„RWE, Uniper und Vattenfall erfolgreich in Steinkohle-Auktionen“, hieß es vergangene Woche. Mehr Neusprech geht kaum. Die drei Stromkonzerne hatten sich an der ersten Ausschreibungsrunde für den Ausstieg aus der Steinkohle beworben. Die Bundesnetzagentur hat elf Geboten den „Zuschlag“ erteilt.
Im Klartext: Es dürfen jetzt Kraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 4,7 Gigawatt abgeschaltet werden, darunter mit Hamburg-Moorburg eines der modernsten Kohlekraftwerke überhaupt. Das sind etwa zehn Prozent der installierten Leistung aller Kohlekraftwerke in Deutschland. Moorburg, das erst seit 2015 Strom liefert und mit seiner Leistung von 1,6 Gigawatt die Region Hamburg und Umgebung mitsamt der Industrieanlagen sowie Hafen und dem Airbus-Werk versorgt, weist einen hohen Wirkungsgrad von 47 Prozent auf. Es ist schon von Haus aus so umweltfreundlich wie technisch aktuell möglich. Absurd, wenn man bedenkt, daß anderswo ältere und schmutzigere Werke ganz unbeeindruckt vom deutschen Kohleausstieg weiterlaufen.
Erfolg wurde früher anders definiert
Dank diesem dürfen Kraftwerke wie Moorburg im kommenden Jahr abgeschaltet werden, wenn nicht die Netzbetreiber sie für „systemrelevant“ erklären. Heißt: Moorburg muß im Zweifel als stille Reserve bereitstehen, wenn Wind und Sonne mal wieder nicht genügend Energie liefern. Der Stillstand kostet immense Summen, die der Verbraucher bezahlt. Der muß für die jetzt genehmigten Abschaltungen Stilllegungsprämien in Höhe von insgesamt 317 Millionen Euro bezahlen.
Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, freut sich, daß viele Gebote abgegeben wurden. Was heißt das übersetzt? Die Energieversorger haben kaum mehr Lust, Kraftwerke hierzulande zu betreiben, sondern eher daran, an den überreichlich fließenden Subventionen für „Erneuerbare“ mitzuverdienen. Ganz gleich, ob in Deutschland immer genügend preiswerter Strom vorhanden ist.
Irgendwie wurde Erfolg früher anders definiert: Aufbauen statt Abschalten.