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Marc Jongen, ESN Fraktion

Woran man Priester erkennt

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Ist es Ihnen auch schon aufgefallen? Man trifft keine Priester oder Ordensleute mehr in der Stadt. Dies hat mehrere Gründe. Natürlich ist die Zahl der Priester- und Ordensberufungen stark rückläufig. Allerorts wird vom Priestermangel gesprochen.

Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Die Priester wären stärker in der Gesellschaft vertreten, wenn man sie an ihrer Kleidung erkennen würde. Immerhin schreibt das Kirchenrecht den Geistlichen das Tragen der Priesterkleidung sogar vor. Nur leider halten sich viele nicht daran.

Am vergangenen Freitag hat nun das vom Papst ausgerufene „Jahr des Priesters“ begonnen, das am 19. Juni 2010 mit einem großen Priestertreffen in Rom enden wird. Das Jahr steht unter dem Thema „Treue in Christus, Treue des Priesters“.

Dienst des Priesters Gläubigen deutlicher machen

In diesem Jahr soll das Wesen des Priestertums und der Dienst des Priesters den Gläubigen wieder deutlicher vor Augen gestellt werden. Eine notwendige Besinnung, in einer Zeit die gekennzeichnet ist durch mangelndes Glaubenswissen, unklares Priesterbild und Schlagzeilen über priesterliche Verfehlungen!

Eine Schärfung des Profils ist daher wohl die vorrangigste Aufgabe dieses Priesterjahres. Der Papst nennt drei wichtige Kennzeichen, durch die der Priester für die Menschen „präsent und erkennbar“ sein soll: sein Glaubenszeugnis, seine Tugenden und seine Kleidung.

„Kleider machen Leute“ müsste eigentlich seit Gottfried Keller jeder wissen. Dennoch haben gerade viele Geistliche seit den siebziger Jahren unermüdlich betont, wie unwesentlich diese doch seien und wie sehr es doch auf andere Qualitäten ankommt. Aber beide bedingen einander.

Priesterkleidung als „wortlose Katechese“

Denn die Kleidung die ich trage prägt auch mein Verhalten. Außerdem ist die Priesterkleidung eine „wortlose Katechese“ in unserer zunehmend glaubenslos werdenden Gesellschaft.

Im Jahr 1975 – also mitten in der nachkonziliaren Umbruchphase der Kirche – führte ein französischer Priester ein Interview „Über die Kirche heutzutage“ mit dem rumänischen Dramatiker Eugène Ionesco. Ich erlaube mir hier, die Schlußpassage zu zitieren (aus: Eugène Ionesco: Gegengifte – Artikel, Aufsätze, Polemiken, Berlin 1983).

Frage: Und was hätten Sie einem Mann wie mir zu sagen, einem Mann, der in dieser Zeit Priester ist und der glaubt?

Ionesco: Ich würde ihm sagen: Was haben Sie bei mir in Zivil zu suchen?

Frage: Das ist alles? Sie könnten mir sagen: Glauben Sie!

Ionesco: Ganz recht. Und seien Sie etwas Unnahbares, Unerwartetes, nicht der Welt Gehöriges. Ziehen Sie sich eine Soutane an. Was soll diese Krawatte? Sie sind wie alle Welt. Ich will jemanden vor mir haben, der außerhalb der Welt ist; in der Welt, aber zugleich außerhalb der Welt.

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