwürdiger Menschenrechtsrigorismus

Ein anderes Beispiel ist der Iran: Hier treten an die Stelle westlicher (deutscher!) Firmen, die sich aufgrund des westlichen Menschenrechtsrigorismus zurückziehen müssen, zunehmend chinesische Firmen. Wo sich der Westen aufgrund der von ihm vertretenen Werte meint zurückziehen zu müssen, drängt der Gigant aus Asien nach.

Es wird höchste Zeit, einmal darüber nachzudenken, ob die bisher vom Westen betriebene Menschenrechtsdiplomatie nicht einer anderen, flexibleren Politik Platz machen sollte. Das heißt nicht, daß eklatante Menschenrechtsverstöße ignoriert werden sollen. Fakt ist aber auch, daß die bisherigen Sanktionsregime (siehe Irak) kaum den erhofften Erfolg brachten. Möglicherweise bringt eine andere Politik, die auf den Nenner „Wandel durch Annäherung“ gebracht werden könnte, aus westlicher Sicht Ergebnisse, die nicht auf die Räumung eigener Positionen hinauslaufen.

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