Großartig: Endlich rührt die Regierung kräftig die Werbetrommel für die deutsche Sprache. Eineinhalb Millionen Werbebroschüren verteilt das Bildungsministerium. Es rühmt die „logische und klare“ deutsche Sprache, mit deren Hilfe man „den enormen Reichtum“ Deutschlands und der deutschen Kultur ergründen könne. Was ist denn nun plötzlich in die Bundesregierung gefahren? Wie kommt sie auf einmal dazu, die deutsche Sprache dermaßen zu bejubeln? Handelt es sich etwa um einen Anflug von neunationalistischem Größenwahn?
Die anfängliche Fassungslosigkeit weicht der Verblüffung, wenn wir erfahren, daß die Lobeshymne nicht von der deutschen, sondern von der französischen Regierung gesungen wird. Es war auch zu verrückt gewesen anzunehmen, daß Deutschland endlich selbst den Wert seiner Landessprache erkennt.
Dennoch geht es uns wie Öl herunter, wenn wir lesen, daß die deutsche Sprache in den vergangenen Jahren immer beliebter bei den Franzosen geworden sei. In diesem Schuljahr lernen rund 823.000 französische Kinder Deutsch; 15 Prozent der Schüler an den weiterführenden Schulen.
Wenn alle nur noch Globalesisch sprechen
Großbritannien schafft währenddessen Schritt für Schritt den Fremdsprachenunterricht ab. Im Jahr 2004 entschied die britische Regierung, daß die Teilnahme am Fremdsprachenunterricht ab dem 14. Lebensjahr nicht mehr verpflichtend ist. Daraufhin brach auf der Insel die Zahl der Deutsch- und Französischschüler kräftig ein. Offenbar ist man in London der Ansicht, daß Fremdsprachen überflüssig sind, wenn alle Globalesisch sprechen.
Frankreich hingegen führte Klassen ein, in denen die Schüler zwei Fremdsprachen lernen können. Mußten sich Schüler der sechsten und siebten Klasse früher zwischen Deutsch oder Englisch entscheiden, so können sie heute beide Sprachen gleichzeitig lernen.
Das verhalf der deutschen Sprache, die gegenüber Englisch immer stärker ins Hintertreffen geraten war, zu einer Erneuerung. Denn in Paris weiß man besser als in Berlin, daß eine einseitige Ausrichtung auf Englisch und die Durchamerikanisierung der Sprache, Sitten und Gebräuche letztlich der eigenen Sprache und Identität das Grab schaufeln.