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ESN-Fraktion, Europa der souveränen Nationen

Von den Methoden imperialer Herrschaft

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Wollte Rom ein fremdes und widerspenstiges Volk seinem Imperium einverleiben, so ging es in etwa nach folgender Methode vor: Zunächst verwüsteten Expeditionsheere dessen zentrale Heiligtümer. Waren diese Kristallisationspunkte kultureller Identität vernichtet, so wurden romhörige Völkerschaften um und in dessen Siedlungsgebiet verbracht. Zermürbt von fremden Einflüssen und Verteilungskämpfen unterwarf sich dann das einst so freiheitsliebende Volk Stück für Stück Roms Geboten.

Es sei denn, dieses Volk fühlte sich jung und stark genug, die Wunden aus sich heraus zu heilen und Roms universalen Herrschaftsanspruch herauszufordern. Dann traf der Zorn des Imperiums dieses Volk mit voller Wucht, und breit strömte sein Blut in den Erdboden. Was dann noch an Sippen-, an Familienzusammenhängen übrig blieb, wurde zerrissen und als Sklaven in alle Provinzen des Imperiums deportiert. Ein Dreiklang totaler Herrschaft, den nach Rom noch andere Imperien ausüben sollten.

Mit ungeheurer Brutalität ging die Sowjetführung gegen die russische Kultur vor. Gewachsene Strukturen wurden zerschlagen, die Oberschicht ausgemerzt, Kirchen in Latrinen verwandelt. Was sich ihr entgegenstellte, wurde versklavt, gefoltert, deportiert, ermordet. Ganze Völkerschaften fielen diesem rauschhaften Wahn zum Opfer. Alles nur um den familienlosen, eigenschaftslosen, identitätslosen Homo Sovieticus zu schaffen, unendlich form- und krümmbare Substanz eines materialistisch-magischen Willens.

Die Europäische Union als europäisches Imperium

Warum ist dies für uns heutige bedeutsam? Weil wir in einer Zeit der Phrasen leben. Mit Phrasen denken wir, an Phrasen glauben wir, durch Phrasen werden wir geleitet. Eine dieser Phrasen sagt, daß Europa und die Europäische Union ein und dasselbe seien. Alles, was in uns an Liebe für Europa lebt, haben wir daher auf die Institutionen letzterer zu projizieren. Da diese aber entgegen der Freiheit der europäischen Völker wirken, sollen wir uns nun zwischen – atavistischer – Liebe zur Nation und – fortschrittlicher – Liebe zu Europa entscheiden.

Bisher verhält sich dieses Gebilde aber nicht anders als ein Imperium auf dem Gebiet Europas. Sein Herrschaftssitz könnte genauso gut Brüssel wie Rom, New York oder sonst eine Metropole sein, die von uns Gehorsam und Tribut verlangt. Vor allem aber wird von Europas Völkern ein tiefer Schlaf erwartet. Phrasen von Menschenglück, denen man sich mit Inbrunst hingeben kann, ohne etwas von den Prozessen zu bemerken, in denen man steht.

Durch Phrasen zur imperialen Herrschaft

Welche Verblendung zu glauben, die Vergreisung der europäischen Völker könne durch Masseneinwanderung ausgeglichen werden. Genauso gut kann man einem Menschen erklären, nun, da er schon auf dem Schafott steht, könne man ihn doch auch gleich hinrichten. Es diene irgendwie zum Wohl des großen Ganzen. Trotz dieses Irrsinns glauben viele an diese Phrasen, sie glauben ernsthaft, dadurch etwas Gutes in die Welt zu tragen. Und doch arbeiten sie alle nur mit am Dreiklang imperialer Herrschaft.

Man kann ihnen eigentlich keinen Vorwurf machen. Denn dieser umfassende Angriff auf die kulturelle wie reproduktive Identität der europäischen Völker ist nur dadurch möglich gewesen, weil diesen bisher das Bewußtsein fehlte, ein Leib zu sein. Sie alle, die großen wie die kleinen, die jungen wie die alten, kurzum: Europas Völker in all ihrer Individualität sind doch in Wirklichkeit nur Reben an einem gemeinsamen Weinstock. Wer das eine liebt, muß auch das andere achten.

Wenn aber die ersten Völker beginnen, vom Geist Europas in ihren Zungen zu künden, den es zu gebären gilt, dann sind auch die Tage imperialer Herrschaft gezählt. Denn was Europas Völker als gemeinsamer Wille durchpulst, ist die Liebe zur Freiheit. Die Freiheit des individuellen Menschen, der sich gestaltend in seiner Umwelt entäußert und der nicht durch Institutionen genormt und gegängelt wird. Völker, die hieraus ihre Kraft schöpfen, muß jedes Imperium fürchten.

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