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Ein deutsches Wort für Literacy

Ein deutsches Wort für Literacy

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Ein deutsches Wort für Literacy

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„Wortschätze heben, Leselust beflügeln!“ Allein dieser schwungvolle Titel machte mich schon neugierig, als ich das schöne Heftchen neulich im Kindergarten ausliegen sah. Es geht um Anregungen für Eltern zur frühen sprachlichen Bildung von Kindern. Das bayerische Familienministerium gibt sie heraus. Es ist wirklich ein lehrreiches Heftchen, sehr empfehlenswert. Möglicherweise werden es allerdings gerade diejenigen nicht in die Hand nehmen, die es besonders nötig hätten.

Gut finde ich jedenfalls, daß darin die Rolle der Eltern für die Spracherziehung ernstgenommen wird. Denn zu viele Kinder im Kindergartenalter werden heutzutage zu lange fremdbetreut. Nach dem Mittagessen, das die Kleinen meist schon im Kindergarten einnehmen, steht das Nachmittagsprogramm an: am Dienstag Musikalische Früherziehung, am Mittwoch Sportverein, am Donnerstag Englischunterricht.

Durch den Vorschulbildungsstreß sind viele Kinder schon so übersättigt, daß sie keinen Nerv mehr dafür haben, wenn sich Mama und Papa am Wochenende dann auch noch mit ihren eigenen halbherzigen Erziehungsversuchen einzumischen versuchen.

Vielen Mamas und Papas – übrigens nicht etwa den bedürftigen, sondern gerade den besserverdienenden – ist es daher nur recht, wenn sie ihre Kinder möglichst lange in fremde Obhut abgeben können und sich dann scheinbar keine Gedanken mehr über ihre eigene Erziehungsverantwortung machen müssen. Das Abschieben von Kindern aus der Familie ist zudem gesellschaftlich anerkannt und wird vom Staat finanziell gefördert.

Labern mit „Literacy“

Unter www.wortschaetze.bayern.de kann sich jeder die Broschüren zur Spracherziehung  herunterladen. Tatsächlich steht da „herunterladen“ und nicht „downloaden“. Auf den ersten Blick meint es das Ministerium mit dem Heben des deutschen Wortschatzes also wirklich ernst.

Auf den zweiten Klick finden wir allerdings in der Rubrik „Sprachberatung“ den Hinweis auf den „Literacy-Monat 2010 in Bayern“. Das wichtigste Ziel des „Literacy-Monats“, der vom 20. März bis zum 23.April stattfindet, beschreibt das Ministerium so:

„Alle Kindertageseinrichtungen und deren Netzwerkpartner in Bayern zu gewinnen, sich während des Literacy-Monats mit individuellen und gemeinsamen Aktivitäten rund um Literacy zu beteiligen, ist das wichtigste Ziel dieses Vorhabens. Auf diese Weise kann es gelingen, ein öffentliches Bewusstsein für die Bedeutung von Literacy von Anfang an zu schaffen und die Motivation bei Kindertageseinrichtungen zu wecken, auf der Grundlage des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans neue Wege im Bildungsbereich ‚Sprache & Literacy‘ zu beschreiten.“

Der dritte Klick lohnt sich

Alles klar? Mit der Einführung eines neuen Wortes – natürlich aus dem Englischen – wurde wieder einmal ein Popanz aufgebaut. Wie konnten die Generationen vor uns nur ohne dieses magische Wort „Literacy“ lernen, wie man liest und schreibt? Wer nicht weiß, daß „Literacy“ ganz einfach die Fertigkeit bezeichnet, Lesen und Schreiben zu können, hat leider Pech gehabt.

Doch aller guten Blicke und Klicke sind drei: Glücklicherweise hat die bayerische Familienministerin Christine Haderthauer erkannt, daß das Wort „Literacy“ irgendwie doch recht abgehoben und volksfern klingt. Sie hat daher den Wettbewerb „Ein deutsches Wort für Literacy“ ausgerufen. Dank unserer Literacy können wir dies lesen:

„Für Literacy gibt es bislang keinen entsprechenden deutschen Begriff, in Fachkreisen wird Literacy gelegentlich mit ‚Literalität‘ übersetzt, was jedoch zu kurz greift. Daher hält die Suche nach einem deutschen Wort, das den inhaltlich breiten Literacy-Begriff widerspiegelt, bis heute an. Aus Anlass des Literacy-Monats wird daher zugleich der Wettbewerb ‚Ein deutsches Wort für Literacy‘ ausgeschrieben.“

Auch wenn ich nicht so ganz verstehe, warum „Literalität“ „zu kurz greift“: Wir sollten es nicht an Vorschlägen mangeln lassen. Wie wäre es zum Beispiel mit „Buchstabilität“? Oder „Wörtermanagement“? Gut, das war ein Scherz. Aber „Lese-Rechtschreib-Stärke“? Oder haben Sie einen besseren Vorschlag? Machen Sie mit: Heben Sie den Wortschatz!

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