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Die Mär vom Priestermangel

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Die Mär vom Priestermangel

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Seit den sechziger Jahren wird nahezu ohne Unterbrechung über die Themen Zölibat und Frauenpriestertum diskutiert. Da hat jetzt der neue Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), von dem sich sowieso immer weniger Gläubige vertreten fühlen, angeregt, doch endlich einmal über die Zulassungsvoraussetzungen zum Priesteramt nachzudenken.

Um den Priestermangel zu beheben, hält er die Weihe erfahrener verheirateter Männer („viri probati“) für wünschenswert. Wenige Tage später äußerte sich der designierte Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), Bischof Norbert Brunner, ganz ähnlich.

Es scheint, als ob bestimmte Kreise großes Interesse daran haben, dieses Thema in der Diskussion zu halten. Wenn vom römischen Lehramt oder von versierten Theologen (wie jüngst Professor Klaus Berger) die Angemessenheit der zölibatären Lebensweise für das priesterliche Amt herausgestellt wird, ignoriert man diese Stellungnahme und beginnt kurz darauf die Debatte von neuem. Vor allem muß der angebliche Priestermangel und die Not der Gläubigen meist als Druckmittel für die gewünschten Änderungen herhalten.

Die Zahl der Priester ist jedoch nur in Europa und Nordamerika rückläufig, sonst weltweit steigend. Aber auch dort ist das Zahlenverhältnis zwischen Priestern und praktizierenden Gläubigen keinesfalls schlechter als in den fünfziger Jahren. Im Gegenteil: Ich kenne viele ältere Priester, die in der Nachbarschaft zur Feier einer heiligen Messe nicht erwünscht sind, damit der priesterlose Sonntagsgottesdienst zementiert werden kann und die Weichen für eine andere Kirche gestellt werden können. Die Mär vom Priestermangel steht im Interesse progressiver Kirchenfunktionäre.

In Krisenzeiten ist es nie sinnvoll, das Niveau herabzusenken

Was wir in Wirklichkeit haben, ist kein Priestermangel, sondern ein Gläubigenmangel. Wo der Glaube geschätzt und gelebt wird, dort stellen sich immer auch Berufungen ein. Wo der Priester nicht verkürzt als Sozialarbeiter oder Psychologe verstanden wird, wo sein Dienst als ein unersetzlicher, heiliger Dienst begriffen wird, wo die Menschen Verständnis und Achtung für die priesterliche Lebensweise mitbringen, dort werden auch junge Männer sich entscheiden, den Weg zum Priestertum einzuschlagen.

Die leibliche Nachfolge Jesu als Bräutigam seiner Kirche ist Ausdruck eines starken Glaubens und einer innigen Beziehung zu Jesus Christus. Wo aber der Glaube und die Beziehungsfähigkeit des Menschen schwach geworden sind, wird neben der Unauflöslichkeit der Ehe immer auch die Sinnhaftigkeit der priesterlichen Zölibatsverpflichtung infrage gestellt.

In Krisenzeiten ist es nie sinnvoll, das Niveau herabzusenken. Daher müssen auch die Zugangsvoraussetzungen zum Priesteramt eher angehoben als herabgesenkt werden. Dies gilt für alle drei Ebenen der Priesterausbildung: die menschlich-geistliche Reife, die theologische Ausbildung und die praktische Befähigung für den konkreten Dienst in der Gemeinde. Verfehlt wäre es, im „Jahr des Priesters“ um viele Priester zu beten; wir sollten um gute Priester beten.

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