Angela Merkel ist spurlos verschwunden. Von einem Wanderausflug in die Südtiroler Berge ist die Bundeskanzlerin bis jetzt nicht zurückgekehrt. „Sie hätte nicht mit diesen beiden Männern losziehen dürfen“, erklärt ihr Mann Joachim Sauer sauer. Er ist im Suldener Fünf-Sterne-Hotel allein zurückgeblieben.
Sauer hatte seine Frau vor dieser Wanderung gewarnt und macht sich jetzt Vorwürfe, sie nicht aufgehalten zu haben. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag, Frank-Walter Steinmeier, und Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, die ebenfalls zur Zeit ihren Urlaub in Südtirol verbringen, sind nach Sulden geeilt, um Sauer zu trösten und bei der Suche nach der verschwundenen Kanzlerin mitzuhelfen.
Die Stimmung ist gedrückt, zumal erst am vergangenen Donnerstag die italienische Wochenzeitung L’Espresso vor einem Neonazi-Anschlag auf Merkel gewarnt hatte. Am gestrigen Freitag hatte Regierungssprecherin Sabine Heimbach gegenüber der WAZ noch abgewiegelt: „Eine erhöhte Gefährdung für die Kanzlerin gab es nicht und gibt es auch derzeit nicht.“ Der Verdächtige „H. P.“ aus dem Raum Bremerhaven ist dem Bericht zufolge in Sicherheitskreisen lediglich als „dummer Wirrkopf“ bekannt.
Möglicherweise irrt Merkel durchs Hochgebirge
Über die Identität der beiden Männer, mit denen Angela Merkel losgezogen ist, herrscht weiterhin Unklarheit. Es soll sich laut Sauer um einen etwa vierzigjährigen Mann südländischen und einen älteren Mann nordländischen Aussehens handeln. Auch über das Ziel der Wanderung gibt es keine gesicherten Erkenntnisse.
Sulden ist das Herzstück eines wahren Wanderparadieses im Stilfserjoch-Nationalpark. Ganze 28 gepflegte Wanderwege führen durch Wälder und Almwiesen bis ins Hochgebirge. Welchen dieser Wege Angela Merkel genommen hat, ist unklar. Möglicherweise irrt sie irgendwo im Hochgebirge herum.
Merkel nascht Heidelbeeren und Hartwürste
Die Sorge, daß die Kanzlerin hungern könnte, gibt es nicht. Aus der Bild-Zeitung ist nämlich bekannt, daß Merkel „auf dem Weg schon mal wilde Heidelbeeren nascht“. Außerdem hat Joachim Sauer ihr ein Freßpaket zusammengestellt. Im Tante-Emma-Laden von Hubert Paulmichl kaufte er für 1,10 Euro das Stück einige „Kaminwurzen“ (Hartwürste) aus Rind- und Hirschfleisch ein, wie der Ladenbesitzer der Presse mitteilte.
Ist Merkel mit Durnwalder und Fitto unterwegs?
Daß sich Merkel durch die Lektüre der Stalin-Biographie „Am Hof des Roten Zaren“ zu einer unüberlegten Handlung verleiten ließ, gilt als eher unwahrscheinlich. Das 900 Seiten starke Buch des britischen Historikers Simon Sebag Montefiore, ein Geschenk des scheidenden Regierungssprechers Ulrich Wilhelm, fand man erst angelesen auf Merkels Nachttisch.
Aufschluß über den Verbleib Merkels erwartet man sich statt dessen von Mutmaßungen, wer die beiden bislang unbekannten Begleiter sein könnten. Die Personenbeschreibungen treffen nämlich auf zwei bekannte Politiker genau zu. Der Verdacht erhärtet sich weiter, denn von dem italienischen Regionalminister Raffaele Fitto fehlt ebenfalls jede Spur.
Auch der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder ist abgetaucht. Aus diesem Grund schießen jetzt die Spekulationen ins Kraut. Hat etwa der Schilderstreit etwas mit dem mysteriösen Verschwinden zu tun? Bekanntlich forderte Fitto Ende Juli, binnen sechzig Tagen 36.000 einsprachig deutsche Schilder an Wanderwegen abzubauen und sie durch zweisprachige zu ersetzen. Andernfalls entferne die Regierung die Schilder.
Neutrales Englisch als Kompromiß im Schilderstreit?
Verabredete sich also Merkel mit Fitto und Durnwalder zu einem Ortstermin? Vor diesem möglichen Migrationshintergrund gibt es nun mehrere Theorien. Die wahrscheinlichste besagt, daß Angela Merkel im Schilderstreit schlichten wollte. Während sie bei einer Wanderung mit dem Bergführer Durnwalder vorausging, soll Fitto hinter ihnen heimlich die Schilder abgebaut und den Berg hinuntergeworfen haben. Als die drei dann später umkehren wollten, fanden sie den Weg nicht mehr.
Währenddessen stiftet Reinhold Messner in Sulden mit einsprachigen Schildern Verwirrung: Denn diese sind weder auf deutsch noch auf italienisch (oder ladinisch), sondern auf englisch. – „Messner Mountain Museum“ steht darauf.
Möglicherweise zeichnet sich jedoch mit Hilfe des Yak-Bauern Messner ein salomonischer Kompromiß im Schilderstreit ab. Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte: Die neutrale Sprache Englisch würde den Streit beenden, ob die Volkssprache Deutsch oder die Staatssprache Italienisch den Ton angeben soll, und die umständliche Doppelauszeichnung überflüssig machen. Vielleicht haben sich Merkel, Fitto und Durnwalder einfach nur bei Messner zu einem Englischkurs angemeldet?