Interview: „Polens Konservative sollten eine Art Allianz mit der AfD anstreben“
Interview: „Polens Konservative sollten eine Art Allianz mit der AfD anstreben“
Interview: „Polens Konservative sollten eine Art Allianz mit der AfD anstreben“
Andrzej Przylebski, Ex-Botschafter Polens in Deutschland: „Ich empfehle den polnischen Konservativen, eine Allianz mit der AfD im EU-Parlament zu suchen – auch, wenn vielleicht nicht in einer Fraktion.“
Interview
„Polens Konservative sollten eine Art Allianz mit der AfD anstreben“
Nach dem Machtverlust steht die polnische Rechte vor einem Neuanfang. Im JF-Interview spricht Polens Ex-Botschafter in Deutschland, Andrzej Przyłębski, darüber, was Tusk vorhat, wieso Deutschland in Polen kritisch gesehen wird und welche Strategie die PiS verfolgen sollte.
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Eine deutsch-polnische Partnerschaft wäre schon längst eine Selbstverständlichkeit, wenn die polnische Seite nicht ständig wieder den Krieg ausgraben, aber dabei gleichzeitig „übersehen“ würde, daß Polen die Kriegsschäden durch Annexion des damaligen Ostdeutschlands und die irreversible ethnische Säuberung der Kulturlandschaften Pommern, Ost- und Westpreußen, Schlesien, Ostbrandenburg und Hansestadt Danzig längst mehr als vergolten hat.
Ja, Polen war von deutscher Seite viel Leid angetan worden.
Allerdings darf man dann auch nicht unterschlagen, daß Polen nach 1945 als Reaktion darauf den Deutschen noch viel größeres Leid zugefügt hat.
(Und – auch nicht zu vergessen! – bereits vor dem Zweiten Weltkrieg Verbrechen an der deutschen Minderheit beging; auch der Naziterror kam nicht „aus heiterem Himmel“.)
-> Fazit: Es bringt nichts aufzurechnen.
Fängt eine Seite damit an, kann die andere prompt die Gegenrechnung auf den Tisch hauen.
Also was soll das?
Die AfD hält sich schon längst dran.
Jedenfalls sind mit weder Reparationsforderungen gegen Polen noch Gebietsansprüche aus AfD-Kreisen bekannt.
Es liegt also allein an der polnischen Seite, gemeinsam an einem Strang zu ziehen.
Die PiS hatte die Chance Polen in eine nachhaltige, gesicherte Zukunft zu führen. Es ist ihr politisch und gesellschaftlich misslungen, falls sie dies vorhatte (was ich bezweifle). Die Wirtschaft ist auf einem exzellenten Weg, ebenso wie die Modernisierung und der Ausbau der Infrastruktur – da ist Polen wesentlich effizienter als Dtl.. Aber nun sind Politik und Gesellschaft wieder zur Beute der Linksliberalen geworden. Orban war klüger. Polen hat auf das Bündnis mit Ungarn (das historisch gewachsen war) verzichtet, zu seinem Schaden. Die PiS muss sich inhaltlich und personell neu erfinden, ansonsten geht sie unter. Im Übrigen halte ich nichts davon, verlorene Gebiete irgendwie als nichtpolnisch zu behandeln. Wenn man so ein Fass aufmacht, könnten die Polen ja die Grenze an die Elbe verlegen, wo vor über 1000 Jahren die westslawischen Gebiete endeten und Italien wäre wieder germanisch.
Ich finde es sehr gut, dass die JF dieses Interview geführt hat. Wir sollten auf beiden Seiten – Deutsche und Polen – aufhören, alte Feindbilder zu pflegen.
Die ehemaligen deutschen Ostgebiete sollten wir als Brücke, als gemeinsame Vergangenheit begreifen. Es verbinden uns mittlerweile viele verwandschaftliche Beziehungen.
Nach China, den USA, Niederlande und Frankreich ist Polen übrigens der FÜNFTGRÖSSTE Aussenhandelspartner Deutschlands mit einem Gesamtvolumen von 170 Milliarden Euro (2023).
Das von einigen in der Blase so hofierte Russland rangiert unter ferner liefen. Im Vorkriegsjahr 2021 waren es noch 60 Milliarden – 2023 waren es nur noch ein Zehntel davon.
Und die Konservativen Polens sind Partner im Kampf gegen den Moloch Brüssel, gegen Wokeness und linke Umerziehung. Arbeiten wir zusammen!
Wer macht denn einseitig immer die selben Gräben auf?
Genau, das war die PiS. Die müssten sich förmlich neu erfinden. Vielleicht führt der unselige Druck unter Tusk zu vernünftigen Einsichten. aber gewiss nicht mit der Hetzfigur Jaroslaw Kaczynski.
Sie haben es auf den Punkt gebracht, mit der Frage: „Wer macht denn einseitig immer wieder die selben Gräben auf?“
Es waren nicht die Deutschen! Es muss auch die Frage erlaubt sein, wer hat auf brutalste Art und Weise 12 Mill. Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben?
Da besteht noch ein Problem – nach Vereinbarung der Siegermächte sollte das deutsche Gebiet Polen übereignet werden, was auch erfolgte. Stettin und das Umland von dort Polen, es liegt westlich der Oder, wurde widerrechtlich okkupiert. Auch über diese Annektierung wird in Polen nicht gesprochen. Stattdessen wird über Reparationsforderungen in Höhe von über einer Billion Euro gegenüber Deutschland gefaselt.
Siegermächte – guter Stichpunkt.
Die polnische Seite verweist ja gern darauf, daß die Westverschiebung Polens nicht von Polen vorangetrieben worden sei, sondern von den 4 Siegermächten (ohne Deutsche und Polen nach Zustimmung zu fragen).
Ziel dieser Argumentation: Die Frage der Ostgebiete aus der Debatte um deutsche Reparationszahlungen herauszuhalten, als bestünde da gar kein Zusammenhang.
Nun, selbst wenn man sich auf diese Irreführung einließe:
So oder so profitieren die Polen heute faktisch von der Entscheidung der Siegermächte.
Polen hat 1945/46 östliches Sumpfland gegen wertvolle altdeutsche Kulturlandschaften eingetauscht bekommen.
Die oberschlesische Kohle, die niederschlesischen Skigebiete, die schönen Städte Danzig, Breslau, Elbing, Kolberg, Stettin, Neiße und ihre Infrastruktur, die landwirtschaftlich nutzbaren Böden, die masurische Seenplatte, die Fischereigebiete der (nunmehr) polnischen Ostsee, die Häfen von Stettin und Danzig, die Bernsteinfunde an den Ostseestränden, die Seebäder… – Das alles wird jetzt von Polen dauerhaft wirtschaftlich genutzt.
Damit sollten sich jegliche Reparationsforderungen erübrigt haben.
Danke für sachkundige Darstellung der Ursache für die Vertreibung der Deutschen aus Ostdeutschland. Es gibt leider nur wenige Kommentatoren, die so umfassend über diese Historie informiert sind!
Nichts Neues unter der deutsch-polnischen Sonne.
Herr Przyłębski kritisiert Frau Weidel für den Gebrauch des Wortes Mitteldeutschland und spricht von westlichen Woiwodschaften Polens (die nördlichen Woiwodschaften auf dem Boden des ehemaligen Ostpreußen erwähnt er nicht). Damit bestreitet er, das Ostdeutschland in seinen Gebieten Schlesien, Pommern und Ostpreußen bis 1945 real existierte. Von einem Philsophie-Professor erwarte ich mehr Reflektion – getreu der Maxime audiatur et altera pars. Herr Przyłębski verletzt mit seinen Äußerungen und fordert gleichsam von den Deutschen einen Verzicht auf ihre eigene Geschichte indem sie das Wort Ostdeutschland nur für das Gebiet der DDR benutzen dürfen. Ich denke, die AfD ist gut beraten, ihre Beziehung zur PiS nach Augenmaß zu gestalten.
Gleichfalls mißfällt Herrn Przyłębski die angebliche prorussische Einstellung der AfD. Eine zukünftige Verständigung Deutschlands mit Russland nach Beendigung des Krieges in der Ukraine ist jedoch natürlich im ureigenen Interesse unseres Landes. Es scheint, daß Herr Przyłębski im altpolnischen Freund-Feind-Denken verharrt. Ob er damit seinem Land einen Gefallen erweist? Ich habe da meine Zweifel.
100 Prozent Zustimmung!
Natürlich gibt es Mitteldeutschland und Ostdeutschland – also Schlesien, Pommern und Ostpreußen. Daher ist es logisch, dass Frau Weidel zu Recht bei den neuen Bundesländern von Mitteldeutschland spricht.
Zwischen Deutschland und Polen wird es für lange Zeit keine freundschaftlichen Beziehungen geben. Das liegt in erster Linie an der Besetzung der deutschen Ostgebiete durch Polen (La Gambetta: „Immer daran denken, nie darüber sprechen.“) und zweitens an dem antideutschen Grundrauschen, das bei vielen Themen (z.B. polnische Reparationsforderungen) über die Oder zu uns rüberschwappt.
Man muß ja kein feindseliges Verhältnis pflegen, aber mehr als eine rein pragmatische Zusammenarbeit (von Fall zu Fall) kann und sollte es nicht geben.
Polen täte gut, sich in Selbstkritik zu üben und sich z.B. fragen, warum es seit seiner Staatsgründung mit all seinen Nachbarn im Streit lebt.
Wir werden es erleben, das polnische Truppen in die (von Polen beanspruchten) Westgebiete der Ukraine einmarschieren (und nicht mehr abziehen), sobald diese vollständig am Boden liegt.
Herr Reuter, sie stellen zu Recht fest, dass polnische Regierungsvertreter bisher einseitige Maximalansprüche vertraten. Das betraf Gebietsansprüche und Reparationen. So kann man natürlich seiner Klientel nach dem Munde reden, aber nicht in Frieden mit den Nachbarn leben. In der Opposition eröffnet sich der PiS in diesen Punkten eine heilsamer Lernprozess, allerdings ohne Jaroslaw Kaczynski.
Ausgerechnet er spricht mit Engelszunge. SeinePartei war, ist und bleibt Deutschlandshasser. Noch gestern haben die Konservativen Schlesiers Existenz im Parlament zum Anlass der Anerkennung der schlesischen Sprache verneint und Schlesier im Netz als deutsche Fusslappen und 5. Kolonne beschimpft. Seine Frau hat den polnischen Verfassungsschutz demontiert. Er selber forderte die Bilionen der deutschen Reparationen laut. Solche Personen sind für mich in Deutschland non grata.
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Andrzej Przylebski, Ex-Botschafter Polens in Deutschland: „Ich empfehle den polnischen Konservativen, eine Allianz mit der AfD im EU-Parlament zu suchen – auch, wenn vielleicht nicht in einer Fraktion.“