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Bundeswehr raus aus Afghanistan?

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Unwort, Umfrage, Alternativ

Die Grünen forderten letztes Wochenende auf ihrer Bundesdelegiertenkonferenz eine „Abzugsperspektive“ für die Bundeswehr. Zusätzlich wünschten sich die Damen und Herren die Erweiterung des zivilen Wiederaufbaus. Sie möchten einen „Primat des Zivilen“ vor dem Militär, die Verteidigung der Menschenrechte und eine Stärkung der lokalen Strukturen.

Das faßt – in aller Kürze – einen vorläufigen Beschluß der Konferenz zusammen. Und: Natürlich haben sie recht, die Grünen. Wie soll man auch gegen derart vernünftige Lösungen sein? Nur: Diese Leichtigkeit der Forderungen, dieser Anspruch, ein Patentrezept zu besitzen, diese Gewißheit, zweifellos im Recht zu sein – das macht die Sache madig.

Unter anderem in Punkt 4 ihrer Liste verdeutlichen die Ex-Pazifisten unfreiwillig, warum sie selbst kein Licht sehen, ja sogar blind sind. Sie sagen dort, daß Menschenrechte „universell und unteilbar“ sind. Nun, was sind denn „Menschenrechte“? Ein würdevolles Leben zu führen? Die Gleichberechtigung der Frau, vielleicht? Oder die Schulpflicht?

Es ist leicht, in einer x-beliebigen Zahl von Kulturkreisen über „Menschenrechte“ zu diskutieren und sich einig zu sein. So lange jedenfalls, wie jeder seine eigene Vorstellung in diesen Begriff projizieren kann. Alle sagen dasselbe. Jeder meint etwas anderes.

Widerspruch zwischen Toleranz und Missionierung

Fest steht nur, daß die Idee der Universalität eine westliche ist. Fest steht auch, daß der Würde-Begriff einer Claudia Roth durchaus das Gegenteil des Würde-Begriffs eines paschtunischen Landesfürsten sein kann. Und wie würdevoll käme es einem solchen Patriarchen wohl vor, wenn er sich mit einer unteilbaren und universellen Vorstellung westlicher Menschenrechte arrangieren müßte?

Das entscheidende Manko aller westlichen Demokratisierungsbestrebungen in diesem asiatischen Staat ist solcherlei Arroganz und Respektlosigkeit. Die Grünen glauben fest daran, daß westlicher Wohlstand und Demokratie genau die Dinge sind, die solche ungleichzeitigen Menschen benötigen. Nicht mal im Ansatz kämen sie auf die Idee, daß der Westen vielleicht nicht den Segen bringt; daß der Westen vielleicht das Symbol einer dekadenten, sittenlosen Gesellschaft sein könnte; daß wir Westler dort vielleicht „Feind“ sind; und daß Widerstand gegen diese Dekadenz vielleicht auch das eigene Leben wert ist.

Nein. Darauf kommen sie nicht. Sie kommen auch nicht auf diesen enormen Widerspruch zwischen ihrer Toleranz gegenüber dem Fremden im eigenen Land einerseits und ihrem missionarischen Eifer am Ende der Welt andererseits. Wie kann man diesen Widerspruch nennen? Selbstentfremdung? Existenzbedrohend?

Ich weiß es nicht. Ich weiß nämlich nichts. So wie wir alle.

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