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Christenhaß: Die Unredlichkeit der Aufklärung

Christenhaß: Die Unredlichkeit der Aufklärung

Christenhaß: Die Unredlichkeit der Aufklärung

Verwüstete Kirche nach dem Anschlag in Nigeria: Haß auf Christen ist das Motiv Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Sunday Alamba
Verwüstete Kirche nach dem Anschlag in Nigeria: Haß auf Christen ist das Motiv Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Sunday Alamba
Verwüstete Kirche nach dem Anschlag in Nigeria: Haß auf Christen ist das Motiv Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Sunday Alamba
Christenhaß
 

Die Unredlichkeit der Aufklärung

Die Mörder des Anschlags in Nigeria haben keinen Zweifel an ihrem Motiv gelassen: Wir hassen Christen und werden nicht eher ruhen, bis wir sie alle umgebracht haben – weltweit. Doch trotz dieser Deutlichkeit wird das Motiv beharrlich ausgeblendet. Warum? Ein Kommentar.
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Die Mörder gingen methodisch vor. Der Gottesdienst hatte noch nicht begonnen, doch zahlreiche Gläubige hatten sich bereits in der Sankt-Franziskus-Kirche versammelt. Sie wollten Pfingsten feiern, als nach christlicher Überlieferung der Heilige Geist über die versammelten Jünger Christi kam und sie in allen Sprachen zu predigen vermochten. Die Erinnerung an den Beginn der christlichen Mission sollte im Städtchen Owo in Nigerias Bundesstaat Ondo mit aller Brutalität ausgelöscht werden.

Mehrere schwerbewaffnete Attentäter begannen im Inneren der festlich geschmückten Kirche die Gläubigen niederzuschießen. Wer versuchte zu fliehen, der fand den Hauptausgang verrammelt. Wer aus den vermeintlich rettenden Seitenausgängen rannte, lief den lauernden Komplizen vor die Mündung. Das Haus Gottes in ein Schlachthaus zu verwandeln, das war die unmißverständliche Botschaft der Mörder: Wir hassen Christen und werden nicht eher ruhen, bis wir sie alle umgebracht haben – weltweit.

Das Motiv wird beharrlich übersehen

Doch trotz dieser Deutlichkeit, trotz dieser Entschlossenheit, mit der Männer, Frauen und Kinder abgeschlachtet wurden, findet diese Bluttat hierzulande kaum Beachtung. Sofern Medien überhaupt von dem Massaker berichten, wird das Motiv des Christenhasses einfach ausgeblendet. Es ist wie ein plötzlich auftauchendes Gewitter, irgendein Unglück, das Christen auf einmal sterbend auf dem Boden einer Kirche liegen. Woher kommt diese Ignoranz, das beharrliche Übersehen des Motivs?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir in die Tiefen der europäischen Geistesgeschichte hinabsteigen. Als die Aufklärung begann, den einzelnen aus dem mittelalterlichen Personenverband herauszulösen, dessen Faßreifen die Kirche darstellte, übersah sie allzu leicht eine Tatsache. Nämlich, daß die individuellen Freiheitsrechte, die sie gegen politisch-religiöse Übergriffigkeiten ins Felde führte, sich allesamt im christlichen Menschenbild gründen.

Nur wenige, wie Gotthold Ephraim Lessing, waren der Meinung, daß die Aufklärung in ihrem Kern nicht Ersatz, sondern eine Metamorphose der christlichen Botschaft darstellt. Der Rest wollte große Werke tun, einen neuen Menschen erschaffen. Zu diesem Zwecke wurde eine Karikatur des überkommenen Christentums geschaffen, und der gewiß nicht immer friedlichen Geschichte der Kirche allerlei ausgeschmückte oder frei erfundene Abscheulichkeiten beigesellt.

Die Setzung der Kirche als Feind

Diese Setzung der Kirche als Feind begann in einem gewissen Sinne mit dem Bildersturm der Reformation. Doch erst im Terreur der Französischen Revolution wuchs sie zum ersten Mal zu einem allgemeinen Christenhaß aus. Nicht nur diese oder jene Konfession – alle Christen sollten unter der Glorie der Vernunft in einem Staatskultus untergehen. Ein Vorhaben, das dann durch die Oktoberrevolution tatsächlich umgesetzt wurde. Wer die Verbrechen der Kirche beklagt, aber zu denen der Aufklärung schweigt, ist unredlich.

Doch diese Unredlichkeit setzt sich fort, bis in die Redaktionsstuben der Gegenwart. Sexueller Mißbrauch von Kindern durch katholische Priester beispielsweise wird prinzipiell der Institution insgesamt angelastet. Doch wenn eine pädagogische Institution sich progressiver Spielereien hingibt, von denen einige in der Rückschau gleichfalls sexuellen Mißbrauch darstellen, sind das stets individuelle Verfehlungen. Und was im Dunkel diverser Hinterhofmoscheen passiert, dahin dringt sowieso kein Licht.

Diese Unredlichkeit, wie sie sich in der Berichterstattung des jüngsten Anschlags in Nigeria zeigt, ist das Resultat eines verborgenen, im Unterbewußtsein brodelnden Gefühls. Nur selten wird bewußt ausgesprochen, worum es sich handelt, eben Haß auf Christen. Stattdessen wird sich hinter allerlei pseudoobjektiven Ausflüchten versteckt, mal wird die Grausamkeit der Religionen, mal Armut und Hunger und die Schuld des weißen Mannes beklagt. Doch das Naheliegende wird übergangen.

Verwüstete Kirche nach dem Anschlag in Nigeria: Haß auf Christen ist das Motiv Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Sunday Alamba
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