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G20-Krawalle: Die Versuchung der Gewalt

G20-Krawalle: Die Versuchung der Gewalt

G20-Krawalle: Die Versuchung der Gewalt

Linksextremisten beim G20-Gipfel
Linksextremisten beim G20-Gipfel
Linksextremisten beim G20-Gipfel im Hamburger Schanzenviertel Foto: dpa
G20-Krawalle
 

Die Versuchung der Gewalt

Beim G20-Gipfel in Hamburg flog der Linken ohrenbetäubend ihr ungeklärtes Verhältnis zur Gewalt um die Ohren. Im Unterschied zum Rechtsextremisten muß der Linksextremist eine gesellschaftliche Ächtung nicht fürchten. Er blieb bislang Teil liebevoll gehegter linker Folklore. Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein.
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Beim G20-Gipfel in Hamburg flog der Linken ohrenbetäubend ihr ungeklärtes Verhältnis zur Gewalt um die Ohren. Linksextreme Gruppierungen, personell und organisatorisch über „Bündnisse“, Kongresse und Publikationen freundschaftlich vielfältig verschränkt mit Linkspartei, Grünen und SPD, nahmen die rot-grün regierte Hansestadt in Geiselhaft. Über drei Tage verwandelten marodierende Schlägerbanden aus der linksextremen Szene ganze Straßenzüge in ein Schlachtfeld, plünderten Geschäfte, verletzten Hunderte Polizisten, zündeten unzählige Autos unbeteiligter Bürger an.

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), der großspurig einen sicheren Gipfel versprochen hatte, steht buchstäblich vor einem Trümmerhaufen. Und Parteifreunde rückten noch während des Treffens der Regierungschefs von ihm ab: „In einer deutschen Großstadt wird nie wieder so ein Gipfel stattfinden“, meinte Bundesjustizminister und Parteifreund Heiko Maas anschließend und brachte die Kapitulation des Staates vor den Gewalttätern auf den Punkt.

Noch während Tausende Polizisten aus allen Teilen Deutschlands in Hamburg die Knochen hinhielten, um den explodierenden Terror einzudämmen, tobte in sozialen Netzwerken die Deutungsschlacht, die politische Herkunft der Exzesse zu verschleiern. Auf die Spitze trieb SPD-Parteivize Ralf Stegner die Versuche, Gewaltfreiheit sogar grundsätzlich links und Gewalt stets rechts zu verorten: „Anständige Linke hatten noch nie was mit Gewalttätern gemein. Bei Rechten gehört Gewalt dagegen zur politischen DNA.“

Sozialdemokraten stehen für die Zivilisierung dieses Gewaltimpulses

Tatsächlich begleitet jedoch die Geschichte der Linken neben einer Blutspur die romantisierende Verklärung der Gewalt: vom großen Terror der Französischen Revolution über die Vernichtungsideen von Marx, Engels und Lenin, deren Realisierung in der kommunistischen Revolution und den unzähligen Versuchen mündeten, den realen Sozialismus mit brutaler Gewalt zu erzwingen.

Die Sozialdemokraten stehen in Deutschland indes über weite Strecken für die Zivilisierung dieses Gewaltimpulses: Dies führte zur Abspaltung der KPD, der Bekämpfung des Extremismus von rechts und links in der Weimarer Republik – einer Spaltung, die von der KPD in der DDR mit neuem Terror und blutigem Zwang wieder aufgehoben wurde.

Immer wieder lockt für Linke die Versuchung, das Gewaltmonopol des Staates auszuhebeln und die Entscheidung auf der Straße zu suchen. Verführerisch scheint auch die Option, mittels linksextremer Antifa-Rollkommandos politische Konkurrenz in Schach zu halten, dieses militante Drohpotential in Reserve zu haben. Fakt ist: Im Unterschied zum Rechtsextremisten muß der Linksextremist eine gesellschaftliche Ächtung nicht fürchten. Er blieb bislang Teil liebevoll gehegter linker Folklore. Vielleicht ändert sich das nach Hamburg ein wenig.

Linksextremisten beim G20-Gipfel im Hamburger Schanzenviertel Foto: dpa
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