Ein paar gescheiterte Schüler haben dieser Tage versucht, mit ihrem Meister abzurechnen. Den Anfang machten der Moderator Klaas Heufer-Umlauf und der TV-Autor Micky Beisenherz in einer gemeinsamen Folge des Podcasts „Apokalypse & Filterkaffee“, in der die beiden Comedy-Lehrlinge sich über die Late-Night-Legende Harald Schmidt mokierten. Genauer gesagt über das auf einer Veranstaltung der Weltwoche entstandene Foto, auf dem sich der heutige Privatier und Interview-Causeur mit dem früheren Spiegel-Journalisten Matthias Matussek und dem ehemaligen Chef des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen zeigt.
Gemäß dem Urteil der beiden Zeitgeistigen geht das alles gar nicht. Also die Zeitung, die Veranstaltung und die beiden einst angesehenen Mitglieder des „sehr wichtigen Personenkreises“, zu dem heute Beisenherz und Heufer-Umlauf gehören, die Rechtsabweichler Matussek und Maaßen aber eben nicht mehr. Was weit mehr über die Entwicklung der VIP-Spielwiese aussagt, als über die Entwicklung derer, die man nicht mehr mitspielen lassen will.
Hetzte gegen Harald Schmidt
So sieht das auch der Mann von Joko Winterscheidt, nur eben anders. „Daß der da freiwillig zu Hause losfährt, dahin geht, genau wissend, wer da alles ist und sich freut auf einen herrlichen Abend mit guten Gesprächen mit Hans-Georg Maaßen und anderen Aussortierten“, dünkelt das neureiche Werbegesicht vor sich hin, und weiter: „Man zweifelt an sich selbst, daß man mal eine Art Bewunderung hatte“. Schmidt, so sagt Umlauf, adele den „ganzen Laden“, indem er „wahrscheinlich der Einäugige unter den Blinden“ sei. Diese wären wahrscheinlich auch „die einzigen“, die sich für Schmidts „kultige Interviews interessieren“, lästert der intellektuelle Zyklop von ProSieben.
Beisenherz erzählt dann noch, daß auf dem Sommerfest auch Alice Weidel mitgefeiert habe, und betont: „Man will ja eigentlich nie Teil eines solchen Teams sein“. In ihrem eigenen Team waren die zwei Fernsehmacher natürlich nicht die einzigen, denen das Party-Foto sauer aufgestoßen ist. Auch beim Kapitän der mentalen Regenbogenbindenträger ist anläßlich des „rechten Trios“ wieder einmal das Nazi-Tourette ausgebrochen.
Böhmermanns Lügengebilde
Jan Böhmermann verglich das Fest, der Zeitung, die in seinen Augen „rechtsextrem, wirklich antisemitisch und rußlandfreundlich“ ist, in seinem Podcast „Fest & Flauschig“ mit einem „Rotkreuz-Dampfschiff nach Paraguay zum Jahresfest des Völkischen Beobachters“. Daß sowohl Klaas Heufer-Umlauf, als auch Jan Böhmermann, einst für Schmidt gearbeitet haben, sei an dieser Stelle nur am Rande angemerkt. Auch wenn beide sich zum damaligen Zeitpunkt vermutlich den Kasper darauf geflext haben, daß sie für „Dirty Harry“ witzig sein durften. Kann aber auch sein, daß ich an dieser Stelle ein bisschen zu sehr von mir selbst ausgehe. Mir fällt gerade auf, daß ich hier vielleicht besser nicht erwähnt hätte, daß auch ein Boris T. Kaiser mal für Harald Schmidt geschrieben hat – man will seinen alten Chef in so einer Situation ja schließlich nicht noch mehr reinreißen. Hallo, Janni!
Eigentlich hat Böhmermann zurzeit auch seine ganz eigenen Probleme. Wobei die Probleme, die er hat, natürlich meistens Probleme sind, die das ZDF hat, und damit Probleme, die wir alle haben. Wir zahlen schließlich (zwangsweise) Gebühren für alles, was der „Polizistensohn“ so raushaut. Davon könnten demnächst bis zu 100.000 Euro Schmerzensgeld abgedrückt werden müssen. Auf diese Summe verklagt der ehemalige Chef des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, das ZDF, weil er dem „Satiriker“ „schmutzige Denunzierung“ vorwirft und ihm die Schuld an seiner Entlassung gibt.
