Sie sind die, die den Mächtigen auf die Finger schauen. Die vierte Gewalt, die darüber wacht, daß sich die übrigen Gewalten an Recht und Gesetz halten. Hort der Freiheit, höchste moralische Instanz und Garant der Demokratie. Nicht bestechlich, nicht käuflich, nicht korrumpierbar: die Medien.
In den USA sehen viele in ihnen das letzte verbliebene Bollwerk gegen einen egozentrischen Präsidenten, der kurz davor steht, die Welt via Twitter ins Chaos zu stürzen. In der Türkei bezahlen regierungskritische Journalisten ihre Wächterfunktion sogar mit der Freiheit und auch in Rußland ist die Arbeit nicht-staatlicher Medien häufig ein Ritt auf Messers schneide.
In Deutschland hingegen sind solche Anfeindungen zwischen Regierenden und Presse eher unüblich. Im Gegenteil: Hier wird auch mal gemeinsam auf dem Bundespresseball das Tanzbein geschwungen, gratuliert man der Kanzlerin während einer Pressekonferenz mit Ständchen zum Geburtstag oder verleiht ihr Preise als beste Regierungschefin aller Zeiten.
Ständchen für Merkel
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So wie der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), der Angela Merkel nun für ihre „bisherige politische Gesamtleistung“ mit der Ehren-Victoria auszeichnet.
Vom Beginn ihrer Kanzlerschaft 2005 über die „erfolgreiche Bewältigung der Finanzkrise“ bis zur Führung in einem turbulenten Europa reichten ihre Verdienste, schwärmt VDZ-Präsident Rudolf Thiemann.
„Die Herausforderungen ihrer Kanzlerzeit waren erheblich und weitreichend. Deutschland steht heute als ein Land da, von dem Grenzen überschreitend wirtschaftliche Stärke und Demokratie strahlen.“ In einer offenkundig schwierigen und riskanten politischen Gegenwart seien „gerade Bedacht, Führungsstärke und ein moralischer Kompaß“, wie von Merkel gelebt, relevanter denn je.
Kein Staubkorn auf dem Ehrenschild der Kanzlerin
Es heißt, wo viel Licht sei, da sei auch viel Schatten. Doch derlei Redewendungen sind Rudolf Thiermann fremd. Kein Staubkorn wird auf dem Ehrenschild der Kanzlerin geduldet. Deren Leistungen seien „ein unersetzlicher Beitrag für eine pluralistische Gesellschaft“.
Und wer sollte das auch besser beurteilen können als der Präsident des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger? Schließlich seien Zeitschriftenverlage – wie Thiermann bescheiden und frei von Selbstlob mitteilt – selbst „unverzichtbarer Leuchtturm des Journalismus, Garant der unternehmerisch getragenen, freien Presse und prägender Bestandteil unserer Gesellschaft“.