Anzeige
Anzeige

Passau, Leverkusen und Paris: Kaisers royaler Wochenrückblick

Passau, Leverkusen und Paris: Kaisers royaler Wochenrückblick

Passau, Leverkusen und Paris: Kaisers royaler Wochenrückblick

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick.
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick.
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Passau, Leverkusen und Paris
 

Kaisers royaler Wochenrückblick

Ein Ausländer provoziert die deutsche Politik. Im Fußballstadion werden biologische Fakten propagiert und eine Rappergruppe tritt lieber niemanden mehr auf den Schlips. Der Wochenrückblick von Boris T. Kaiser.
Anzeige

Martin Sellner hat Anfang der Woche eine Grenze überschritten. Der neurechte Aktivist ist am Montagabend von seiner Heimat Österreich in die Bundesrepublik Deutschland nach Passau eingereist. Genau so, wie er es zuvor über seine Social-Media-Kanäle öffentlich angekündigt hatte. Das Einreiseverbot, das die deutschen Behörden beziehungsweise Teile der Bundesregierung zuvor gegen den Star der Identitären Bewegung angeblich erlassen wollte, hat es so offenbar nie gegeben.

Wie denn auch? Als EU-Bürger hat Sellner ein festgeschriebenes Recht auf Freizügigkeit. Daran ändern auch die persönlichen Abneigungen von deutschen Politikern und Beamten gegen den politischen Publizisten nichts. Der Verlust des Freizügigkeitsrechts kann allenfalls im Einzelfall festgestellt werden – und auch nur, „wenn sich durch eine oder mehrere Straftaten von einigem Gewicht zeigt, daß der weitere Aufenthalt auch künftig eine Gefahr darstellt“, wie es dazu unter anderem auf der Internetseite des Bundesinnenministeriums heißt.

Kein Sellner ist illegal

Dies war und ist, das wird einige überraschen, bei Martin Sellner aber nicht der Fall. Zwar haben die österreichischen Behörden immer wieder versucht dem außerparlamentarischen Oppositionellen – mit an den Haaren herbeigezogenen Vorwürfen in Ermittlungsverfahren und versuchten Anklagen vor Gericht – politisch das Handwerk zu legen.

In der Regel endeten diese Versuche aber mit der Einstellung des Verfahrens oder einem Freispruch für den friedlichen Aktivisten. Auch die Polizei, die Sellner über 30 Minuten lang an der deutsch-österreichischen Grenze kontrolliert und durchsucht hatte, soll gegenüber dem Journalisten Michael Scharfmüller vom Nachrichtenportal Info-Direkt erklärt haben, daß gegen Martin Sellner nichts vorliege und er daher in die Bundesrepublik einreisen dürfe“.

Niederlage für die Woken

Auch sonst läuft es gerade ziemlich gut für den prominente Rechten von nebenan. Sein neues Buch „Remigration – Ein Vorschlag“ verkauft sich beim Internet-Riesen Amazon schon vor seinem offiziellen erscheinen, wie warmes Fladenbrot in Berlin Neukölln. Am Freitag belegte das Werk gar Platz eins der Amazon-Bestsellerliste. Sehr zum Ärger der woken Meinungswächter, die bei dem Internet-Händler nun gerade mal wieder kräftig dafür dafür trommeln, daß das Buch aus dem Angebot genommen werden soll.

Bislang, das ist in der heutigen Zeit erstaunlich genug, hatten sie damit allerdings keinen Erfolg. Amazon betont hingegen, sich bewußt dafür entschieden zu haben, „ein sehr weitreichendes Spektrum an Büchern zuzulassen – auch Titel, die im Widerspruch zu unseren Werten und den Standpunkten unseres Unternehmens stehen“.

Den Inhalt von Sellners Buch werde man prüfen, sobald es (bei seinem erscheinen am am 1. März) verfügbar sei. „Um die Einhaltung unserer Richtlinien sicherzustellen, investieren wir viel Zeit und Ressourcen, und wir entfernen Bücher, die diesen Richtlinien nicht gerecht werden“, teilte ein Sprecher des Unternehmens in Bezugnahme auf den gegenwärtigen Shitstorm mit. Das ein solches Statement die Shitstormer der woken Kultur-Revolution nicht besänftigen wird, dürfte klar sein. Wo kommen wir denn da auch hin, wenn man den Inhalt eines Buches erst dann beurteilt, wenn man es gelesen hat?

Provokation im Fußballstadion

Wer gerne provokante Thesen oder die ein oder andere für manch einen unangenehme Wahrheit liest, der sollte dafür besser nicht ins Fußballstadion gehen. Diese Überleitung aus dem Gerhard-Delling-Moderationshandbuch mußte leider sein, um möglichst schnell auf weiteres Thema zu kommen, daß in dieser Woche die politischen Fanlager gespalten hat. Der DFB hat Bayer 04 Leverkusen wegen „diskriminierendem unsportlichem Verhalten“ zu einer Geldstrafe von 18.000 Euro verdonnert. Die Unsportlichkeit, die der Deutsche Fußball-Bund dem Verein vorwirft, hat allerdings nicht auf dem Platz stattgefunden, sondern auf der Stadiontribüne.

