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Streiflicht: Folge des Terrors

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Streiflicht
 

Folge des Terrors

Der Terroranschlag des norwegischen Fanatikers Anders Behring Breivik fährt wie ein Blitz in die europäische Szenerie. Dennoch sollte das Massaker alle politischen und medialen Akteure zum Innehalten mahnen. Ein Kommentar von Dieter Stein.
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Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

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Das Massaker in Norwegen sollte zum Innehalten mahnen Foto: Flickr/L.C.Nøttaasen

Der Terroranschlag des norwegischen Fanatikers Anders Behring Breivik fährt wie ein Blitz in die europäische Szenerie. Es ist eine mörderische Attacke, die in ihrer Dimension alles bisher im politischen Terrorismus des Kontinents Dagewesene sprengt. Wenn auch manche vorschnell über die geistige Verfassung des Täters spekulieren und seine Tat bereits allein klinisch erklären wollen: Es ist klassisches Ziel des politischen Terrorismus, Angst und Schrecken zu verbreiten und dabei auch Unschuldige, Zivilisten und sogar Kinder zu opfern. Dies hat der Norweger getan, der am vergangenen Freitag eiskalt mindestens 76 Menschenleben auslöschte. 

Die Anteilnahme mit dem norwegischen Volk und den Angehörigen der Opfer ist überwältigend und die Verurteilung der Tat über alle politischen und religiösen Lager hinweg einhellig. Der Täter hat die Ermordung von Kindern und Jugendlichen, von willkürlichen Opfern, politisch begründet – mit der Ablehnung der Islamisierung Europas und einer multikulturellen Gesellschaft. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, daß dadurch alle in moralische Geiselhaft genommen werden, die Kritik an unkontrollierter Einwanderung und am Islam übten.

Zweifellos ist Breivik ein Psychopath wie die meisten politischen Terroristen. Er fand eine zugespitzte Situation vor, in die hinein er seine perverse Tat mit ihrer kalkulierten Wirkung plante. Er meinte, das Wetterleuchten einer spannungsgeladenen Atmosphäre zu spüren, die er zur Entladung bringen wollte. Fanatiker wie Breivik sind mörderische Irrlichter, die den Funken überspringen lassen, die der Geschichte eine schicksalhafte Wendung geben können – wenn auch in eine völlig andere Richtung als der intendierten.

Neuartige „Karlsbader Beschlüsse“

Die Ermordung des Schriftstellers August von Kotzebue durch den radikalen Burschenschafter Karl Ludwig Sand am 23. März 1819 war auch so eine Tat eines Fanatikers mit ungeahnten Folgen: Metternich war sie willkommener Anlaß, um postwendend mit den Karlsbader Beschlüssen für Jahrzehnte einen bleiernen Schleier von Zensur und polizeistaatlicher Kontrolle über Deutschland zu legen und die nationalen Freiheits- und Einheitsbestrebungen zu unterdrücken.

So könnte die Tat Breiviks die europäische und deutsche politische Klasse zu neuartigen „Karlsbader Beschlüssen“ ermuntern, um jegliche als „rechtspopulistisch“ oder „islamfeindlich“ gebrandmarkten Meinungsäußerungen mit dem Verdikt der „Volksverhetzung“ zu ersticken. Manche Kommentatoren fordern bereits entsprechende Einschränkungen der Meinungs- und Pressefreiheit. Metternich läßt grüßen.

Das Massaker in Norwegen sollte alle politischen und medialen Akteure zum Innehalten mahnen. Auch übereifrige Islamkritiker sollte es nachdenklich machen, wie schnell man für kriminelle Taten in geistige Haftung genommen werden kann.

JF 31-32/11

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