Ein Massengrab mit 2.000 nackt verscharrten Leichen wird mit einem Bagger ausgehoben und die Skelette von Bauarbeitern geborgen. Der Bürgermeister stellt sich hin und behauptet, Kugeln seien während der Exhumierungen nicht gefunden worden. Aber in vielen Schädeln gibt es Einschußlöcher, und das, was geschieht, ist keine Exhumierung, sondern ein grobes Ausbuddeln. Knochen zersplittern, unersetzliche Spuren verwischen, die Würde der Opfer wird ein weiteres Mal geschändet. Ob es sich bei dem Grab um einen Granattrichter oder um eine absichtlich ausgehobene Grube handelt, wer kann das später noch feststellen? Sicher ist bisher nichts, nur, daß die Toten Deutsche sind. Vom würdevollen Umgang mit den sterblichen Überresten erzählt die Stadtverwaltung jedem, der es hören will. Die Praxis folgt anderen Gesetzen. Der aufsichtführende Archäologe, vom Hotel-Investor bezahlt, räumt ein: Der Bagger ist notwendig, der Schnelligkeit wegen, Zeit ist Geld, auch in Polen, und für Schaufel und Pinsel reichts eben nicht. Eine Stellungnahme der Bundesregierung? Vernehmliches Schweigen, das Auswärtige Amt verweist in der Angelegenheit lapidar auf die Zuständigkeit der Deutschen Kriegsgräberfürsorge. Empathie für unsere Toten, Einsatz für deutsche Belange Fehlanzeige.
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