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Das geschiedene Staatsoberhaupt

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Das geschiedene Staatsoberhaupt

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König Heinrich VIII. von England hatte sich in der katholischen Kirche großes Ansehen erworben. In der Auseinandersetzung mit Martin Luther stand er auf Seiten des Papstes und verteidigte die katholische Sakramentenlehre. Wegen seiner Glaubenstreue wurde er von Papst Leo X. mit dem Titel „Defensor fidei“ (Verteidiger des Glaubens) ausgezeichnet.

Dies sollte sich bald darauf grundlegend ändern. Heinrich strebte eine Auflösung seiner Ehe mit Katharina von Aragon an, um mit kirchlichem Segen seine Hofdame Anna Boleyn heiraten zu können. Doch es gelang ihm nicht, den Papst von seinen kirchlichen Richtlinien abzubringen und aus Sympathiegründen zu einer Gefälligkeitsleistung zu bewegen. Das bedeutete den endgültigen Bruch mit Rom. König Heinrich VIII. erklärte sich zum Oberhaupt der englischen Staatskirche.

Sämtliche Bischöfe, Priester und Laien unterwarfen sich, mit Ausnahme der Londoner Kartäuser, Kardinal John Fisher und dem erst 1529 berufenen Lordkanzler Thomas Morus. 1532 legte er sein Amt nieder und verweigerte 1534 den Suprimatseid auf den König. Gemeinsam mit John Fisher wurde er deshalb hingerichtet und starb mit den Worten „Ich sterbe als des Königs treuer Diener, aber zuerst als Diener Gottes.“

Von den christlichen Grundlagen losgesagt

John Fisher und Thomas Morus sind Märtyrer des Gewissens. Bis zu ihrem Tod verteidigten sie die Unauflöslichkeit der Ehe. Die Kirche gedenkt ihrer alljährlich am 22. Juni. Dadurch soll deutlich werden, daß die Kirche nicht befugt ist, die Unauflöslichkeit der Ehe in Frage zu stellen.

Im heutigen Deutschland scheint die Ehescheidung und Wiederheirat normal geworden zu sein. Was einst nur bei Filmschauspielern üblich war, ist heute gängige Praxis in weiten Teilen der Bevölkerung. Selbst in hohen Staatsämtern, zu denen man früher mit Achtung aufschaute, gibt es Menschen die viermal (Gerhard Schröder, Oskar Lafontaine) oder fünfmal (Joschka Fischer) verheiratet sind. Auch der deutsche Außenminister Guido Westerwelle lebt in Verhältnissen, die vom heiligen Paulus als Unzucht und schwere Sünde streng getadelt werden (vergleiche Röm 1,27). Einige Staaten sind nicht bereit, ihn bei offiziellen Empfängen gemeinsam mit seinem Lebensgefährten zu begrüßen.

Jetzt steht die Wahl des Bundespräsidenten an. Der Kandidat von Union und FDP, Christian Wulff, ist geschieden und zum zweiten Mal verheiratet. Er ist Katholik, hat sich aber schon mit den altbekannten Reformvorschlägen an die Kirche deutlich zu Wort gemeldet. Joachim Gauck, der Kandidat von SPD und Grünen, ist dauernd getrennt lebend und plant im Falle seiner Wahl eine Scheidung und Wiederheirat. Sollte nun auch in das höchste Amt unseres Staates erstmals ein Geschiedener gewählt werden, wäre dies ein weiteres Signal dafür, daß dieser Staat sich von seinen christlichen Grundlagen schon komplett losgesagt hat.

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