Integrationsfunktionäre leben in einer seltsamen Parallelgesellschaft. In ihrer Welt gibt es bedauernswerte Opfer der Gesellschaft – die „Migranten“ – und unsensible Ausgrenzer – die Deutschen –, denen beiden nur mit kostspieliger Fürsorge für die einen und schlechtem Gewissen und geballter Volkspädagogik für die anderen zu helfen sein soll.
Ihre wohlalimentierte Existenzberechtigung hängt an einer Lebenslüge, der Integrationslüge. Um diese aufrechtzuerhalten, beglücken sie uns regelmäßig mit Plänen, Konzepten und Zahlenwerken wie zuletzt dem „Integrationsindikatorenbericht“ der Bundesbeauftragten Maria Böhmer, die mit großem Aufwand Scheinerfolge vorgaukeln und ungelöste Probleme wegdefinieren sollen.
Die Integrationslüge beginnt mit unaufrichtiger Begrifflichkeit. Zu der üblichen falschzüngigen Sozialrhetorik, die das eigenverantwortliche Individuum zum „sozial schwachen“ oder „benachteiligten“ Objekt irgendwelcher gesellschaftlicher Mechanismen degradiert, hat die Integrationsindustrie den „Migranten“ erfunden. Der Begriff ist schon grammatikalisch falsch, denn die damit Gemeinten sind in der Regel nicht mehr auf Wanderschaft, sondern dort angekommen, wo sie hinwollten; sie sind „Immigranten“, Einwanderer. Schwerer wiegt aber das absichtliche Verwischen wesentlicher Differenzierungen.
Das Integrationsversagen ist mit Händen zu greifen
Mit dem schwammigen Konstrukt des „Migrationshintergrundes“ wird der rußlanddeutsche Ingenieur, der persische Arzt, der holländische Kaufmann und der spanische Facharbeiter mit dem anatolischen Analphabeten, dem libanesischen Mafia-Clanchef und dem afrikanischen Drogenschmuggler in einen Topf geworfen. So läßt sich zum einen die Klientel, für die man sich zuständig erklärt, beliebig ausweiten – aktuell ist die Rede von 15 Millionen Menschen „mit Migrationshintergrund“ in Deutschland –, andererseits lassen sich so einzelne hochproblematische Gruppen in der großen Masse der unauffälligen und erfolgreichen Immigranten trefflich verstecken, so daß man sich um die Konsequenzen drücken kann.
In den Böhmerschen „Integrationsindikatoren“ blitzt das nur manchmal auf, etwa in den Zahlen zur miserablen Teilnahme am Erwerbsleben von Einwanderern aus Nicht-EU-Staaten. Wo klar differenziert wird, in der Intensivtäterstatistik etwa oder bei den Hartz-IV-Quoten, verdüstert sich das Bild rapide: Ausländer beziehen mit 17,6 Prozent zweieinhalb mal häufiger Hilfsleistungen für Langzeitarbeitslose als Deutsche (6,9 Prozent), wobei die Statistik von Irakern (64 Prozent), Afghanen (52 Prozent), Pakistani (47 Prozent) und Ghanaern (42 Prozent) angeführt wird, Türken liegen mit 24 Prozent ebenfalls weit über dem Durchschnitt, während EU-Bürger ebenso wie Kroaten (sieben Prozent) nicht aus dem Rahmen fallen.
Einwanderer aus außereuropäischen Kulturkreisen, vor allem aus dem muslimisch-orientalischen, sind die Sorgenkinder der Integration. Trotz eines nie dagewesenen Ausmaßes materieller, rechtlicher und ideologischer Hilfen für Einwanderer durch staatliche und nichtstaatliche Stellen ändert sich daran kaum etwas. Das Integrationsversagen ist mit Händen zu greifen. Die Ursache hierfür, der Kern der Integrationslüge, liegt in der mißbräuchlichen Konzeption des Begriffes „Integration“ selbst.
Keine Integration ohne Assimilation
Der erste Irrtum: Sich zu integrieren ist eine Bringschuld des Einwanderers, keine Serviceverpflichtung des Aufnahmelandes. Klassische Einwanderungsländer – Deutschland wird von seiner politischen Klasse zu einem deklariert, verhält sich aber nicht so – geben dem Einwanderer die Chance auf ein besseres Leben, daraus machen muß er selbst etwas. Die deutsche Ausländerpolitik dagegen hat sich durch die Verlagerung der Verantwortung auf den Staat und die autochthone Bevölkerung der Anmaßung und Willkür von Lobbygruppen ausgeliefert, die wie die türkischen Verbände Anpassung ablehnen und statt dessen „Teilhabe“ fordern.
Wer darauf eingeht, muß notwendig scheitern: Es gibt keine erfolgreiche Integration ohne Assimilation. Quotenregelungen und die in vielen „Integrationsplänen“ angepriesene bevorzugte Öffnung bestimmter öffentlicher Berufe für einzelne Einwanderergruppen, die den Sprung aus eigener Anstrengung nicht schaffen, dienen nicht der „Integration“, sondern ermuntern zur Verweigerung. Der zweite Irrtum besteht in der blinden Reduzierung aller Probleme auf rein soziale Aspekte ohne Berücksichtigung der kulturellen Kompatibilität. Erfolgreiche Integration beginnt mit der richtigen Auswahl derer, die man ins Land läßt. Wer aus einem nahestehenden Kulturkreis stammt, wer über entsprechende Fähigkeiten und die Bereitschaft zur Anpassung verfügt, der wird sich geräuschlos einfügen.
Deutschlands Zukunft muß der Maßstab sein
Dagegen nimmt der Versuch, Integration „von oben“ über den großzügigen Sozial- und Wohlfahrtsstaat zu bewerkstelligen, den unmittelbaren Druck zur raschen Anpassung an Sprache und Arbeitswelt von den Einwanderern und lädt gerade jene zum Kommen und Bleiben ein, von denen ein positiver Beitrag am wenigsten zu erwarten ist – das ist der dritte Irrtum. Solange das Tor zur Einwanderung in die Sozialsysteme über Heiratsmigration weit offensteht, werden auch noch so viele Integrationsmilliarden nicht viel mehr bewirken als die Integration ganzer Heerscharen von Sozialpädagogen in den öffentlichen Beschäftigungssektor.
Einwanderungs- und „Integrations“-Politik kann nicht losgelöst vom Gesamtinteresse von Staat und Nation betrachtet werden. Es geht ums Ganze: Nicht die Bequemlichkeit des einzelnen Einwanderers ist der Maßstab, sondern die Zukunft Deutschlands als Land und Heimat der Deutschen. Eine Integrationsindustrie, die Partikularinteressen verabsolutiert, schadet deswegen nicht nur der Integration allein, sondern den Interessen von Staat und Nation.