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Doppelte Staatsbürgerschaft

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Doppelte Staatsbürgerschaft

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Immer wieder werde ich hier in Deutschland gefragt, ob ich denn mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hätte – oder zumindest neben meinem finnischen auch einen deutschen Paß besäße. Für die Meisten ist meine Antwort eher überraschend: „Warum soll ich denn Deutsche werden? Ich bin doch Finnin.“

Es ist nicht so, daß ich etwas gegen Deutschland hätte. Ganz im Gegenteil: Ich liebe dieses Land, in dem ich mittlerweile die Hälfte meines Lebens verbracht habe, hasse es, wenn Menschen schlecht darüber sprechen und empfinde eine Verantwortung für die hiesige Zukunft. Und dennoch sind diese Gefühle nicht mit der Liebe zu meiner nordischen Heimat zu vergleichen. Ich bin nun Mal durch und durch nicht deutsch – und kann es auch nie werden.

Viele Deutsche jedoch scheinen da anders zu denken. Schließlich lief diese Woche in Berlin sogar eine Kampagne für die doppelte Staatsbürgerschaft an. Prominente setzen sich dafür ein, daß in Deutschland geborene Migrantenkinder künftig auch als Erwachsene zwei Pässe besitzen dürfen.

Viele sehen die Nationalität als etwas Konvertibles an

Daß die Nationalität etwas Tiefgründigeres als Bürokratie ist, haben die meisten Deutschen schlichtweg verlernt. Für viele ist es schwer, zu verstehen, daß die Staatsangehörigkeit eigentlich nicht mit dem Besitz eines Passes oder dem Genuß bestimmter Vorteile gleichzusetzen ist, sondern ursprünglich Volkszugehörigkeit bedeutete. Angeblich soll dieser Begriff in der globalisierten und modernen Welt nicht mehr so einfach zu definieren sein, aber ist es denn wirklich so schwer?

Für mich ist die Verwurzelung mit der finnischen Kultur, Sprache und nationalen Geschichte so wichtig für die eigene Identität, daß sie ein wesentlicher Teil von mir selbst ist. Die Staatsangehörigkeit ist damit für mich nicht etwas Austauschbares, sondern eben das, was ich bin.

Daß auch Konservative hierzulande in der Lage sind, die Nationalität als etwas Konvertibles zu  verstehen, zeigt wie sehr die deutsche Gesellschaft von der linken Denkweise über die Nation als bloßes gesellschaftliches Konstrukt geprägt ist. Denn wer ernsthaft glaubt, man könne die Nationalität beliebig wechseln, muß seinen Glauben an das Wesen der Nation verloren haben.

Zweckgemeinschaft statt Nation, Bevölkerung statt Volk

Daß die Mehrheit hierzulande diesen Glauben nicht mehr hat, ist wohl bekannt. Schließlich betonen sowohl Politik, Wissenschaft und Medien ständig, daß Deutschland keine Nation mehr wäre, sondern eine Art Zwecksgemeinschaft mit einer Bevölkerung statt einem Volk in einem geeinten Europa.

Klar könnte ich einen deutschen Paß beantragen und würde ihn auch höchst wahrscheinlich bekommen. Doch was würde es mir bringen, dem Papier nach Deutsch zu sein, wenn ich es vom Herzen nicht bin?

Wenn dagegen ein Ausländer hier geboren und aufgewachsen ist und sich in Deutschland kulturell verwurzelt fühlt, sich mit diesem Land identifiziert, kann ich durchaus verstehen, daß er auch einen deutschen Paß haben möchte. In Ordnung. Doch dann sollte er auch bereit sein, seine andere Staatsbürgerschaft aufzugeben. Alles andere ist Opportunismus.

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