In seinem „ZDF Magazin Royale“ hatte Böhmermann den Geheimdienstler mit einem Lobbyverein einer Firma in Verbindung gebracht, die mit dem russischen Geheimdienst zusammenarbeite und den damaligen BSI-Chef dabei als „Cyber-Clown“ dargestellt. Daß sich später herausstellte, daß an den Vorwürfen nichts dran war, war dem ZDF-Moderator genauso egal, wie Schönbohms früherem Arbeitgeber, der dessen Job inzwischen an die, wie es heißt, Tech-Expertin Claudia Plattner vergeben hat.
Lindemann, Lebenszerstörer und die linksfeministische Blase
Immerhin juristisch entscheiden noch immer nicht vollends die Woken, wer schuldig ist und wer nicht. Das zeigte in dieser Woche der Fall Til Lindemann. Nachdem der „Rammstein“-Sänger über Monate quer durch die Presse als die Personifizierung der „toxischen Männlichkeit“ porträtiert als misogynes sexuelles Raubtier gebrandmarkt und als K.o.-Tropfen-Triebtäter vorverurteilt wurde, hat Staatsanwaltschaft Berlin nun bekanntgegeben, daß sie alle Ermittlungen „wegen des Verdachts der Begehung von Sexualdelikten wie auch Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz“ eingestellt hat. Für die Hobby-Richter und Lebenszerstörer aus der linksfeministischen Blase ist dies natürlich noch lange kein Grund, von ihrem Opfer abzulassen.
Die „Amadeu-Antonio-Stiftung“ hat bereits angekündigt, sich nicht mit der Entscheidung der Staatsanwaltschaft abzufinden und weiter gegen Lindemann kämpfen zu wollen. Die Stiftung der Schande ermutigt „Betroffene“ sich weiter bei ihr zu melden. Die Zersetzung soll also offenkundig weitergehen. Auch die Schauspielerin Nora Tschirner scheint sich, trotz der Einstellung des Verfahrens, aus irgendeinem Grund ziemlich sicher zu sein, daß es die betroffenen Opfer wirklich gibt. In einer Instagram-Story erklärt die Laien-Juristin, die ihr Abitur einst am Rosa-Luxemburg-Gymnasium in Berlin-Pankow gemacht hat, daß es für sie nicht nachvollziehbar sei, daß die Ermittlungen gegen einen Mann eingestellt wurden, obwohl doch so viele Frauen so schlimme Dinge über ihn behaupten. „Aber die Stimmen unzähliger Frauen aus verschiedenen Ländern gegen die eines einzigen gekränkten, mutlosen, mächtigen Mannes, eingekuschelt in seinen Hechel-Club von rückgratlosen Opportunisten sind einen Dreck wert“, schreibt die Aktrice, die im Bundestagswahlkampf 2021 Annalena Baerbock unterstützte, in bester weiblicher Nüchternheit.
#MeToo und die toxischen Männer
Auch die Medien sind natürlich sauer, daß der Fall nicht so ausgegangen ist, wie sie es im Vorfeld berichtet haben. „Ermittlungen gegen Lindemann eingestellt“: „Einschüchterung vorerst gelungen“, lautete zum Beispiel die Überschrift, mit der die taz über die Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen 60jährigen berichtete – und knüpfte daran direkt die Frage an: „Wie groß ist der Schaden für die #MeToo-Bewegung?“
Mal ganz davon abgesehen, daß es keine Causa Lindemann mehr gebraucht hätte, um Menschen, außerhalb des linksverdrehten Medienbetriebs, an der Aufrichtigkeit vieler der „#MeToo“-Aktivistinnen zweifeln zu lassen, zeigt die Fragestellung in diesem Zusammenhang auch ziemlich deutlich, worum es vielen Journalisten bei ihrer Berichterstattung über die Vorwürfe gegen den Musiker tatsächlich ging. Nämlich nicht um die Wahrheitsfindung, sondern um knallharten radikal-feministischen Aktivismus.
Welchen alten weißen Mann es dabei trifft, spielt im Grunde gar keine große Rolle. Aber gerade „männliche Feministen“ freut es natürlich ganz besonders, wenn sie mal einem dieser kernigen Typen, auf die damals auf der Schule schon sämtliche Mädchen standen, in die sie verknallt waren, eins auswischen können. Erst recht, wenn dieser toxisch attraktive Kerl dann später, als man selbst endlich auch jemand war, und das sogar mit einem Presseausweis beweisen konnte, die Dreistigkeit hatte, Rockstar und damit noch erfolgreicher zu werden – sowohl beruflich als auch bei den Frauen.