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Wer kriegt den goldenen Sudel-Ede?

Wer kriegt den goldenen Sudel-Ede?

Wer kriegt den goldenen Sudel-Ede?

Demo
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Demonstration von Pegida-Anhängern in Villingen-Schwenningen Foto: picture alliance/dpa
 

Wer kriegt den goldenen Sudel-Ede?

Es ist wieder soweit. Journalisten haben den diesjährigen Meister ihrer Zunft gewählt. Hauptkriterium: Wer drückt beim „Flüchtlings“-Thema am schmalzigsten auf die Tränendrüse, und wer schlägt am derbsten auf das „Pack“ ein, das trotz der Rührstücke noch immer nicht von der millionenfachen illegalen Einwanderung begeistert ist. Ein Kommentar von Michael Paulwitz.
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Journalisten, die sich für „Qualitätsjournalisten“ halten, schreiben und funken nicht für ihre Leser und Zuschauer, sondern für die anderen „Qualitätsjournalisten“. Wenn das dem Publikum nicht paßt, ist es selber schuld. Soll es doch davonlaufen, Hauptsache, die Kollegen hauen einen nicht in die Pfanne, sondern klopfen einem anerkennend auf den Rücken.

Zum Beispiel, indem sie sich gegenseitig irgendwelche Auszeichnungen und Ehrentitel verleihen. Eines der exzessivsten unter all diesen Schulterklopf-Ritualen ist die alljährliche Auszeichnung der „Journalisten des Jahres“ durch die Branchenzeitschrift Medium Magazin. Achtzig Jurymitglieder, zehn Sieger in zehn Kategorien, zusammen also hundert – wer sich ein bißchen anstrengt, sein Fähnchen in den richtigen Wind zu hängen, hat eine Chance, dazuzugehören.

Hauptkriterium in diesem Jahr: Wer drückt beim „Flüchtlings“-Thema am schmalzigsten auf die Tränendrüse, wer singt die schönsten Jubelarien auf „Willkommenskultur“ und „Wir schaffen das“, wer schlägt am derbsten auf das vermaledeite Pack ein, das trotz all der Arien und Rührstücke noch immer nicht von der millionenfachen illegalen Einwanderung begeistert sein will.

Verhöhnung des zwangszahlenden Publikums

And the winner is, wen überrascht’s, die NDR-Politikchefin Anja Reschke. Weil sie im Sommer in einem Kommentar in der Aktuellen Kamera, nein, in den Tagesthemen, einen „Aufstand der Anständigen“ gegen die „Hetzer“ und „Haßschreiber“ gefordert hat. Damit jeder gleich weiß, in welche Ecke er sich zu stellen hat, wenn er mit der Asyl-Immigration nicht einverstanden ist.

Dafür habe sie „einen heftigen Shitstorm in Kauf genommen – und sich davon nicht beirren lassen“, schulterklopfen die Preisverleiher. Warum auch. Schlimm, weil karrieregefährdend, wäre im Zwangsgebührenstaatsfunk ja nur ein „shitstorm“ der eigenen Kollegen. Wenn das Gebührenzahler-„Pack“ sich aufregt, ist das ja die freudig ersehnte Bestätigung, daß man auf der richtigen Seite steht.

Und außerdem, überschlägt sich die Jury, habe die Panorama-Moderatorin Reschke dem Magazin „in diesem Jahr stärkere Relevanz und ihren Mitarbeitern die Möglichkeit für aufwendige Recherchen“ gegeben. Von qualitätsjournalistischen Perlen wie der vor just einem Jahr gelungenen, als ein Panorama-Team auf einer Pegida-Kundgebung in Dresden „Stimmen“ sammelte, um ihre Vorurteile zu bestätigen, und dabei an einen getarnten RTL-Reporter geriet, der sich als Pegida-Menschenfresser ausgab, kann das für seine eigene Verhöhnung zwangszahlende Publikum schließlich gar nicht genug bekommen.

Viele blumige Geschichten

Und wer ist sonst so noch „Journalist des Jahres“? Gleich zwei Recken von der Sächsischen Zeitung, die wacker gegen Pegida fechten, den „Lügenpresse“-Vorwurf wie eine Auszeichnung tragen und sich von der Abonnenten-Schwindsucht nicht die Bohne beeindrucken lassen.

Oder Bernd Ulrich von der Zeit für seine „pointiertesten Analysen zur Flüchtlingsthematik“, vor allem diese hier – Kurzzusammenfassung: Ist alles schwierig, kann man so und so sehen, aber Grenzen zu geht trotzdem nicht, am besten einfach laufenlassen. Oder für die geniale Erkenntnis, daß man Islam-Terrorismus am besten mit „Willkommenskultur“ bekämpft.

Nicht zu vergessen der Orientalist Navid Kermani, noch ein Liebling des Establishments, der am 23. Mai 2014 im Bundestag die Festrede zum 65. Geburtstag des Grundgesetzes halten durfte und dabei vor allem kritisierte, daß das Asylrecht zu restriktiv sei und Deutschland überhaupt viel mehr „Flüchtlinge“ aufnehmen müsse. Den Willen hat er bekommen; dieses Jahr bereiste er für den Spiegel die Balkan-Einwanderungsroute und brachte viele blumige Geschichten von mittellosen Afghanen und traumatisierten Syrern mit.

Heiße Eisen besser nicht anfassen

Ach ja, eine Kategorie „Unterhaltung“ gibt es übrigens auch. Da geht der Preis an Oliver Welke von der ZDF-heute-show, den „Anchorman der besten Satiresendung des deutschen Fernsehens“ – echt, das meinen die ernst. Keine Sendung ohne Holzhammer-Tiraden gegen AfD, Pegida, „Demo für alle“ oder „besorgte Bürger“: Alles Nazis, irgendwie, und jeder Sparwitz so vorhersehbar wie in Karl-Eduard von Schnitzlers „Schwarzem Kanal“, der wohl doch nicht mit dem Fernsehen der „DDR“ untergegangen ist.

Merke: Wer von den wirklich heißen Eisen konsequent die Finger läßt und die politische Hand nicht beißt, die einen füttert, der zeigt „angstfreien Biss und Humor“. Da hat er sich den Goldenen Sudel-Ede doch wirklich verdient.

Demonstration von Pegida-Anhängern in Villingen-Schwenningen Foto: picture alliance/dpa
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