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Der letzte Wunsch

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Ältere Menschen klagen oftmals darüber, daß es weniger die Schmerzen und Krankheiten sind, die das Altwerden so bitter machen, sondern vielmehr die Einsamkeit. Wenn niemand mehr da ist, der sich für einen interessiert, niemand dem man seine Sorgen und Ängste mitteilen kann, wird das Leben schwer.

Hinzukommt, daß unsere Gesellschaft nicht gerade dafür bekannt ist, daß sie älteren Menschen großen Respekt entgegenbringt. Man sieht sie hierzulande eher als spießige Luxus-Rentner, nörgelnde Kostenverursacher oder als „Täter“ eines dunklen Zeitalters.

Nun, in meiner Heimat Finnland ist nicht alles besser, obwohl ich das manchmal aus der Ferne fast so empfinde. Aber eins ist sicher: Wir sind dankbar dafür, was unsere Kriegsgeneration geleistet und ertragen hat. Wir ehren unsere Veteranen und auch die Frauen der „Lotta Svärd“ (Kriegshelferinnen Organisation) tragen ihre Abzeichen mit Stolz.

Ein würdiger Lebensabend und ein wenig Glück

Doch auch in Finnland leiden alte Menschen unter Einsamkeit und Entfremdung. Oft finden sie keinen Anschluß und viele von ihnen werden depressiv. Die Helsinki Mission (eine private karitative Organisation) engagiert sich für diese Menschen. Zum Beispiel bietet sie jeden morgen zwischen fünf und neun Uhr das sogenannte „Morgenohr“ an, eine Art Telefonseelsorge. Der Grund: Die meisten Selbstmorde älterer Menschen werden – zumindest in Finnland – zu dieser Uhrzeit begangen. Denn in den frühen Morgenstunden fühlen sich diese Menschen besonders einsam.

Vor ein paar Monaten hat die Helsinki Mission zudem die Kampagne „Wunsch“ ins Leben gerufen. Diese soll „einsamen Rentnern einen würdigen Lebensabend und ein wenig Glück ermöglichen.“ Die Organisation hat hierfür eine Internetseite geschaffen, auf der alte Menschen ihre Wünsche angeben können. (Sie werden vor allem in Altenheimen gesammelt). Für jeden Wunsch werden die notwendigen Kosten berechnet und hierfür kann man dann spenden.

Die 76jährige Sirkka beispielsweise will einmal bevor sie stirbt, das Grab ihres in Lappland gefallenen Vaters besuchen. Der Preis für die Reise mit Begleitung wurde auf 1.600 Euro angesetzt. Bisher wurden 60 Euro gespendet. Andere Wünsche sind günstiger und einfacher zu erfüllen: Anja zum Beispiel wünscht sich, daß ihr jemand mit den öffentlichen Verkehrsmittel hilft. Ein anderer will lernen, wie man einen Rechner bedient und eine einsame Frau wünscht sich nichts sehnlicher, als einmal am Tag angerufen zu werden. Alle drei Wünsche wurden bereits erfüllt, wie man auf der Internetseite verfolgen kann.

„Ein Mensch ist alt, wenn er aufhört zu träumen“

Beeindruckend ist auch der Werbefilm für die Kampagne: Ein alter Mann liegt in einem Krankenhausbett. Er hat keine Beine mehr und es scheint, daß sein Leben bald zu Ende geht. Man bringt ihn zu einem Auto und ein Chauffeur fährt mit ihm durch das verschneite Land. Es geht Richtung Osten. An der Grenze kontrolliert ein russischer Soldat ihre Pässe. Mit einem kritischen Blick läßt er sie passieren. Durch einstmals finnische und heute zu Russland gehörende Wälder und Dörfer setzen sie ihre Fahrt fort.

Der Mann erzählt: „Man sagt, daß ein Mensch alt ist, wenn er aufhört zu träumen. Ich habe einen Wunsch, den ich bislang nie ausgesprochen habe. Nun bin ich so alt, daß ich das Schämen verlernt habe. Vor dem Krieg bin ich 6,16 Meter weit gesprungen. Heute ist das nichts, aber damals war es viel. Ich wollte Sportler werden, aber ich wurde Soldat.“ (Das Auto hält.) „Hier war unser Posten als die Granate einschlug: Mein Kamerad verlor sein Leben, ich meine Beine. Hier hinter der Grenze sind sie geblieben: Die Kameraden, die Beine, die Träume.“ Er reicht dem Fahrer seine alten Laufschuhe und dieser hängt sie an einen Baum. „Vielleicht“, so der alte Mann, „finden die Beine nun endlich Ruhe“.

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