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Wissenschaftsfreiheit an Universitäten: Gegen den geistigen Muff

Wissenschaftsfreiheit an Universitäten: Gegen den geistigen Muff

Wissenschaftsfreiheit an Universitäten: Gegen den geistigen Muff

Linksgerichtete Studenten
Linksgerichtete Studenten
Linksgerichtete Studenten: Mit Klatsch- und Sprechchören unliebsame Thesen niederbrüllen Foto: dpa
Wissenschaftsfreiheit an Universitäten
 

Gegen den geistigen Muff

Über 70 namhafte Akademiker haben ein Netzwerk gegründet, um die Einschränkung der Forschungsfreiheit zu bekämpfen. Solche Initiativen sind wichtiger denn je. Als Wissenschaftler bedeutet es mittlerweile oft akademischen Selbstmord, Ansichten zu äußern, die als „konservativ“, „umstritten“ oder gar „neu“-rechts verschrien werden. Ein Kommentar von David Engels.
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Cato, Palmer, Exklusiv

Vor wenigen Tagen haben namhafte Professoren aller politischen Ausrichtungen in einem Manifest den zunehmenden Verlust akademischer Freiheit in Forschung und Lehre angeprangert und sich in einem Netzwerk zusammengeschlossen – eine erschreckende Entwicklung für das ach so fortschrittliche 21. Jahrhundert. Wie konnte es so weit kommen?

Der Erfolg der abendländischen Zivilisation ist wesentlich ihrem unbändigen Drang nach Wissen zu verdanken; ein Drang, der bis weit in das Mittelalter zurückgeht. Damals schon entwickelten sich die Hochschulen zu Horten voraussetzungsloser geistiger Freiheit, die, wenn sie einmal allzu sehr mit der kirchlichen Lehre kollidierten, die Gelegenheit bekamen, in öffentlichen Disputen durch Argumente, nicht Autorität zu überzeugen: die ersten Schritte auf dem Weg zum modernen Forschungsbegriff.

Diese Freiheit ist aber mittlerweile überall im Westen bedroht, und zwar aus zwei Gründen. Zum einen hat der berühmte „Marsch durch die Institutionen“ Lehr- wie Forschungsanstalten zunehmend zu Bastionen anti-konservativen Denkens gemacht, in denen anders ausgerichtete Personen und Positionen kaum noch Gehör finden, ja aktiv ausgegrenzt werden.

Bleierne Stimmung politischer Korrektheit

Zum anderen hat sich über den Westen eine bleierne Stimmung politischer Korrektheit (oder, um Sahra Wagenknecht zu zitieren, „Linksilliberalismus“) gesenkt, in der es nicht mehr um vorurteilsfreie Diskussion geht, sondern von Anfang an feststeht, was die „richtige“ und was die „falsche“ Position ist: Es reicht, den Gegner pauschal als „rechts“ zu betiteln, um ihn dauerhaft zu diskreditieren und sich selbst dabei praktischerweise der Notwendigkeit jeglicher Diskussion und somit auch dem Risiko zu entziehen, eigene Fehler eingestehen zu müssen. Aus dem schon vor zwei Jahrzehnten beklagten „viel Meinung, wenig Wissen“ ist mittlerweile in letzter Konsequenz „eine Meinung, wenig Wissen“ geworden.

Die Konsequenzen dieser Entwicklung sind gewaltig. Als Wissenschaftler bedeutet es oft akademischen Selbstmord, Ansichten zu äußern, die zwar in den letzten zwei bis drei Jahrtausenden als Allgemeinplatz galten, nun aber als „konservativ“, „umstritten“ oder gar „neu“-rechts verschrien werden. Das Ausscheren aus dem vorgegebenen linksgrünen Rahmen kann nicht nur Antifa-Besuche, Gerichtsklagen oder die Behinderung von Qualifikationsarbeiten nach sich ziehen, sondern auch Aussichten auf Beförderung, Berufung, Verbeamtung oder jene mittlerweile unentbehrlichen Drittmittel verhindern.

