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Quertreiber: Lafontaine, Kachelmann und Böhmermann: Kaisers royaler Wochenrückblick

Quertreiber: Lafontaine, Kachelmann und Böhmermann: Kaisers royaler Wochenrückblick

Quertreiber: Lafontaine, Kachelmann und Böhmermann: Kaisers royaler Wochenrückblick

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Quertreiber: Lafontaine, Kachelmann und Böhmermann
 

Kaisers royaler Wochenrückblick

Menschen, die gegen den Strom schwimmen, sind manchmal interessant, wie im Fall von Oskar Lafontaine, der jetzt aus der Partei Die Linke ausgetreten ist, weil sie sich zu sehr an hippe Großstädter angebiedert hat. Oder sie nerven wie Jan Böhmermann, der öffentlich-rechtliche Gebühren mißbrauchte, um davon einen Pornofilm drehen zu lassen. Der Wochenrückblick.
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Oskar Lafontaine hat Schluß gemacht. Nicht mit seiner Gefährtin Sahra Wagenknecht, sondern mit der Politik – und ganz besonders mit der Linkspartei. Kurz vor der Wahl im Saarland hat der bekannteste saarländische Sozialist nach Erich Honecker nicht nur seine Karriere als Berufspolitiker für beendet erklärt, sondern auch seinen Parteiaustritt verkündet. Eines kann man dem einstigen Sozialdemokraten nicht vorwerfen: daß er nicht immer mit aller Konsequenz zu seinen Überzeugungen gestanden hätte.

„Das Herz wird noch nicht an der Börse gehandelt, aber es hat einen Standort – es schlägt links,“ sagte Lafontaine einst, nachdem er, im Streit mit dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder, über die Wirtschafts- und Sozialpolitik der ersten rot-grünen Bundesregierung vom Amt des Finanzministers zurücktrat. Es folgte sein Austritt aus der SPD und die Mitgründung der heutigen Partei Die Linke.

Die Partei hat ihre Wähler vergessen

„Wer mit 20 kein Sozialist ist, hat kein Herz. Wer mit 40 noch Sozialist ist, hat keinen Verstand“ sagt man besonders in konservativen und wirtschaftsliberalen Kreisen gerne. Lafontaine ist mit 23 Jahren in die SPD eingetreten. Seinen alten Ansichten ist er bis heute treu geblieben. Daß es ihm an Verstand mangelt, würden aber dennoch wohl nicht einmal seine ärgsten Feinde und politischen Gegner behaupten. Vieles von dem, was der Diplomphysiker so dachte, hatte eher politphilosophischen als realpolitischen Charakter – und er war auch in der Lage, diese Gedanken in wohlklingende und vor allem für jedermann verständliche Worte zu fassen. Eine Fähigkeit, die selten geworden ist in der heutigen politischen Klasse.

Auch das, was der 78jährige „Napoleon von der Saar“ zu seinem jetzigen Parteiaustritt so zu sagen hatte, hatte diesen typischen lafontainesk-intellektuell-populistischen Sound. Ab 2015 habe es eine „schleichende Änderung des politischen Profils der Linken“ gegeben, so seine Beobachtung. Die „Interessen der Arbeitnehmer und Rentner und eine auf Völkerrecht und Frieden orientierte Außenpolitik“ würden in der Linkspartei heute „nicht mehr im Mittelpunkt stehen“.

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung warf Lafontaine insbesondere der Co-Chefin der Linken, Susanne Hennig-Wellsow, einen „Kurs der Anbiederung an SPD und Grüne“ vor, durch den die Partei in der Wählergunst immer weiter abgerutscht sei. Viele alteingesessene Linke werden dem Arbeiterkämpfer der alten Schule da sicherlich zustimmen. Nicht zuletzt seine eigene Ehefrau Sahra Wagenknecht, die, genau wie ihr Mann, schon seit längerem im Clinch mit der neuen abgehobenen woken Linken liegt, der ihr einstiges Klientel inzwischen nicht mehr gut genug zu sein scheint – und die sich deshalb neue, „hippere“ Wählerschichten gesucht hat, für die sie kämpfen kann.