Dort hatten einige Leverkusen-Fans in einem Spiel gegen den SV Werder Bremen im November 2023 ein vermeintlich „transfeindliches“ Transparent präsentiert. Die erschütternde Aufschrift des Banners lautete: „Es gibt viele Musikrichtungen, aber nur 2 Geschlechter.“ Was für die einen, nur die Wiedergabe eines biologischen Fakts war, stellte für andere die diskriminierendste Massenentgleisung in einem Fußballstadion, seit dem Münchner Aldi-Tüten-Skandal, im Champions-League-Spiel zwischen dem FC Bayern und Besiktas Istanbul von 1997, da.

AfD verteidigt Biologie-Ultras

Vor allem aus der Politik gab es erst viel Empörung über die Aktion der Leverkusen-Anhänger – und dann viel Lob für die Entscheidung des DFB. Die sportpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Tina Winklmann, sagte gegenüber der Welt: Das Banner sei „menschenverachtend und diskriminierend und aus diesem Grund zu verurteilen.“ Weshalb es auch richtig wäre, daß der DFB seiner „Verantwortung nachgekommen“ sei und mit der Geldbuße ein Zeichen gegen diskriminierendes Verhalten gesetzt habe. Auch im Fußball müsse „klare Kante gegen Diskriminierung“ gelten.

In der SPD und sogar bei der CSU gab man sich entsetzt über die „Queerfeindlichkeit“ der Biologie-Ultras aus Leverkusen. Nur die AfD wollte mal wieder nicht am selben Strang mitziehen, wie alle anderen Bundestagsfraktionen, und befand: „Die Aussage der Leverkusener Fans ist vollkommen richtig. Selbst wenn die Aussage falsch sein sollte, fiele sie unter die Meinungsfreiheit. Strafzahlungen sind völlig unangebracht.“

Von Provokation zu Mainstream

Gender-Ärger mit den Fans gab es in dieser Woche auch für die Rapper von KIZ. Die Berliner Hip-Hop-Formation hatte auf Instagram mal wieder zu ihrem jährlichen Frauenkonzert geladen. Eingeführt haben die „Kannibalen in Zivil“ die Tradition im Jahr 2012 ursprünglich als kleine Provokation gegenüber ihrer männlichen Fans.

In früheren Zeiten provozierten die „Kriegsverbrecher im Zuchthaus“ noch mit politisch inkorrekten Texten im Stile der US-Cartoon-Serie „South Park“ und Album-Titeln, wie „Sexismus gegen Rechts“. Mittlerweile muß das „Gegen Rechts“ als Provokation genügen. Inzwischen alle um die 40, wollen es sich die Künstler wohl mit niemandem mehr verscherzen, der ihrem kommerziellen Erfolg schaden könnte. Da heißt es dann eben: voll mitschwimmen im linken Mainstream und bloß keine toxische Männlichkeit an den Tag legen.

Die Revolution frißt ihre Kinder

Mit ihrem Konzert „nur für Frauen“ haben Maxim, Nico und Tarek nun aber doch für Verärgerung beim eigenen Bubble-Publikum gesorgt. Und das gleich aus mehreren Gründen. So soll ihre „Reservé aux femmes“ in diesem Jahr im Theater Bataclan in der Stadt der Liebe, in Paris stattfinden. Da, wie wir alle wissen, Frauen aber deutlich weniger Geld verdienen, als Männer, beschweren sich viele weibliche Fans der Gruppe jetzt, daß sie sich die Anreise zu dem Konzert zum Weltfrauentag am 8. März nicht leisten können.

Dennoch war das Event innerhalb von kürzester Zeit ausverkauft. Das dürfte vor allem daran gelegen haben, daß in die Halle nur 1500 Frauen reinpassen, was zu weiterem Unmut und mehr als 1500 zumeist negative Kommentare der Fans über die „elitäre Veranstaltung“, die offenbar „nur für reiche Frauen“ gedacht sei, sorgte. Zu allem Überfluß haben die inzwischen so linksfeministischen „Klosterschüler im Zölibat“ irgendwann wohl auch noch Angst vor der eigenen gender-ideologischen Courage bekommen.

Hieß es in dem Post, mit der die progressive Rap-Crew das Frauenkonzert beworben hatte, anfangs noch: „Männer haben für dieses Konzert keinen Zutritt. Frauen, trans-frauen, cis-frauen, inter-menschen und nicht-binäre Menschen, die sich eher weiblich einordnen sind willkommen!“ Heißt es an dieser Stelle jetzt nur noch: „Veranstaltung nur für Frauen.“ Provozieren, ohne jemanden auf die Füße zu treten, ist eben gar nicht so einfach.

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag