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Mann des Lächelns

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Der SPÖ-Spitzenkandidat ist beliebt bei Volk und Boulevard. Sein ÖVP-Gegenkandidat, Wilhelm Molterer, dagegen wirkt stets etwas leidend. Werner Faymann selbst besticht durch sein Markenzeichen des festgeschraubten Lächelns: Aalglatt, schimpfen seine Feinde, „immer liebenswürdig“, behaupten seine Anhänger. Sein Charme — zwischen Schwiegersohn und freundlichem Sachbearbeiter — kommt an. Der mit einer SPÖ-Gemeinderätin verheiratete Familienvater und Verkehrsminister präsentiert sich kompetent und sachlich, fällt nie aus der Rolle. Nur ein EU-kritischer Leserbrief an die allmächtige Wiener Kronen-Zeitung, zusammen mit Noch-Kanzler Alfred Gusenbauer verfaßt, sorgte für Unverständnis (JF 28/08). Auch die Faymann vorgehaltene Nähe zu Krone-Chef „Onkel Hans“ Dichand drohte gefährlich zu werden. Faymanns Pressesprecherin ist mit Krone-Ressortchef Claus Pándi liiert. Sein Ex-Pressesprecher ist Geschäftsführer des Gratisblatts Heute, dessen Eigentümerin Eva Dichand ist, die Tochter des Krone-Chefs. Und so ätzten die Salzburger Nachrichten: „Ist Faymann die Krone der Schöpfung — oder ist er bloß eine Schöpfung der Krone?“ Doch Fay­mann lächelt nur, und alles gleitet an ihm ab wie an einer Teflonpfanne. Als die ÖVP ein Dossier über Ungereimtheiten in seiner Biographie erstellen wollte, mußte sie feststellen: Es gab keine. Keine provokante Aussagen, keine Beleidigungen, kein jugendlicher Leichtsinn. Und die Tatsache, daß der 1960 geborene Wiener als einziger Spitzenkandidat nie einen Beruf erlernt hat, sein Jura-Studium schmiß und statt dessen nur in parteinahen Organisationen arbeitete, nimmt man ihm nicht übel. Doch obwohl der Sozialdemokrat mit seinem Motto „Die neue Wahl: Faymann“ das Kunststück fertiggebracht hat, in kürzester Zeit den Trend umzukehren, der noch vor Monaten gegen die SPÖ lief, werden wohl beide Großparteien nicht an die Ergebnisse der Wahl 2006 herankommen. Faymann weiß das. Und es gibt nach den neuesten Umfragen außer der Neuauflage der Großen Koalition keine wie auch immer geartete mögliche Konstellation für eine Mehrheitsregierung ohne HC Straches Freiheitliche. Nur: Faymann hat bereits verbindlich erklärt, er werde „keinen Tag“ mit der „Strache-FPÖ“ koalieren. Eine Minderheitsregierung unter freiheitlicher Duldung schloß er dagegen nicht aus, sie ist aber weniger wahrscheinlich. So wird es nach der Wahl wohl wieder eine Große Koalition unter einem SPÖ-Kanzler geben. Übrigens: ohne Molterer, wie viele glauben. Nur mit dem Unterschied, daß die Großkoalitionäre dieses Mal keine Zweidrittelmehrheit haben werden. Das hat auch sein Gutes: Denn nun können sie nicht mehr mit der Einführung des Mehrheitswahlrechts drohen. Und Strache wird als Chef der dann wohl stärksten Oppositionspartei Kanzler Faymann auf den Zahn fühlen.

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