Die Stasi-Akte von Michael Jackson hat schon etwas. Das Dokument, das jetzt nach dem Ableben des King of Pop aufgetaucht ist, zeigt, daß die Machthaber in der DDR Angst vor Krawallen von Jugendlichen hatten, die auf der Ostseite der Mauer sein Konzert (1988) verfolgen wollten. Die Stasi hat sogar von Undercover-Spitzeln Fotos von „Jacko“ anfertigen lassen und ist dabei einem Double von Sat1 auf den Leim gegangen.
Die Stasi war ein paranoider Haufen. Der Geheimdienst ist gegen jeden noch so unbedeutenden Kritiker vorgegangen und hat damit wahrscheinlich den eigenen Untergang befeuert. Denn die Opposition in der DDR war eigentlich nicht sehr gefährlich. Sie war nach eigenen Angaben nicht einmal antisozialistisch. Das hat mich damals immer gewundert. Ich hielt die DDR-Bürgerrechtler für Spinner, weil sie nur den Sozialismus verbessern wollten – statt ihn abzuschaffen.
Mielke-Leute haben akribisch alles aufgelistet
Heute weiß ich es besser. Erstens es sehr mutig, was sie gemacht haben. Das war echte Zivilcourage – anders als das, was uns heute unter diesem Schlagwort verkauft wird. Im Deutschland von heute muß jemand, der etwas verändern will, ja auch irgendwelche Phrasen dreschen – wie zum Beispiel die, daß nur dieses oder jenes „sozial gerecht“ sei. Zweitens waren sie notwendig, um das System weichzukochen. Die SED wurde mit ihren repressiven Methoden immer unglaubwürdiger, gerade weil die DDR-Opposition so naiv-pazifistisch war.
Der Stasi-Staat hat die Leute so unter Druck gesetzt, daß mir heute noch Hören und Sehen vergeht, wenn ich diese Geschichten erzählt bekomme. Ich kenne einen Fotografen, auf den zig Spitzel angesetzt waren, der nur in seiner Stasi-Akte nachzuschauen braucht, wenn er wissen will, was er an einem bestimmten Tag in den 80ern gemacht hat. Die Mielke-Leute haben akribisch alles aufgelistet, was er wann und wo gemacht hat.