Es ist ein Sieg für den Neuen. Erst seit Montag im Amt hat der neue Stabschef von US-Präsident Donald Trump, John Kelly, ein unmißverständliches Ausrufezeichen gesetzt. Nach nur elf Tagen muß Trumps neuer Kommunikationsdirektor Anthony Scaramucci gehen.
Das Genick gebrochen hat dem 53jährigen ein Telefoninterview mit dem Magazin New Yorker, in dem er mit schlüpfrigem Vokabular über den mittlerweile zurückgetretenen Stabschef, seinen Intimfeind Reince Priebus, und Trumps Berater Stephen Bannon herzog.
Ohrfeige für Jared und Ivanka
Der Kollateralschaden für die Trump-Regierung ist beträchtlich. Das Bild, das die vergangenen Tage von Trumps Präsidentschaft zeichnen, ist desaströs. Es ist das Bild eines plan- und konzeptlos agierenden Präsidenten. Eines Präsidenten, der sich mit den falschen Beratern umgibt. Es ist ein offenes Geheimnis im politischen Washington, daß die Anstellung Scaramuccis auf das Konto von Trumps Tochter Ivanka und ihres Mannes Jared Kushner, ebenfalls Trump-Berater, geht.
Der aus New York stammende ehemalige Goldman-Sachs-Mitarbeiter lag politisch ganz auf ihrer Linie. Auf Twitter bekundete er in der Vergangenheit seine Unterstützung für Hillary Clinton und schärfere Waffengesetze. Seine Entlassung ist eine Ohrfeige für die beiden. Die Macht der Trump-Sprößlinge wird schrumpfen, zumal der bisherige Minister für innere Sicherheit Kelly ein weitaus dominanterer und mächtigerer Stabschef sein wird als Priebus.
Trumps oberstes Gebot müßte jetzt sein, Ruhe in die eigenen Reihen zu bekommen. Die Pressearbeit ist ohnehin nach dem Rücktritt von Sean Spicer mit Sarah Huckabee Sanders, der Tochter des früheren Präsidentschaftskandidaten Mike Huckabee, in guten Händen.
Das Fenster der Möglichkeiten schließt sich
Ihre professionelle, unaufgeregte Art im Umgang mit Journalisten, ihre klaren und positiven Botschaften ohne die Scaramucci eigenen Selbstdarstellungsallüren sind genau die Form von öffentlicher Kommunikation, die das Weiße Haus jetzt braucht.
Am meisten muß Trump selbst dem PR-Desaster entgegenwirken und die eines Präsidenten unwürdigen Angriffe auf seinen Justizminister Jeff Sessions einstellen, dem er mangelnde Unterstützung in der Rußland-Affäre vorwarf.
Trump hat mit der gescheiterten Abschaffung der Gesundheitsreform „Obamacare“ einen herben politischen Dämpfer hinnehmen müssen. Je näher die Zwischenwahlen im November 2018 kommen, desto mehr werden republikanische Kandidaten in engen Wahlkreisen von ihm abrücken, wenn sie den Eindruck haben, daß das politische Kapital des Commander-in-Chief-aufgebraucht ist. Und ohne republikanische Mehrheiten in beiden Häusern des Kongresses ist seine Präsidentschaft zum Scheitern verurteilt. Trumps Fenster der Möglichkeiten beginnt sich zu schließen.