Großen Naturkatastrophen traten die Menschen schon immer hilflos gegenüber. In den Schweizer Alpen waren diese in den vergangenen Jahrhunderten an der Tagesordnung. Felsstürze, Erdrutsche, Lawinen und Überschwemmungen sorgten für Leid und Elend.
Daraus erwuchsen verschiedene Bräuche, die den Menschen helfen sollten, mit der alltäglichen Gefahr umzugehen. So auch im Kanton Wallis, in der Pfarrei Fiesch. Das Dorf zählt fast 1.000 Einwohner und ist ein beliebter Touristenort in direkter Nähe zum Aletschgletscher.
Vor 331 Jahren legten die gläubigen Bewohner ein „Katastrophen-Gelübde“ ab. Darin versprachen sie tugendhaft zu leben und zu beten, damit der Gletscher nicht weiter anwächst und das Dorf verschlingt. In einer mehrstündigen Prozession beten die Gläubigen seitdem jeden 31. Juli gegen das Anwachsen des dortigen Alpengletschers, der das Dorf Jahrhunderte bedrohte.
Gesuch an den Papst
Allerdings hat sich die Situation inzwischen ein wenig geändert. Aktuell ist der Gletscher mehr als drei Kilometer kürzer und dreihundert Meter dünner als zu seinen besten Zeiten. Wenn er zu stark schmilzt, trocknen die Bäche aus, was ebenfalls zu einer ökologischen Katastrophe führen kann. Die Fiescher hatten schon etwas zu viel Erfolg. Etwas weniger Tugend und Beten hätten wohl auch gereicht.
Ganz zeitgeistkonform haben sich die findigen Bewohner der Gemeinde etwas einfallen lassen. Sie wollen das Gelübde abändern und ab sofort für das Anwachsen des Gletschers und gegen den Klimawandel beten. Allerdings braucht die Gemeinde dazu das Einverständnis des Papstes. Ein entsprechendes Gesuch ist nun auf den Weg gebracht. Vortragen wollen sie das dem heiligen Vater in einer Audienz im Oktober. Die Bewohner glauben, daß die Chancen gut stehen, nachdem der Papst in seiner Osterbotschaft vor dem Klimawandel gewarnt hat.