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Ausrangierte Kirchenmöbel (II)

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Ausrangierte Kirchenmöbel (II)

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Als ich meine hiesige Pfarrstelle antrat, mußte ich zunächst der Küsterin (süddeutsch: Mesnerin) den Auftrag erteilen, die Putz-Utensilien aus dem Beichtstuhl zu räumen und dafür einen anderen Aufbewahrungsort zu suchen. Denn von jetzt an sollte der Beichtstuhl wieder benutzt werden.

Natürlich kann man niemanden zur Beichte zwingen. Als Priester kann man immer nur anleiten und anbieten. Und das Echo bleibt natürlich gering, wenn die Beichtpraxis in den Gemeinden seit langem verschwunden ist. Verschärft wird die Problematik noch, wenn nicht nur eine glaubenslose Gesellschaft, sondern auch noch die eigenen Geistlichen den Menschen einreden sie hätten keine Sünden.

Auch der Beichtstuhl gehört zu den ausrangierten Kirchenmöbeln und auch er macht den Paradigmenwechsel deutlich. Wo Individualismus und Relativismus großgeschrieben wird, gibt es keine Sünde mehr. Alles scheint heute erlaubt und die Beichte ein Relikt aus vergangenen Tagen, in denen es noch Priester gab, die den Menschen sagten, wie sie leben sollen.

Als einzige Verfehlung gilt, sich dem Mainstream zu widersetzen

Im Witz hört sich das moderne Glaubensbekenntnis eines altgläubigen Pfarrers so an: „Ich habe noch an die alten Dogmen geglaubt. Ich habe meinen bisherigen Glauben zu wenig bereut. Ich habe öfters versäumt, gegenüber dem Bischof und dem Papst konstruktiven Ungehorsam zu leisten. Ich habe meinem Kaplan einmal widersprochen, verschiedenen Laien sogar öfter. Ich habe fleischliche Regungen unterdrückt und dadurch meine Selbstentfaltung mutwillig verhindert.“

Tatsächlich hat der Klerus durch defizitäre oder falsche Verkündigung mancherorts das Sündenbewußtsein völlig verdunkelt. Als einzige Verfehlung gilt, sich dem Mainstream zu widersetzen und an unwandelbaren Wahrheiten festzuhalten.

Doch der Beichtstuhl erinnert nicht nur an die Tatsache, daß es Sünden gibt und nicht alles Tun beliebig ist. Darüber hinaus erinnert der Beichtstuhl auch an die Möglichkeit der Umkehr durch echte Reue und demütiges Bekenntnis. Welche Gnade wird doch den Menschen vorenthalten, wenn der Beichtstuhl nicht mehr genutzt, zweckentfremdet oder aus der Kirche entfernt wird!

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