Auch ein anderer, stets lautstarker Ideologe hat dieser Tage seinen Rückzug angekündigt. Auch wenn dieser sich in letzter Zeit immer mehr zum infantilen Schreihals entwickelt hat: Jörg Kachelmann hat angekündigt, seine TV-Karriere beenden zu wollen. Diesmal immerhin freiwillig – und ohne, daß er durch irgendeine „Falschbeschuldigerin“ mit „Opferabo“ dazu genötigt worden wäre. Der Schweizer Wetterfrosch war freilich nicht immer ein Ideologe. Schon gar kein Linker.

Pöbelmann mit Wetterkompetenz

Nachdem seine Verhaftung wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung, von dem er später freigesprochen wurde, seiner Karriere einen gewaltigen Knick versetzt hatte, war der Moderator eine ganze Weile ziemlich froh über die Unterstützung aus der „toxisch männlichen“ Bubble, in der man nicht der vor allem in linksfeministischen Kreisen sehr verbreiteten Ansicht ist, daß einer Frau, die einen Mann eines sexuellen Übergriffs beschuldigt, einfach generell und ungeprüft glauben geschenkt werden sollte.

Daß diese Unterstützung in der Regel eher von Menschen kam, die politisch tendenziell eher rechts stehen, störte den angeschlagenen TV-Star damals nicht. Nachdem das Fernsehen ihm dann aber seine nicht begangene Tat verziehen hat und er sogar wieder eine öffentlich-rechtliche Talkshow moderieren durfte, wurde Kachelmann ganz schnell wieder Teil der sich dem einfachen Volk moralisch überlegen fühlenden Medienschickeria. Auf Twitter pöbelte er immer häufiger gegen alles, was „rechts“, „konservativ“, „neuliberal“ oder einfach nicht bei drei auf den Bäumen war.

Während der Corona-Krise steigerte sich dieses Gepöbel zu einem regelrechten Tourette-Syndrom. „Alle doof, außer Karl Lauterbach“ schien nun das neue Motto des Heimkehrers in den öffentlich-rechtlichen Mainstream zu sein. Lauterbach war für Kachelmann die „ruhige Kraft, der es in der Pandemie bedarf“. Da weiß man wirklich nicht mehr, was man dazu noch sagen soll. Vielleicht nur so viel: Wenn Lauterbach diese Kraft ist, dann ist Alice Schwarzer der Goldstandard in Sachen objektiver Journalismus.

Erster öffentlich-rechtlicher Porno

Apropos Journalismus: Worin genau besteht eigentlich der vielbeschworene Bildungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten? An dieser Frage erhitzen sich schon seit längerem die Gemüter von Politikern, Medienmachern und vor allem die der Gebührenzahler.

ZDF-Moderator Jan Böhmermann hat den Hitzegrad in der Debatte jetzt noch um ein paar Grad höher gestellt. Der selbsternannte Volkserzieher hat auf Gebührenzahlerkosten – und ohne Genehmigung seines Arbeitgebers – einen öffentlich-rechtlichen Porno gedreht. Dies gab er kürzlich in seiner Late Night Show bekannt. Zuvor hatte Böhmermann, der sich während der Aufzeichnung seiner Sendung gerade in Corona-Quarantäne befand, einen langen Vortrag über die Porno-Industrie und deren große Gratis-Streamingdienste im Internet gehalten.

Als Aufhänger diente ihm dabei das zu diesem Zeitpunkt gerade frisch erteilte – und inzwischen vom Anbieter bereits schon wieder umgangene – Verbot der Seite xHamster.com. Dort und bei allen vergleichbaren Seiten im Netz liegt laut Böhmermann einiges im argen. Vor allem unter den Gesichtspunkten der politisch korrekten Ethik.

Was läge da näher, als auf Kosten der Allgemeinheit einen „ethisch korrekten queerfeministischen Hochglanzporno“ zu produzieren? So ziemlich alles, mag man an dieser Stelle denken. Jedenfalls, wenn einem nicht das offenbar schier grenzenlose geistige und finanzielle Potential eines öffentlich-rechtlichen Fernsehclowns zu Verfügung steht.

 

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
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