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„Containern“: Weniger Lebensmittel wegzuwerfen, wäre besser

„Containern“: Weniger Lebensmittel wegzuwerfen, wäre besser

„Containern“: Weniger Lebensmittel wegzuwerfen, wäre besser

Ein Mann holt noch genießbare Lebensmittel aus einer Mülltonne: Cem Özdemir möchte das sogenannte Containern legalisieren
Ein Mann holt noch genießbare Lebensmittel aus einer Mülltonne: Cem Özdemir möchte das sogenannte Containern legalisieren
Ein Mann holt noch genießbare Lebensmittel aus einer Mülltonne: Cem Özdemir möchte das sogenannte Containern legalisieren Foto: picture alliance / imageBROKER | Schoening
„Containern“
 

Weniger Lebensmittel wegzuwerfen, wäre besser

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) fordert eine Straffreiheit für das „Containern“, bei dem Lebensmittel unter anderem aus Supermarktmülltonnen entnommen werden. Der Vorstoß im Kampf gegen Verschwendung ist jedoch der falsche Weg. Es gilt, den Überfluß zu reduzieren. Ein Kommentar.
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Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) forderte zum Jahresbeginn eine generelle Straffreiheit für das sogenannte Containern. Der Begriff meint eine Entwendung von Lebensmitteln aus Müll­containern, vorzugsweise im gewerblichen Bereich, sprich bei Supermärkten. Das Problem ist: Solange der Müll nicht von der Müllabfuhr abgeholt wurde, gehört er noch immer dem betreffenden Supermarkt. Und wer an dieses Eigentum heran möchte, muß ein fremdes Grundstück betreten.

Immer wird über straffreies „Containern“ diskutiert. Es liegt nahe, bei Menschen, die aus einer Notlage heraus handeln, nur milde oder gar keine Strafen zu verhängen. Jeder Schöffe sollte hier von seinem gesunden Menschenverstand Gebrauch machen, wenn einmal juristische Spitzfindigkeiten an Eigendynamik gewinnen. Gerade in Deutschland sollte jeder genug zu essen bekommen, ohne „Containern“ zu müssen.

Dennoch kann es Härte- und Grenzfälle geben. Generell von Strafen abzusehen, würde aus der Not eine Tugend machen. Anhänger von Protestkulturen, die auch in Deutschland skurrile Züge annehmen können, könnten sich im Kampf gegen die Überflußgesellschaft und für das Weltklima bemüßigt sehen, nach weggeworfenen Lebensmitteln zu wühlen. Daß das nicht immer der Hygiene zugutekommt und nicht jedem Supermarktbetreiber gefallen wird, liegt auf der Hand.

Lieber gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen

Wenn Özdemir im „Containern“ einen kleinen Beitrag gegen zu viel weggeworfene Lebensmittel sieht, ist er auf dem Holzweg. Was es braucht, sind Analysen, wo die Haupteinsparpotentiale liegen, damit erst gar nicht so viel weggeworfen wird. Wer vor Weihnachten durch die Supermärkte ging, wird dort noch kurz vor Ladenschluß mitunter etwa mehrere Karpfen vorgefunden haben, die kaum jemand noch gekauft haben dürfte. Hier müßte sich Özdemir einsetzen und helfen, Überschuß zu minieren.

Um beim Beispiel zu bleiben: Jeder Verbraucher kann kurz vor Ladenschluß gezielt noch Karpfen für die Weihnachtsfeiertage kaufen, wenn er ein Problembewußtsein für die Lebensmittelverschwendung entwickelt, was allerdings dazu führen wird, daß vor der nächsten Weihnacht die Menge Karpfen an der Fischtheke nicht reduziert wird. Sich darum zu kümmern und mit allen Beteiligten eine zielführende Strategie auszuarbeiten, ist aber Özdemirs Aufgabe. Eine generelle Straffreiheit für das „Containern“ gehört sicher nicht dazu. Die Forderung ist vor allem eines: Populismus.

Ein Mann holt noch genießbare Lebensmittel aus einer Mülltonne: Cem Özdemir möchte das sogenannte Containern legalisieren Foto: picture alliance / imageBROKER | Schoening
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