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Der missionarische Auftrag der Kirche

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Der missionarische Auftrag der Kirche

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Bei der örtlichen Volkshochschule (VHS) werde ich ab kommenden Herbst einen Kurs anbieten, für den ich den Titel „Literatur und Glaube“ vorgesehen hatte. Kürzlich habe ich mit der Vertreterin der VHS die Details für die Ausschreibung im Programmheft abgesprochen. Geht alles in Ordnung, sagte sie, aber der Titel solle doch wohl besser „Literatur und Religion“ heißen.

Ich habe eingewilligt. Dennoch frage ich mich, warum „Glaube“ unbedingt durch „Religion“ ersetzt werden muß. Steht dahinter die Auffassung: Objektive Auseinandersetzung mit Religion (oder Religionen?) ist in unserer Gesellschaft durchaus statthaft, aber persönlich einen Glaubensstandpunkt einnehmen und ihn dann auch noch für den „wahren Glauben“ halten, womöglich gar noch Mission betreiben – das geht entschieden zu weit?

Vor einer Woche hörte ich im Radio (Bayern 5 aktuell) einen Beitrag über die Priesterbruderschaft St. Pius X. anlässlich der dortigen Priesterweihen. In dem Beitrag hieß es, diese Gemeinschaft vertrete fundamentalistische Positionen. Zum Beispiel hielte sie den katholischen Glauben für den einzig wahren.

Missionierung ist der eigentliche Auftrag der Kirche

Pardon, aber genau das ist nach wie vor offizielle Lehrmeinung der katholischen Kirche. In letzter Zeit habe ich bei vielen Attacken gegen die Piusbruderschaft den Eindruck gewonnen, dies dient nur zum Vorwand, um eigentlich katholische Positionen zu bekämpfen.

Die postmoderne Gesellschaft gesteht der Kirche gerne eine Existenzberechtigung zu, sofern sie das relativistische Dogma akzeptiert und sich als ein Angebot unter vielen begreift. Sie darf sozial-karitativ tätig sein, psychologische Lebenshilfe anbieten oder den Menschen ein paar fromme Stunden bescheren; aber sie darf auf keinen Fall einen Absolutheitsanspruch vertreten oder gar missionieren.

Dabei ist das der Auftrag, den die Kirche vom Herrn selbst empfangen hat: „Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern. Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.“ (Mt 28,19)

Weitenteils sind die Christen satt und behäbig geworden

„Warum werden in Europa so wenige Menschen Christen“, fragte kürzlich die evangelische Nachrichtenagentur idea. Diese Frage dürfen sich wohl die Christen aller Konfessionen gleichermaßen stellen. Weitenteils sind die Christen satt und behäbig geworden.

Von dem glühenden Eifer für das Evangelium, der die Christen früherer Jahrhunderte ergriffen hatte und der die Ausbreitung des Glaubens bewirkte, ist heute nichts mehr zu spüren. Und wenn doch einmal ein Christ wahren Eifer erkennen lässt, wird er sofort als Fundamentalist abgestempelt und von den Medien kaltgestellt.

Die VHS-Vertreterin unserer schwäbischen Kleinstadt hat das zum Ausdruck gebracht, was viele Menschen heute denken: Pfarrer, du bist willkommen als Bereicherung unseres Angebots. Aber reiße uns nur ja nicht aus unserer Lethargie heraus und verlange von uns, eine persönliche Glaubensentscheidung zu treffen.

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