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Meinung: Trauerspiel mit Hoffnungsschimmer

Meinung: Trauerspiel mit Hoffnungsschimmer

Meinung: Trauerspiel mit Hoffnungsschimmer

Menschenkette
Menschenkette
Menschenkette in Dresden am 13. Feburar 2016 Foto: picture alliance/dpa
Meinung
 

Trauerspiel mit Hoffnungsschimmer

Die Stadt Dresden hat sich außerstande gesehen, eine offizielle Veranstaltung zum Jahrestag der Bombardierung am 13. Februar auszurichten. Staatsideologie und kollektive Pathologie haben hier auf eine zerstörerische Weise zusammengefunden. Ein Kommentar von Thorsten Hinz.
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Die Stadt Dresden hat sich außerstande gesehen, eine offizielle Veranstaltung zum Jahrestag der Bombardierung am 13. Februar auszurichten. Das Gedenken verwies sie an verschiedene Initiativen, deren Intention ein Nachrichtensender in der Schlagzeile „Gegen Opfermythos und Pegida: Dresden erinnert an NS-Verbrechen“ zusammenfaßte.

Das Bündnis „Dresden Nazifrei“ organisierte einen „Mahngang Täterspuren“. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) beendete seine Rede zum Auftakt einer Menschenkette mit dem Hinweis: „Wer sein Herz gegenüber denjenigen verschließt, die bei uns Schutz suchen, der hat die Botschaft des 13. Februars nicht verstanden.“

„Befreit vom politischen Mißbrauch“

Zufrieden konstatierte die Frankfurter Rundschau, der Tag sei damit „befreit vom politischen Mißbrauch“. Gegen die Dämonisierung der eigenen Geschiche zu argumentieren und auf den kulturellen Standard des Totengedenkens zu verweisen, hat sich als sinnlos herausgestellt. Staatsideologie und kollektive Pathologie haben hier auf eine zerstörerische Weise zusammengefunden.

Trotzdem erscheint die Lage heute weniger hoffnungslos als früher. Denn die Dämonisierung und Pathologisierung sind Elemente einer internationalen Konstellation, die gerade in Veränderung begriffen ist. Das Jahr 1989 bietet dafür eine anschauliche Analogie.

Kaum jemand hatte damals noch ernsthaft mit der Wiedervereinigung gerechnet. In beiden deutschen Staaten gab es sogar Stimmen, welche die Moralität der Berliner Mauer hervorhoben. Plötzlich fanden die beiden Supermächte, auf die es ankam, in ihrem jeweiligen Interesse an der deutschen Einheit zusammen.

Deutscher Willkommenswahnsinn

Die Sowjetunion benötigte die ökonomische Hilfe der Bundesrepublik und war bereit, ihr dafür die DDR als Morgengabe zu überlassen. Die Amerikaner wollten ohnehin ein vereintes Deutschland, um von dort aus auf der eurasischen Landmasse zu expandieren. Daß die Deutschen die günstige Situation nicht maximal genutzt haben, ist eine andere Frage.

Heute bildet die neue Völkerwanderung den Grundkonflikt in Europa. Der Punkt ist erreicht, ab dem für die Nutznießer des demoralisierten, sich selbst geißelnden und politisch wehrlosen Deutschland der Schaden die Vorteile überwiegt. Der deutsche Willkommenswahnsinn zieht auch die Nachbarn schwer in Mitleidenschaft. Die USA haben kein Interesse daran, daß Deutschland als europäischer Stabilitätsanker ausfällt, und weder Rußland noch Israel wollen einen semiislamischen Staat im Herzen Europas.

Es ist deshalb zu erwarten, daß im Ausland das Interesse an der psychischen Gesundung Deutschlands wächst und entsprechende Impulse ausgesandt werden. Ein neues Fenster der Möglichkeiten würde sich damit öffnen. Folglich gibt es keinen Grund, am Dresdener Trauerspiel 2016 zu verzweifeln.

JF 8/16

Menschenkette in Dresden am 13. Feburar 2016 Foto: picture alliance/dpa
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