Böse Menschen haben keine deutschen Lieder – zumindest nicht in Würzburg. Dort schlugen am vergangenen Samstag drei Straßenmusikanten einen Vorbeigehenden zusammen, stießen ihn zu Boden und traten weiter auf den Wehrlosen ein. Endlich griffen einige Würzburger beherzt ein und schützten das Opfer, das am Kopf heftig blutete, vor weiteren Schlägen.
Was hatte die Musikanten derart gegen den 36 Jahre alten Würzburger aufgebracht? Sein „Vergehen“: Er hatte sich von den Musikanten ein Lied in deutscher Sprache gewünscht. „Diesen Wunsch brachte der Würzburger ganz ruhig und sachlich vor“, berichtet die Polizei.
In welchem Zustand befindet sich unser Land, wenn der Wunsch nach einem deutschen Lied solche Folgen haben kann? Der Vorfall ist symptomatisch. Er ist ein Zeichen, welch geringes Ansehen die deutsche Sprache im eigenen Land besitzt.
Frankreich sucht händeringend Deutschlehrer
In Frankreich ist das nicht so. Dort ist die deutsche Musikgruppe „Tokio Hotel“ unter Jugendlichen so beliebt, daß sie bestärkt werden, die deutsche Sprache zu erlernen. Erstmals seit Jahren steigt wieder die Zahl der französischen Schüler, die Deutsch lernen wollen. Während im Jahr 2003 nur noch knapp 74.000 Schüler in der sechsten Klasse mit Deutsch anfingen, sind es zu Beginn des neuen Schuljahres fast 91.000. In Frankreich sucht man händeringend nach Deutschlehrern.
Und in Deutschland? Dort verschwindet nach einer kurzzeitigen Blüte die deutsche Musik wieder stärker aus dem Radio. Der Sender „Bayern 1“ zum Beispiel hat den Anteil deutscher Musik erheblich verringert und bringt fast nur noch amerikanische Schlager der sechziger Jahre. Doch die alljährliche Vergewaltigung unserer Ohren steht uns noch bevor. Bald kommt die Adventszeit, dann ist es wieder soweit: Deutsche Innenstädte werden mit amerikanischen Weihnachtsschlagern vollgedröhnt.
Haben Sie davon auch die Schnauze voll? Dann beschweren Sie sich beim Geschäftsführer und wünschen Sie sich zur Weihnachtszeit einheimische Musik. Er wird sie schon nicht gleich zusammenschlagen. Wenn nötig, rufen Sie zur Verstärkung einfach den Krampus.