Diese Woche war ich im Kino. Oskar Wildes einziger Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ wurde schon oftmals auf die Leinwand gebracht; jetzt hat ihn Regisseur Oliver Parker als Gothic-Thriller inszeniert. Trotz einiger Abweichungen vom Original sind die Hauptmotive wie bei der literarischen Vorlage der Jugend- und Schönheitswahn sowie die Frage, inwiefern das Äußere eines Menschen sein Inneres widerspiegelt.
Als der junge Dorian Gray (gespielt von Ben Barnes) nach London kommt, liegt ihm die dortige Gesellschaft zu Füßen. Aufgrund seines makellosen Aussehens stehen ihm alle Möglichkeiten offen. Schon bald legt Dorian seine anfängliche Schüchternheit und Naivität ab und lässt sich durch die diabolischen Einflüsterungen von Lord Henry Wotton (Colin Firth) in die Welt des Lasters einführen. Er übernimmt dessen Credo: „Im Leben zählt nur der Moment; ein Jenseits gibt es nicht.“
Vor dem außerordentlich lebensechten Porträt, das der Maler Basil Hallward (Ben Chaplin) von ihm angefertigt hat beschließt er, seine „Seele an den Altar des Teufels zu nageln“, damit er seine Jugend behält und statt seiner das Bild altern möge. Als er bald darauf die junge Sybil Vane (Rache Hurd-Wood) in den Selbstmord treibt, zeigen sich erste Veränderungen an seinem Bild. Schließlich pflegt Dorian Gray einen hedonistischen Lebensstil, der keine Skrupel mehr kennt. Den Anblick des Bildnisses erträgt er schon längst nicht mehr und hat es daher auf den Dachboden verbannt.
Für eine Umkehr ist es nie zu spät
Die Tatsache, daß jede Tat eines Menschen ihn selbst verändert, ist hier anschaulich dargestellt. Für die kirchliche Morallehre bleibt dies eine zentrale Aussage. Mögen auch Sünden später bereut und vergeben werden, so haben sie dennoch Folgen hinterlassen, die mit der Absolution noch lange nicht ausgelöscht sind. Um die Sündenfolgen geht es bei der katholischen Praxis des Ablasses.
Martin Luther hat zurecht die Ablaßpraxis seiner Zeit kritisiert, bei der zumeist die finanziellen Mittel zählten. Nach wie vor gehört jedoch der Ablaß zum Glaubensgut der Kirche. Auch in jüngster Zeit hat der Papst wiederholt die Gläubigen aufgefordert, Ablässe zu gewinnen. Wo der Mensch durch das Gebet oder gute Werke sich erneut der Gottes- und der Nächstenliebe zuwendet, geschieht auch innere Heilung und das Wesen eines Menschen ändert sich zum Positiven.
Im Film sucht Dorian gegen Ende auch den Beichtstuhl auf, kann aber dort offensichtlich keine Hilfe finden. So wird die fatalistische Einstellung propagiert, ein verpfuschtes Leben ließe sich niemals korrigieren. Die Antwort des Glaubens ist eine andere: Für eine wirkliche Umkehr ist es nie zu spät. Motiviert durch echte Reue kann jeder Sünder durch Beichte und Ablaß seine Sünden sowie deren irdische Folgen tilgen und neu anfangen.