Zu den Grundaufgaben der Kirche gehört es, sich der leidenden Menschen anzunehmen. Mit dem heutigen Palmsonntag und der damit beginnenden Karwoche tritt das Leiden Jesu vor unsere Augen, das mit dem Einzug in Jerusalem seinen Anfang nimmt. Damit werden wir auch auf die leidenden Menschen unserer Tage verwiesen. Mein Mitgefühl und Gebet gilt derzeit besonders den Opfern sexuellen Mißbrauchs – durch wen auch immer. Ebenso denke ich an alle, die zu Unrecht verdächtigt werden, und die daher ein ebenso schweres Kreuz zu tragen haben.
Insbesondere habe ich aber eine weit größere Menschengruppe vor Augen: die Opfer der massenhaften Abtreibung weltweit. Daß die Abtreibung derzeit das größte Übel auf unserer Erde ist, verdeutlichen schon die Zahlen: An AIDS sterben jährlich 2,4 Millionen Menschen, an Krebs 7,4 Millionen, an Hunger 10,2 Millionen, an Herz-Kreislauf-Erkrankung 17,1 Millionen, die häufigste Todesursache ist jedoch die Abtreibung, die jährlich 40 Millionen Menschenleben fordert.
Wenn auch das Statistische Bundesamt in Wiesbaden jetzt bekanntgab, die Zahl der gemeldeten Abtreibungen in Deutschland liege mit 110.700 unter der des Vorjahres, sind doch alle Jubelrufe deplaziert. Nicht nur da jede vorgeburtliche Kindstötung eine zuviel ist, sondern auch weil die Zahl der Geburten in unserem Land rückläufig ist und daher der prozentuale Anteil der Abtreibungen keinesfalls gesunken ist. Immer noch endet mindestens jede sechste Schwangerschaft in Deutschland durch Abtreibung.
Neue Form des Kolonialismus
Weiterhin gibt es eine große Dunkelziffer. Bei den Abtreibungszahlen wird zwar die Abtreibungspille „Mifegyne“ mitgezählt, nicht aber die sogenannte „Pille danach“, die meistens eben nicht die Befruchtung verhindert, sondern die Einnistung der bereits befruchteten Eizelle in die Gebärmutter. Verharmlosend als „Notfallverhütung“ angepriesen, wird sie immer häufiger verschrieben – zwischen Ende 2006 und Ende 2007 nach Angaben von pro familia insgesamt 250.000 mal.
Die demographische Fehlentwicklung in unserem Land ist die Folge einer Verhütungs- und Abtreibungsmentalität, die sich mit der schwindenden christlichen Prägung unseres Landes immer weiter ausgebreitet hat. Dennoch ist die Problematik eine weltweite. Die Vereinten Nationen geben jährlich 148,1 Millionen Dollar für „reproduktive Gesundheit“ aus, also für Verhütung und Abtreibung. Vielerorts ist längst eine neue Form des Kolonialismus entstanden, der das Elend in den unterentwickelten Ländern dadurch lösen möchte, daß dort die Abtreibung als Mittel der Geburtenkontrolle durchgesetzt wird.
Es geht um viel Geld
Seit dem Amtsantritt Barack Obamas jubelt auch in den Vereinigten Staaten die Abtreibungslobby. Nicht zuletzt geht es hierbei um viel Geld. Allein die amerikanische Organisation „Planned Parenthood“ hat einen Jahresumsatz von über einer Milliarde Dollar und ist damit das größte Abtreibungs-Unternehmen weltweit. Die Lebensrechtlerin Alexandra Maria Linder hat in ihrem Buch „Geschäft Abtreibung“ dargelegt, wer finanziell von der großen Zahl der Abtreibungen profitiert.
Ich unterstütze schon seit vielen Jahren Organisationen, die sich für echte Aufklärung und den Schutz des ungeborenen Lebens einsetzen: Die „Aktion Lebensrecht für alle“(ALfA), die Schwangerenberatung „Die Birke“ sowie den Verein „Der Durchblick“ mit seiner Embryonenoffensive. Unterstützen, informieren, helfen und beten heißt die Devise. Und wenn ich auf das Leiden Christi schaue, sehe ich, wie er alles Leid mitträgt und es schließlich überwindet.