Gleichzeitig wächst unter jenen Voraussetzungen eine Jugend heran, die von Anfang an politische Gleichschaltung gewohnt ist und es als normal empfindet, in ihrem ideologischen „Safe Space“ nicht mit angeblich „verletzenden“ Meinungen oder ungelegenen Fakten behelligt zu werden, während sie gleichzeitig ermutigt wird, Andersdenkende zu denunzieren und zu diffamieren – meist unter dem Applaus der Qualitätspresse.

„Woke-Culture“ auch in Europa

Und so ist das, was vor einem Jahrzehnt noch als surreale Randmeinung gelten konnte, dank der linksgrünen Hegemonie über Bildung wie Medien zur verbindlichen Doxa geworden. Von Genderstern, Fridays for Future, Kinderbuchzensur und freier Namens- und Pronominawahl über die vermehrte Streichung von Klassikern aus dem „dekolonisierten“ Kanon zugunsten „postmodernistischer“, „feministischer“ und „antirassistischer“ Literatur bis hin zur Senkung aller Leistungsanforderungen und einem Benotungssystem, das nicht nur Formalia, sondern auch Inhalte bewußt ausblendet und nur noch „Gefühl“ oder „individuellen Fortschritt“ benotet: Die „Woke-Culture“ hat mittlerweile auch in Europa, allen voran in Deutschland Einzug gehalten – mit katastrophalen Folgen, vergleicht man das stetige Absinken europäischer Schulen und Universitäten im Vergleich mit Ostasien, das wir bald teuer, sehr teuer bezahlen müssen.

Es ist daher sehr zu begrüßen, daß sich im „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“ renommierte Forscher aller Ausrichtungen mit dem gemeinsamen Anliegen zusammengeschlossen haben, die Freiheit von Forschung und Lehre gegen ideologisch motivierte Einschränkungen und überbordende Identitätspolitik zu verteidigen und zur Stärkung eines freiheitlichen Wissenschaftsklimas beizutragen.

Erfolg von „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“ wünschenswert

Bereits das Manifest stellt die Ausgangslage schonungslos dar: „Wir beobachten, daß die verfassungsrechtlich verbürgte Freiheit von Forschung und Lehre zunehmend unter moralischen und politischen Vorbehalt gestellt werden soll. Damit wird der Versuch unternommen, Forschung und Lehre weltanschaulich zu normieren und politisch zu instrumentalisieren. Wer nicht mitspielt, muß damit rechnen, diskreditiert zu werden. Auf diese Weise wird ein Konformitätsdruck erzeugt, der immer häufiger dazu führt, wissenschaftliche Debatten im Keim zu ersticken.“

Konkret beabsichtigt das Netzwerk, durch wechselseitige Hilfeleistung, Analysearbeit und die Organisation von öffentlichen Debatten „allen Versuchen entgegenzuwirken, die wissenschaftliche Arbeit von Hochschulangehörigen einzuschränken. Grenzen dieser Freiheit sind ausschließlich Verfassung und Gesetz.“

Es steht sehr zu hoffen, daß das „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“ mit seinem Unternehmen den gebührenden Erfolg haben wird: Solche Initiativen sind wichtiger denn je. Damit das Projekt freilich über ein taktisch gelungenes Rückzugsgefecht hinausgeht, ist es aber ebenso wichtig, nicht nur Freiheit einzufordern, sondern auch aktiv an der Förderung konservativen Wissenschafts- und Lehrernachwuchses zu arbeiten – denn wozu dient die Gewährleistung eines freien Diskussionsrahmens, wenn alle Teilnehmer trotzdem dieselbe Meinung teilen.

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Prof. Dr. David Engels ist Professor für Römische Geschichte in Brüssel und forscht am Posener West-Institut (Instytut Zachodni).

JF 7/21

Linksgerichtete Studenten: Mit Klatsch- und Sprechchören unliebsame Thesen niederbrüllen Foto: dpa
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