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100:0 für die FIFA

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Einen kleinen Einblick in das beinharte Geschäft Fußball vermittelte vor kurzem der Rücktritt des englischen Bewerbungschefs Lord David Triesman. Er hatte in einem vertraulichen Gespräch mit seiner Ex-Geliebten Korruptionsvorwürfe gegen die Mitbewerber für die Austragung der Fußball-WM 2018, Rußland und Spanien, erhoben.

Beiden unterstellte er, folgenden „deal“ ausbaldowert zu haben: Rußland hilft bei der WM in Südafrika dabei, die Schiedsrichter so zu bestechen, daß Spanien Weltmeister wird. Spanien zieht dann seine Bewerbung zurück und sorgt dafür, daß die Stimmen aus Spanien und Südamerika an Rußland gehen, wenn im kommenden Dezember über die WM 2018 entschieden wird.

Pech für Triesman, daß dieses Gespräch aufgezeichnet und auch noch durch die englische Boulevardzeitung Mail on Sunday kolportiert wurde. Kurze Zeit nach der Veröffentlichung der Geschichte war Triesman alle seine Ämter los. Auch wenn sich die Engländer seitdem um Schadensbegrenzung bemühen; der WM-Zug dürfte für sie abgefahren sein.

Alle Zeichen weisen nämlich in Richtung Rußland, wo, wie es Jens Weinreich in einem Beitrag für den Deutschlandfunk ausdrückte, „Oligarchen und Politiker gemeinsam am Milliardenprojekt werkeln“. „Für alle Geschäftemacher im 24köpfigen Exekutivkomitee bietet Rußland weit mehr Optionen“, kommentiert Weinreich lakonisch. 

Korruption und Vetternwirtschaft

Selbst das „Schiedsrichter-Modell“ erscheint aus der Sicht Weinreichs mit Blick auf die Schiedsrichterkommission der Internationalen Föderation des Verbandsfußballs (FIFA) nicht abwegig, auch wenn es hierfür keine Beweise gebe. Hier fänden sich „einige schwer korrupte Funktionäre“, unter anderem der von dem autokratischen FIFA-Chef Joseph Blatter gestützte Pole Michal Listkiewicz, der in Polen „wegen Korruption, Schiedsrichterbestechung und zahlreicher anderer Skandale in der Verantwortung“ steht.

Korruption und Vetternwirtschaft in der FIFA sind immer wieder ein Thema, und immer wieder weist Joseph Blatter, der Motor der Totalkommerzialisierung des Fußballs, derartige Vorwürfe weit von sich. Ziemlich viel Staub wirbelte zum Beispiel der Fall des Schotten John McBeth auf, der in einem Zeitungsinterview Korruption und Vetternwirtschaft in der Föderation geißelte und dabei unter anderem deren Präsidenten Blatter und den Vizepräsidenten Jack Warner erwähnte. Die geplante Ernennung von McBeth zum FIFA-Vize wurde daraufhin eiligst abgeblasen. 

Alle Rechte gesichert

Die FIFA hat frühzeitig realisiert, was für eine „cash cow“ der Fußball zu werden versprach und entsprechende Pflöcke eingeschlagen. So steht vor jeder Fußball-WM fest, wer der eigentliche Gewinner ist, nämlich die FIFA. Beispiel Südafrika: Alle Rechte an diesem „Mega-Event“ hat die FIFA; die Einnahmen für 2010 werden auf gut 2,7 Milliarden Dollar geschätzt. Davon kommen ca. 1 Milliarde von Hauptsponsoren wie Adidas, Castrol oder Continental, der Rest entfällt auf die Fernseh- und Lizenzrechte. Südafrika fällt in diesem Geschäftsmodell die Rolle des Konzessions- oder neudeutsch Franchise-Nehmers zu.

Ob für Südafrika am Ende in der Bilanz schwarze Zahlen stehen werden, ist eher unsicher. Die exorbitanten Kosten für den Bau von Stadien, Flughäfen etc. erreichten Milliardenhöhe. In den Sternen steht, was aus den für südafrikanische Verhältnisse gigantischen Stadien wird, wenn der Fußball-Zirkus weitergezogen ist.

FIFA-Boß Blatter und seinen „good fellas“ vom Exekutivkomitee kann dies alles letztlich egal sein; ihre Version des „Dagobert-Duck-Kapitalismus“ (Indymedia) hat der Förderation einen dauerhaft gefüllten Geldspeicher gesichert. Er befindet sich übrigens unübersehbar in Zürich-Hottingen, dem Hauptsitz der Förderation. Seine Errichtung verschlang die schlappe Summe von rund 240 Millionen Franken.

Illusionsschleier Nationalhymne

Natürlich öffnet sich der Geldtopf auch über den teilnehmenden Mannschaften und deren Spielern, auf denen dem Vernehmen nach 420 Millionen Dollar abregnen sollen. Der Weltmeister erhält zudem einen Bonus von 30 Millionen Dollar. Vielen Kickern geht es vor allem darum, den eigenen Marktwert und damit ihr Gehalt zu steigern.

Richtungsweisend ist hier die „Marktkapitalisierung“ von Fußballunternehmern wie Ronaldo (Portugal, Marktwert: 75 Millionen Euro), Kaká (Brasilien, 60 Millionen Euro), Messi (Argentinien, 80 Millionen Euro) oder Xabi (Spanien, 65 Millionen Euro).

Vor diesem Hintergrund ist das Absingen der Nationalhymne, um die in den letzten Wochen in Deutschland und auch auf diesem Forum soviel Aufhebens gemacht wurde, bestenfalls noch eine Art Illusionsschleier, der dem zahlenden Fußballvolk suggerieren soll, hier ginge es noch um „Höheres“. Der heutige Fußball-Kapitalismus kennt indes nur ein Ziel: die Profitmaximierung.

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