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Kindesmißbrauch: Alternative Pharisäer

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Kindesmißbrauch
 

Alternative Pharisäer

In der Debatte um die Fälle von Kindesmißbrauch ist viel von Verfehlungen der katholischen Kirche die Rede. Dagegen spielt die seltsame Beziehung von Grünen und Sexualmoral kaum eine Rolle. Dabei gäbe es gerade hier einiges aufzuklären.
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Kranker Teddy: pädosexuelle Schandflecke im Keller von Grünen und „Achtundsechzigern“ Foto: Pixelio/Sybille

Wer im Namen der Sexualmoral auf die katholische Kirche einschlägt, hat den Beifall der veröffentlichten Meinung in der Regel sicher in der Tasche. Klar, daß da die Grünen vorne dabei sind; die unvermeidliche Parteivorsitzende Claudia Roth rief kürzlich nach einer „unabhängigen Untersuchungskommission“ zur Aufklärung der nicht abreißen wollenden Mißbrauchsvorwürfe, und Fraktionschefin Renate Künast wünscht sich gar „finanzielle Sanktionen“ des Staates gegen die Kirche.

Mag ja sein, daß die Ergebnisse der hausinternen Aufarbeitung durch die katholische Hierarchie den aufgebauten hohen öffentlichen Erregungspegel nicht befriedigen mögen. Schaut man allerdings auf die zahlreichen pädosexuellen Schandflecke im Keller von Grünen und „Achtundsechzigern“, täten die linksalternativen Pharisäer gut daran, erst einmal vor der eigenen Türe zu kehren.

Da käme einiges zum Vorschein. Die drastischen pädophilen Prahlereien des  Vorzeige-Grünen Daniel Cohn-Bendit etwa aus seiner schon 1975 veröffentlichten Sexualrevoluzzer-„Autobiographie“, die er heute als „schlechte Literatur“ abtut.

„Mobilisierung der Schwulenbewegung“

Die Gesetzentwürfe der ersten grünen Bundestagsfraktion aus dem Jahr 1985, die im Zuge der Entkriminalisierung von Homosexualität auch gleich den Schutz minderjähriger Jungen und Mädchen vor sexuellem Mißbrauch und homosexuellen Handlungen aufheben wollten. Oder das Plädoyer des heutigen Ersten Parlamentarischen Grünen-Geschäftsführers, Volker Beck, aus dem Jahr 1988 für eine „Entkriminalisierung der Pädosexualität“ als nächsten Schritt nach der „Mobilisierung der Schwulenbewegung“ für eine Gleichstellung von Homo- und Heterosexualität.

Alte Geschichten? Schon recht, die Akteure drücken sich heute anders aus, und die Bundestagsdrucksache 10/2832 vom 4. Februar 1985 würden die Grünen so heute wohl auch nicht mehr einbringen. Dennoch ist der Blick zurück lehrreich, denn er erinnert an gern Übersehenes.

Es gibt vielfältige kausale Linien und Zusammenhänge zwischen den Ideologen der politisch gemeinten „sexuellen Revolution“, die schrankenlose Promiskuität zur Überwindung des „autoritären Charakters“ predigten, dem Kreuzzug der 68er-Bewegung für eine „neue Sexualmoral“, den Grünen als deren Generationenpartei, den Lobbys und Subkulturen von Homosexuellen und Pädophilen als vorpolitischem Nährboden der Gesellschaftsveränderung – und einem von der Zerstörung von Bindungen, Werten und zivilisatorischen Hegungen begünstigten Anwachsen des sexuellen Mißbrauchs von Kindern.

Gralshüter des Achtundsechziger-Erbes

Diese Erkenntnis ist im Grunde ein alter Hut. Der Augsburger Bischof Walter Mixa sprach, durchaus differenzierend, eine Binsenwahrheit aus, als er den sexuellen Kindesmißbrauch ein „verbreitetes gesellschaftliches Übel“ nannte, an dem die „sogenannte sexuelle Revolution (…) nicht unschuldig“ sei. >>

Die hysterischen Reaktionen und Verdammungsrufe der Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und ihrer medialen Nachbeter waren selbst ein sicheres Indiz, daß Mixa hier einen wunden Punkt getroffen hatte, dessen Erörterung zum Schutze der eigenen Lebenslügen nach Möglichkeit bereits im Ansatz erstickt und diskreditiert werden sollte.

Sichtlich peinlich sind den Gralshütern des Achtundsechziger-Erbes deshalb die Mißbrauchsberichte von der hessischen „Odenwaldschule“. Dem langjährigen Leiter Gerold Becker, der 1972 aus dem reformpädagogischen Institut ein Labor der Gesellschaftsveränderung machte, schlägt anders als katholischen Sündern in den linksliberalen Medien viel Nachsicht entgegen. Man habe „eine libertäre Sexualmoral, die auf Emanzipation angelegt ist, für sexuellen Mißbrauch und sexuelle Ausbeutung benutzt“, wiegelt Daniel Cohn-Bendit, selbst ehemaliger Odenwald-Schüler, mit der üblichen Vernebelungstaktik ab: Der Linke hat’s ja immer nur gut gemeint und das Beste gewollt.

Selbstgerechtes Ablenkungsmanöver

Was aber, wenn gerade die zum Dogma erhobene Libertinage Repression und Mißbrauch hervorbringt, wie auch so mancher Bericht aus der Odenwaldschule nahelegt? Die Cohn-Bendits und Claudia Roths dieser Republik machen es sich leicht: Für sie ist die „repressive Sexualmoral“ der „Vor-68er“ an allem Übel schuld und das bewährte Feindbild katholische Kirche der wohlfeile Sündenbock.

Es wird Zeit, dieses sattsam bekannte Argumentationsmuster als das zu durchschauen, was es ist: ein selbstgerechtes Ablenkungsmanöver. Es gäbe noch andere Fragen zu stellen als die nach immer neuen Entschuldigungen katholischer Würdenträger für zum Teil jahrzehntealte Verfehlungen einzelner. Was hat die fortschreitende Sexualisierung der Kinder- und Jugenderziehung, die inzwischen in regierungsamtlichen Broschüren angekommen ist, angerichtet? Welche Rolle spielen sexualpolitische Lobby- und Interessengruppen heute? Und sind bei den Grünen wirklich alle von den sexualideologischen Radikalismen der frühen Jahre kuriert?

Warum kann ein der Verführung Minderjähriger schuldiger prominenter Regisseur so selbstverständlich mit der großzügig entschuldigenden Solidarität linksliberaler Kulturmilieus rechnen? Und welche Seilschaften haben eigentlich den Leiter der Odenwaldschule so lange gedeckt? Für eine wahrhaft unabhängige Untersuchungskommission gäbe es in der Tat einiges aufzuklären.

JF 12/10

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